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Inhalt 09/03

Eine seltsame Begegnung
gepostet am 10. bis 23.09.2003
 
Dark-Druid

twas regte sich in der Dunkelheit unter einem dichtbelaubten Baum. Langsam erhob sich eine breitschultrige, in einen nachtschwarzen Kapuzenmantel gehüllte, Gestalt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Ein kleiner Funke sprang plötzlich auf, entzündete einen kleinen Zunderhaufen, ein schwacher Lichtschein tauchte den Vermummten in einen blutroten Schimmer. Es schien so, als ob das Feuer aus eigener Kraft schweben würde, als es von einer schwieligen Hand emporgehoben wurde, den würzig duftenden Tabak der Pfeife entflammte, welche der Bandit im Mundwinkel hielt. Unscheinbare Rauchschwaden erhoben sich über der Pfeife, im Dunkel fast unsichtbar. Druid hatte nachgedacht, war zu dem Entschluss gekommen, dass er noch nicht bereit für einen Drachen war - Sly würde ohne ihn wohl besser auskommen, wäre er doch eher eine Last als eine schlagkräftige Unterstützung. So setzte er nun sein vorheriges Vorhaben in die Tat um, lange genug hatte er wohl nun gewartet und über den genauen Sinn des vergilbten Papiers nachgedacht, welches er gefunden hatte. Er würde nach Gorthar gehen und den Dingen auf den Grund gehen.

Seine wenigen Habseligkeiten waren gepackt, in den tiefen Taschen seines wärmenden, schwarzen Mantels verstaut oder an seinen ledernen Gürtel gebunden. Sein Schwert und sein Streitkoben waren umgebunden, klapperten mit jedem Schritt, den er über den Hof tat, leise an seinen Seiten, stießen an die kleinen Metallverstärkungen seiner schweren Banditenrüstung.

Noch einmal blickte Druid sich um, sah zurück zu den leuchtenden Fenstern der Taverne.
Dann stapfte er davon...

Dark-Druid

us der Dunkelheit der Nacht schälte sich eine Gestalt, die den Weg durch den Wald entlang schritt. Umrisse wurden erkennbar, breite Schultern, in deren Mitte ein rotes Licht hin- und hertanzte, zeichneten den Mann aus, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Im Mondlicht blitzten vereinzelt zwei Waffen an des Kämpfers Seiten auf. Langsam wurde das Knirschen seiner Schritte auf dem Kiesboden hörbar, mischte sich mit dem Rauschen der Bäume und dem leisen Zirpen der Grillen. Mit einem Mal schob sich eine schwarze Wolke vor die fahle Scheibe, die am Himmel hing, Dunkelheit verschlang den Banditen wieder, einzig das leise Glimmen seiner Pfeife blieb erkennbar.
Kalt war es geworden, Druid schlang seinen weiten Mantel etwas enger um sich. Schweigend stapfte der Bandit weiter, sein Ziel war vorerst das Minental, dann das Lager der Amazonen, von dem aus er nach Gorthar, zur wahrscheinlichen Lösung seiner Fragen, übersetzen konnte. Ein Blatt streifte sein Gesicht, das kalte Wasser des Regens, der kürzlich gefallen war, schickte einen Schauer über seinen Rücken, leicht richteten sich die feinen Haare an Armen und Nacken auf, als sich eine Gänsehaut ihren Weg durch Druids Körper bahnte.
Abrupt blieb er stehen... war da nicht was? Vorsichtig sah er sich um.
Da, da war es wieder. Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein schwarzer Schatten dicht neben ihm durchs Unterholz.
Schabend glitt die scharfe Klinge seines Schwertes aus der Scheide, fand sicheren Halt in der starken Hand des Banditen...

Rascar

n der Dunkelheit schlich eine dunkle, hagere Gestalt vorsichtig und ungesehen durch das Unterholz des Waldes. Den Mantel weit zurückgeschlagen, die Kapuze tief in das erfahrene, wettergegerbte Gesicht gezogen. Selbstsicher zog Rascar unter den Bäumen umher, selbst mit geschlossenen Augen hätte sich der Waldschrat hier nicht verlaufen, der Wald war sein Zuhause, sein Reich. Kaum wer konnte ihm hier das Wasser reichen. Gedankenverloren ließ er sich einen Baumstamm hinunter sinken, strich behutsam über Wolfszahn, sein Jagdmesser. Die rasiermesserscharfe Klinge hatte schon so manchen unvorsichtigen, oder gar unhöflichen Menschen sein ach so teures Leben gekostet. Genüsslich biss der Wanderer in die grüne Schale eines frühreifen Apfels, schmeckte die wunderbare Vollkommenheit des Naturerzeugnisses. Was die Menschen der Natur, vor allem den wildlebenden Tieren antat war scheußlich. Aus purer Profitgier oder der schnöden, blutrünstigen Lust am Töten verloren täglich Hunderte von Lebewesen ihr Leben.
Tiefe Furchen fraßen sich in die raue Stirn Rascars, als er darüber nachdachte.

Plötzlich horchte er auf. Hatte er da nicht etwas gehört?
Da war es wieder - ganz eindeutig kam dort wer über den Weg, in dessen Nähe er saß. Von einem auf den anderen Moment war er verschwunden, nur ein paar bebende Äste zeugten noch von seiner vorherigen Anwesenheit.....

Dort lief er, der Verursacher des Knirschens auf dem Kiesweg. Von seinem Baum herab beäugte Rascar den Vorbeiziehenden. Kaum zu erkennen war er, selbst für Rascars scharfe Augen war schwer zu sehen, wer dort vorbei ging. Gekleidet in einen fast so schwarzen Mantel wie er selbst, die Kapuze aufgezogen. Dann sah der Beobachter das, was ihm über die grobe Identität des Unbekannten Aufschluss verschaffte: Der Zipfel einer Rüstung ragte aus dem Mantelkragen hervor, wies ihn eindeutig als einen der Banditen aus, die sich vor einiger Zeit hier in der Nähe, in der Burg oberhalb des Hofes dieses goldgierigen, fetten Schweines Onar, eingenistet hatten. Ihre Kollegen, die Söldner, welche den Hof "bewachten" waren keinen Deut besser als sie - ruchlos zerstörten sie, was die Natur in vielen Jahren und Jahrzehnten hervorgebracht hatte. Ein guter Grund sich diesen Gesellen dort unten einmal genauer anzusehen.
Geräuschlos ließ der Waldschrat sich an dem Baum herab, kam sanft auf dem weichen Waldboden auf. Sein ewig treuer Begleiter, Wolfszahn, fand seinen Platz in Rascars Hand. Herantastend umkreiste er den Banditen, näherte sich ihm mit routinierten, vorsichtigen Schritten.
Mit einem mal blieb sein Opfer stehen. Anscheinend hatte er ihn bemerkt er schien nicht wohl nicht so dumm zu sein, wie er aussah. Nun, da sich das Schwert seines Gegners schon in dessen Hand befand, hieß es vorsichtig, aber schnell sein. Argwöhnisch grinsend hob Rascar einen Stein auf - Ablenkung war genau das, was er nun brauchte. Schnell huschte er hinter dem Kerl her, gerade so, dass dieser, als er sich umwandte noch seinen Mantel im Wind flattern sah. Plötzlich verursachte etwas hinter Druid ein lautes Knacken. Ruckhaft schnellte er herum, beäugte grimmig die Stelle, aus der die Geräusche herrührten.
Das war der Moment auf den Rascar, welcher gerade den Stein geworfen hatte, gewartet hatte - er sprang aus dem Unterholz hervor, schloss seine Hand fest um den Mund des Banditen, zog den Überraschten mit einem Ruck mit dem Rücken an einen dicken Baumstamm.
Nur einen Sekundenbruchteil später spürte Druid, dem die Pfeife aus dem Mundwinkel gefallen war, den kalten Stahl des Messers an seinem Kehlkopf, blickte in ein, zu einer grotesken Grimasse verzerrten, Gesicht. Stechend scharfe Augen blickten ihn an, schienen fast belustigt seinen Schrecken aufzusaugen.
"Ich grüße Euch, Bandit..."
Leise, aber geschnitten scharf hauchte Rascar diese Worte.
"Wohin des Wegs, zu so später Stunde?"
"Ich wüsste nicht, was Euch das angeht... Doch mir scheint, es bleibt mir nichts anderes übrig, als Euch mein Vorhaben zu unterbreiten."
Gezwungen presste Druid diese Worte hervor, wagte er doch kaum zu atmen, angesichts der scharfen Klinge, welche an seiner Kehle ruhte.
"Mein Weg führt mich nach Gorthar... ich suche Antworten auf einige... Fragen."
"Nun, gebt mir einen Grund, warum ich Euch überhaupt so weit kommen lassen sollte? Ihr seid es nicht wert, zu Leben. Kein Erbarmen zeigt auch den Tieren gegenüber, die Ihr tötet, Ihr und Eure ‚Kollegen'. Sagt mir - wie viele Wölfe und Molerats, wie viele Scavenger und Schafe fanden schon ihr Ende in Eurer Klinge? Ihr seid doch alle vom gleichen Schlag..."
"Nein, Ihr kennt mich nicht! Ich bin nicht so, wie die anderen - ich... ja, ich mag Tiere..."
"Warum sollte ich Euch glauben?"
"Lasst es mich beweisen! Von... von mir aus begleitet mich auf meinem Weg nach Gorthar... Ich werde Euch zeigen, dass Ihr Euch in mir geirrt habt!"
Eine Sekunde zögerte der Wanderer noch, sah noch einmal suchend in die Augen Druids. Dann, unvermittelt, nahm der das Messer von der Kehle des Banditen.
"Nun gut... ich will Euch glauben... aber gnade Euch Donnra, wenn ich erkennen sollte, dass Ihr gelogen habt..."
Schabend glitt erst die Klinge Druids, dann Wolfszahn wieder in ihre Betten...
Der Bandit schickte sich an weiter zu gehen und Rascar folgte der Aufforderung - er hatte sich vorgenommen, Druid zu begleiten....

Dark-Druid

rholt und ausgeschlafen erwachte Dark-Druid, schälte sich aus der Decke, die ihn und seine Bettrolle bedeckte. Rascar war schon auf und saß, an einem Ast herumschnitzend, am Feuer, um das die Beiden ihr kleines, provisorisches Lager errichtet hatten. Klebriger Tau rann die Blätter herab, sammelte sich an ihren Spitzen zu großen, durchsichtigen Tropfen und fielen dann zu Boden oder auf ein weiteres Blatt um das Spiel erneut zu beginnen. Druid fasste langsam Vertrauen zu dem komischen Kerl, der ihn letzte Nacht aufgegriffen hatte. Der Bandit hatte ihm sein Vorhaben aufgezeigt und das, was ihm bisher zu den Hünengräbern und den "Geistern der Wahrheit" aus der Bibliothek des Kastells bekannt war, unterbreitet. Rascal schien tatsächlich vorzuhaben, ihn zu begleiten... Nun, es sprach nichts dagegen, denn nach der etwas "unfreundlichen Begrüßung" hatte Druid nicht das kleinste Fünkchen von Feindseligkeit erfahren müssen...
"He, Druid! Habt Ihr Appetit auf eine Moleratkeule?"
Etwas ungläubig sah sich der Angesprochene um und erblickte Rascar, der mit einer Fleischkeule auf dem Boden saß und ihn fragend ansah. Der Wanderer bemerkte den etwas befremdeten Ausdruck in Druids Augen.
"Oh... Ihr müsst wissen, ich jage Tiere, ja. Doch nicht zum Spaß oder aus der puren Lust am Mammon. Ich mache dies nur, wenn es notwendig ist - und Essen ist nun mal notwendig. Nur von Früchten und Beeren kann niemand leben..."
Verschmitzt grinste er den Banditen an, der schließlich zugriff.

Als alles wieder Zusammengepackt und verstaut war, setzten sie den Weg fort. Ihr Ziel war vorerst das Minental. Wenn sie gut durchkämen, könnten sie noch heute im Amazonenlager ankommen...

Rascar

iefe Nacht war es geworden, Dunkelheit umfing die kahlen Bäume des Minentals wie ein tödlicher Schleier, den letzten Funken Licht, was hier noch etwas am Leben erhielt, aufsaugend wie ein gieriger Schwamm. Eine große, schwarze Krähe, die, wie ein bösartiger Schatten, im Geäst eines der kahlen Bäume prangte, ließ ihren krächzend-kehligen Ruf verlauten, einem dunklen Omen gleich, vor der Zukunft warnend. Widerwärtig stachen ihre, im Mondlicht etwas glänzenden Augen hervor, beäugten die Wildnis um sich mit wachsamen Blicken. Etwas, kaum auszumachen, doch für die Augen des großen Vogels gerade noch sichtbar, streifte in der Nähe durch den Wald. Eine Person, nein sogar zwei Personen schlichen durchs Unterholz. Ihre Mäntel, schwärzer als die Nacht, umschlangen ihre Körper, der eine massig, mit breiten Schultern, der andere, etwas größere als der erste, doch hagerer und schlanker. Schlangenartig und sicher wirkten seine Bewegungen. Die Gesichter waren nicht zu erkennen, kein einziger Strahl des Mondlichtes drang durch die weiten Kapuzen, die sich beide tief ins Gesicht gezogen hatten.
Ein Ast brach in der Nähe - als sich die Krähe wieder umwandte, waren die beiden Gestalten verschwunden...

Bald waren Rascar und sein Gefährte Druid aus dem Minental wieder heraus. Doch noch waren sie in Reichweite der orkischen Belagerer der Burg der Paladine. Keine gute Gesellschaft, so mochte man meinen. Vorsichtig pirschten die Wanderer weiter, ganz in der Nähe hatten sie die urzeitlich anmutenden Schrei der Grünfelle gehört - eine Patrouille musste hier herumschleichen. So schnell es ging, ohne Geräusche zu verursachen, kauerten sie sich in den Schutz eines verdorrten, blattlosen Busches. Zwar war er kahl, doch in Verbindung mit ihren Umhängen waren die beiden Männer nahezu unsichtbar. Rascar tat es in der Seele weh, den einst so prächtig grünenden Wald des Minentals in diesem traurigen, verwahrlosten Zustand zu sehen.
"Verfluchte Orks!"
Leise presste er den Fluch zwischen seinen Lippen hervor und spuckte aus. Doch hielt er sich mit weiteren Kraftausdrücken zurück, denn just im gleichen Moment kam die Orkstreife in sein Blickfeld. Seicht tippte er Druid auf die Schulter, wies mit dem Finger auf die nahende Gruppe. Der verstand und duckte sich noch ein Stück weiter zu Boden, kaum zu atmen wagte er bei der drohenden Gefahr.
Nur einige Meter von ihrem Versteck entfernt riss der Ork, der den Dreiertrupp anscheinend anführte, die Hand, zur Faust geballt, nach oben. Sofort blieben seine Untergebenen, wie zur Salzsäule erstarrt, stehen und rührten sich nicht. Misstrauisch blickte sich der Anführer um, es schien so als würde er die Luft auf Gerüche überprüfen, denn schnüffelnde Laute drangen an die Ohren der Beiden,
 

die sich im Verborgenen aufhielten. Hatte der Ork sie etwa gewittert? Nach einigen Sekunden aber gab er das Zeichen zum weitergehen und die übrigen folgten ihm widerspruchslos. Wenige Minuten später war der Trupp gänzlich aus dem Blickfeld Druids und Rascals verschwunden, deutlich ließ ihre Anspannung, begleitet von einem lauten Seufzer, nach.
"Weiter!"
Geschnitten scharf drang das Wort aus dem Munde des Waldschrates. Der Weg ging also weiter.

Eine knappe Stunde später waren sie am Pass angelangt, der zur Küstenebene führte. Rascal blickte sich noch einmal um, warf einen letzten Blick auf das zerstörte Minental - ein weiterer Stich durchfuhr sein Herz... Dann stieg er, gefolgt von Druid, den Weg hinauf...

Dark-Druid

wei dunkle Gestalten schälen sich aus der Nacht, verdrängten die Monotonie des kahlen Steins, die hier vorherrschte. Ein rauer Wind schlug den beiden Wanderern entgegen, vertrieb durch seine Eisige Berührung die Müdigkeit aus ihren Knochen, spendete belebende Erholung. Die bewegten Lüfte, die eisige Faust Adanos', konnte Erholung bringen oder Schiffe antreiben, gleichsam aber auch Chaos und Leid über das Land bringen, wenn sie die Wellen zu haushohen Wänden auftürmte. Adanos erhielt oder zerstörte - er wahrte das Gleichgewicht, machte die Welt zu dem, was sie war: Keine Fessel, die jede Bewegung weg vom Pfade des Lichts verhinderte, doch auch nicht das alles umfassende Chaos...

Ruhig schritten Rascar und Druid dahin, schweigend, Seite an Seite. Die anfänglichen Meinungsunterschiede waren nicht mehr erkennbar...
"Ich nehme an, Ihr kennt die geheime Kombination, die für das Tor zum Amazonenlager notwendig ist, Druid?"
"Was für ein Tor? Bisher bin ich nur auf dem Seeweg zum Amazonenlager gelangt..."
Verdutzt schaute der Bandit seinen Gefährten an...
"Nun, denn wird das Lager der Kriegerinnen wohl die falsche Adresse für uns sein... Die nächste Gelegenheit zur Überfahrt nach Gorthar bietet sich in Drakia. Das kennt Ihr aber doch, nicht wahr?"
"Ja, Drakia ist mir bekannt. Erst kürzlich war ich selber dort..."
"Also dann... auf nach Drakia. Doch seid Ihr sicher, dass wir noch heute Nacht in die Stadt gehen wollen? Mir behagt die Vorstellung in einem dieser modernen Gasthäuser zu übernachten nicht. Lieber bliebe ich draußen, vor den Toren der Stadt..."
"Wenn Ihr es wünscht... mir macht es nichts, mit Euch draußen zu bleiben...."

Etwas später kam die Siedlung, das Tagesziel der Beiden, in Sichtweite. Etwa fünf Wegminuten vor der Stadtmauer, welche die bewohnten Häuser vor Angriffen schützen sollte, hielten Druid und Rascar an. In einer etwas größeren Kuhle fanden sie Schutz vor dem scharfen Seewind und breiteten ihr kleines Schlaflager aus. Mit einigen zusammengeklaubten Ästen wurde rasch ein Feuer entzündet. 2 kleine Moleratkeulen für jeden, über der Flamme gut durchgebraten, mussten als Abendessen herhalten. Nach einiger Zeit kehrte Ruhe ein, gleichmäßiges Atmen mischte sich mit dem Heulen des Windes, wurde davongetragen wie eine Daunenfeder... dann waren Druid und Rascar eingeschlafen...

Rascar

chaukelnd trieb ein kleines Ruderboot auf den Wellen umher, schien wie ein Spielball des grünen Meeres, immer Gefahr laufend, durch eine Welle einfach zu kentern und alle Fracht, sei es lebendig oder nicht, mit sich auf den sandigen Grund zu ziehen. Irgendwann würde es angespült und entweder Opfer der Strandräuber, die an einigen Küstenstrichen vertreten waren, oder ein gefundenes Fressen für Bluthunde, oder was sich sonst noch in den steinigen Gebieten der Küste herumtrieb.
Beim näheren Hinsehen fiel auf dem Boot etwas auf - zwei vermummte Gestalten saßen darin und es wurde immer deutlicher, dass das Gefährt wohl doch nicht so ziellos umherschwamm, sondern stattdessen auf Gorthar zuhielt. Für beide Insassen der Nussschale würde es das erste Mal werden, das sie das Südland betreten, doch sicher nicht das Letzte...

Für ein geringes Entgeld hatten sie die kleine Schaluppe von einem, in Drakia ansässigen, alten Mann gekauft, der, laut eigener Aussage, eh nicht mehr auf den Fjord hinausfuhr. Somit hatte er auch keine Verwendung für das alte, aber immer noch gut erhaltene Ding. In den Augen der Neubesitzer ein Schnäppchen....

Eine gute Zeit lang waren sie nun schon gerudert, als Rascars scharfe Augen langsam die Häuserspitzen von Gorthar Stadt aus dem Nebel herausragen sah - eine zackige Bergspitze war über Alldem auszumachen, der Göttersitz und die Luzkanzacken.
Bald würden die beiden Reisenden an der nächsten Station ihres Weges angekommen sein.

Dark-Druid

it einem dumpfen Knall fiel der, in dickes, rissiges Leder eingebundene, Buchdeckel wieder auf die vergilbten Pergamentseiten, schleuderte dabei eine riesige Staubwolke empor und brachte die Kerze, welche etwas Licht in das, durch den rigorosen Verzicht auf Fenster, dunkle Gebäude. Knisternd wurde eine große Karte entrollt, schwielige Finger rutschten reibend über raues Pergament, zeichneten Bahnen, formten Wege und Routen. Dann, mit einem Mal, ruhte die braungebrannte Hand auf einer Stelle...
"Da muss es sein...."
Ruckhaft warf Druid seine Kapuze zurück, beugte sich noch einmal prüfend über die schematischen Aufzeichnungen der Landschaft Gorthars, überschaute die Karte noch einmal mit kritischen Blicken. Vor ihm aufgetürmt war ein unwahrscheinlicher Stapel von Büchern, neben dem ein wahrer Haufen von zusammengerollten Karten oder uralten Schriftstücken lag. Er hatte nun die Erkenntnisse die er brauchte um den Ort zu finden, nach dem er suchte...
Seltsamerweise war in allen Schriften, die er darüber fand, niemals ein Name für die geheimnisvolle Stätte niedergeschrieben - auffällig oft dagegen war ein Wort benutzt...
"Wahrheit..."

Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Gesichtszüge, als er sein Gesicht wieder mit der Kapuze seines nachtschwarzen Mantels verbarg und sich langsam und bedächtig von seinem Schemel erhob. Wie zufällig ging er rückwärts in Richtung der Bibliotheksaufsicht, die die Vorgänge in diesem Gemäuer, welches alles niedergeschriebene Wissen Gorthars enthielt, überwachte. Ungefähr zweieinhalb Fuß vor dem Wachmann blieb er stehen, wartete wenige Sekunden.
Ansatzlos schnellte sein rechter Ellebogen nach hinten, krachte mit wahnwitziger Wucht gegen den Kiefer des Unvorbereiteten, der mit einem unschönen Knacken nachgab. Haltlos brach der Städter zusammen, schlug dumpf auf dem Boden auf, auf dem sich eine kleine Blutlache um das Kinn des Bewusstlosen entwickelte. Ungerührt hob Druid den Körper auf, trug ihn, gleichsam einer Braut, die über die Schwelle gehoben wurde, in eine dunkle Ecke.
"Mach mal Platz!"
Plötzlich rührte sich etwas im Dunkel, ein zuvor fast unsichtbare Gestalt schälte sich aus dem Schatten. Genauso vermummt wie der erste stand er auf, stellte sich neben seinen Gefährten, der währenddessen den Niedergeschlagenen in die kleine Aussparung legte, ihn so für die Augen derer, die Ahnungslos diese Stätte des Wissens betreten würden, verbarg.
Während Druid die Karte zusammenrollte und sie unter seinem Mantel versteckte, wischte Rascar die Blutlache am Boden, sowie die kleinen Spritzer des dunkelroten Lebenssaftes vom Regal weg, schmiss den Lappen dann in die Ecke, in der auch der Wachmann lag. Als sie die Bibliothek wieder verließen, sahen sie die fragenden Gesichter der draußen postierten Wachangestellten, die sich vermutlich wunderten, warum ihr Kollege den Raum nicht mit diesen zwielichtigen Gestalten verließ.
"Er räumt noch unsere Bücher fort..."
Ein wissendes Lächeln entstand, ungesehen für die Wachen, auf dem Gesicht Rascars...

Geblendet kniffen die beiden Wanderer ihre Augen zusammen, als sie wieder auf die Straße traten. Kinder- und Marktgeschrei war hier allgegenwärtig, dröhnten unbarmherzig in den Ohren, drohten, die Trommelfelle zerreißen zu wollen. Zügig schritten die beiden Mantelträger aus, um diese vermaledeite Stadt zu verlassen, in der sich übermäßige Menschentrauben fluchend und schimpfend durch die verdreckten Straßen schoben, in denen es abartig nach Fäkalien und Abfall stank. Am helllichten Tage standen die Dirnen hier, in den etwas abseits gelegeneren Nebenstraßen, warteten nur darauf, sich für einen Hungerlohn an ihre Freier verkaufen zu können, um ihr beklagenswertes Dasein noch etwas länger erhalten zu können...
"Was jetzt, Druid?"
"Warte, Rascar... ich erklärs dir, wenn wir draußen sind."

Dark-Druid

ruid rollte die große Kate aus Pergament wieder zusammen, und stand auf. Gerade hatte er seinem Reisegefährten beschrieben, wo sie die Hünengräber zu suchen hatten und auf welchem Wege sie dort am schnellsten hingelangen würden. Ein anstrengender Marsch von einigen Tagen Dauer lag vor ihnen. Noch einmal ließ Rascar sich die wichtigsten Aussagen des Banditen durch den Kopf gehen. Ihr Ziel läge wohl in einem der großen, hier in Gorthar oft vertretenen, Waldgebiete. Diese Tatsache stimmte den Waldschrat freudig, denn auch die großen Waldgebiete Khorinis' waren seine liebste Umgebung. In den riesigen, dicht bebaumten Tälern war er zu Hause, dort streifte er ständig umher, befreite Tiere aus den tückischen Fallen der Jäger, oder pflegte, so gut es mit seinen bescheidenen Mitteln möglich war, die Pflanzen.
Auch der Weg dorthin würde überwiegend durch Wälder führen - angenehm, aber gefährlich. Sollte man Gerüchten Glauben schenken, waren die Räuberbanden hier in Gorthar weitaus aktiver und auch häufiger vertreten als in Khorinis. Dies schien jedoch den Enthusiasmus, den Druid der Sache entgegenbrachte, nicht sonderlich zu trüben. Mit gleicher Entschlossenheit wie auch zuvor hatte dieser sein Ziel vor Augen und war, so wie es aussah, von nichts auf der Welt davon abzubringen.

So setzten die beiden ihren Weg fort, die gorthorianischen Stadtmauern im Rücken, am Horizont einen Wald vor sich, der heute noch erreicht werden wollte, und ein Ziel vor dem geistigen Auge...

Rascar

eit dem letzten Tage waren Druid und Rascar schon um einiges weitergekommen, hatten ein gutes Stück des Weges bereits hinter sich gelassen. Sollten sie fähig sein, dieses Tempo durchzuhalten, und das war in der jetzigen Situation nicht zu bezweifeln, wären sie sicher schon morgen oder übermorgen da.
Beruhigend rauschten die Bäume des Waldes, als die Blätter und Äste durch den Wind aneinander rieben, sich berührten und den sanften Kontakt wieder lösten. Ein faszinierendes Spiel aus Licht und Schatten malte wunderschöne Bilder auf den dicht belaubten Waldboden, von Farnen und Moosen, sowie kleinen Schattengewächsen überwuchert. Die Herrlichkeit der Natur bestaunend schritten die beiden gedankenverloren unter den seicht wippenden Baumkronen her, seit mindestens einer Stunde war kein Wort gefallen, als der Bandit auf einer kleinen Lichtung stehen blieb. Weiches, saftiges Moos bedeckte auch hier die Erde, lud zu einer ausgiebigen Rast ein, welche Druid auch vor hatte zu machen... und zwar schon verbunden mit dem Aufschlagen ihres Nachtlagers.
Der klare Himmel verkündete keinen drohenden Regen, sodass man nicht fürchten müsste, mitten in der Nacht von einem Regenguss überrascht zu werden. So konnten sie sich ihre Schlafstätte ohne Bedenken unter freiem Himmel aussuchen.

Da weder Druid noch Rascal noch essbares Fleisch bei sich trugen, entschieden sie sich, sich noch einmal kurz jagen zu gehen. Gemeinsam schlichen sie durch das, sich ausbreitende, Dunkel des Waldes, durch den die Strahlen der untergehenden Sonne kaum noch drangen. Nach nur kurzer Suche fanden sie auch schon das, wonach sie gesucht hatten... Vier der riesenhaften, federlosen Laufvögel, besser bekannt unter dem Namen Scavenger, scharrten mit ihren großen Schnäbeln im weichen Waldboden nach Insekten, Würmern und Spinnentieren, bemerkten dabei nicht die beiden Schatten die sich ihnen drohend näherten.
Plötzlich sirrte etwas silbrig glänzendes durch die Luft und blieb, nur Sekundenbruchteile später, zitternd im Halse eines zu Boden gehenden Tieres stecken. Die anderen drei, aufgeschreckt von dem Angriff, stoben in alle Richtungen auseinander, als auf einmal ein zweites, schmatzendes Geräusch von dem Ableben eines weiteren Vogels zeugte, dessen Kopf nun neben Druid, der mit gezogenem, blutverschmierten Schwert in der ehemaligen Laufbahn seines Opfers stand, im Moos lag.
Gemächlich ging Rascar zu dem zu erst gefallenen Scavenger, zog Wolfszahn mit einem Ruck aus seinem Hals, wischte ihn ab und steckte ihn zurück in seinen Gürtel. Zur gleichen Zeit kam auch Druid, einen etwas kopflosen Vogel auf dem Arm, zu dem Waldschrat, der sich sein Tier gerade über die Schulter warf. So beladen ging es zurück zu dem eben auserkorenen Lagerplatz. Ein Feuer wurde entfacht und das Fleisch, was nun darüber briet, verbreitete seinen wunderbaren Duft...

(Fortsetzung auf Seite 7)