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Dark-Druid
eise
raschelte das Laub der Bäume, als ein kleiner Windstoß hindurchjagte,
sanft segelten einige Blätter in seichten, schlingernden Bewegungen
zu Boden, ließen sich geräuschlos auf selbigem nieder und
blieben regungslos liegen, als ein Ast in der Nähe unter einem
schweren Tritt zerbarst. Eine Maus schreckte fiepend auf, suchte sich
mit schnellen Bewegungen einen Weg durch das Unterholz und verschwand
im Dunkel unter einer großen, knorrigen Wurzel einer alten, stämmigen
Eiche.
Zwei schwarze Gestalten schritten langsam durch den Wald, unter der
Kapuze des Mantels einer der Personen glomm ein schwaches, rötliches
Licht, tauchte Kinn und Nase in einen leichten Schimmer. Hier, ganz
in der Nähe müsste es sein. Hier irgendwo...
Suchend wanden sich die kapuzenverhangenen Gesichter hin und her, suchende
Blicke streiften über verharzte Stämme, suchten, das Gewirr
der tiefhängenden Äste und Zweige zu durchdringen.
Den ganzen Tag über waren Rascar und Druid nun gewandert, waren
ihrem Ziel nun ganz nahe, als sich mit einem Mal eine große Lichtung
vor ihnen auftat. Sicher maß ihre Fläche einhundert Schritte,
Moos und Gras bedeckten den Boden, in der Ferne sang eine Nachtigall
ihr einsames, trauriges Lied, der Ruf eines Uhus durchbrach die Nacht.
In der Mitte der kreisrunden, baumlosen Fläche breitete eine uralte
Esche ihre weiten Äste aus, verbarg die darunter liegende Erde
vor dem Zugriff des Mondlichtes, welches die fahle Scheibe am nächtlichen,
wolkenlosen Sternenhimmel hinabsandte.
Unzählige, bläulich glänzende Lichter tanzten im Geäst
des ehrwürdigen Baumes umher, sprangen von hier nach dort, wanden
sich um die Zweige, hüpften auf und ab, von rechts nach links.
Irrlichter - selbst Rascar hatte bisher nur wenige von ihnen gesehen,
während Druid sie bisher für eine Legende hielt. Doch es gab
sie... und es schien, als würde der hiesige Platz sie anziehen.
Wie der Bandit aus den vielen Geschichten um sie erfahren hatte, zogen
vor allem magische Orte sie in ihren Bann, eine weitere Bestätigung
dafür, dass dies hier die Stelle war, nach der er suchte.
Doch der sicherste Beweis tat sich unter der Esche auf. Am Fuße
des dicken, kerzengraden Stammes stand es, das Hünengrab, das Ziel
seiner Reise. Drei mächtige Monolithen, zu einem bogenartigen Gebilde
aufgetürmt, prangten vor dem riesenhaften Baume, strahlten schon
von Weitem ungemeine Macht aus, erzeugten trotz ihrer Schlichtheit einen
überwältigenden Eindruck.
Ohne Zweifel: Dies war der Ort nach dem es Druid verlangt hatte.
Langsam und bedächtig schritten die beiden Wanderer auf die Lichtung,
ein Tier, weiter hinten auf dem Rondell hob den Kopf, verschwand dann
schnell wie der Wind zwischen den Bäumen des Waldes... täuschten
sich die Sinne der Beiden, oder trug das scheue Geschöpf wahrhaftig
ein Horn auf der Stirn?
"Ich denke, wir werden uns erst einmal schlafen legen... Ich will
mir das hier bei Licht noch einmal genauer ansehen."
Leise sprach der Bandit zu dem Waldschrat an seiner Seite, Ehrfurcht
schwang in seiner Stimme mit.
Vorsichtig schlugen sie ihr Nachtlager auf, ein Feuer war angesichts
des hellen Mondscheines unnötig. Außerdem verspürten
sie hier ein unerklärliches Gefühl der Sicherheit - als wüssten
sie, dass ihnen an diesem Ort nichts Schlimmes widerfahren würde...
Dark-Druid
in rotes,
flackerndes Licht tanzte im Dunkel über die senkrechten, feuchten,
aus festem Stein gehauenen Wände des engen, klammen Ganges. Platschend
fielen kleine Wassertropfen von der niedrigen Decke, schlugen spritzend
auf dem kalten, harten Boden auf, wurden in Hunderte, noch kleinere
Tröpfchen zerrissen. Druid und Rascar waren tief unter der Erde,
schon stundenlang führte dieser, stetig seicht abfallende, Gang
tiefer und tiefer in das Gebein Gorthars.
Die enge war bedrückend, senkte die einst grenzenlose Motivation
von Minute zu Minute, mittlerweile zweifelte der Bandit schon an seinen
Zielen, waren ihm diese doch nicht einmal wirklich bewusst. Schritt
für Schritt ging es weiter in die quälende Ungewissheit, weiter
in das Dunkel, immer näher an das, was ihrer harrte.
Des Morgens, als Druid und Rascar aufgestanden waren, war der nächtliche
Zauber vorbei. Nichts, außer dem Hünengrab, zeugte von einem
besonderen Ort, die Irrlichter waren verschwunden, sirrten nicht mehr
durch das mächtige Geäst des uralten Baumes, ließen
ihn wie eine normale, wenn auch alte und sehr große Esche erscheinen.
Doch die beiden wussten es besser, sie hatten erlebt, welche Vorgänge
sich dort ereigneten.
Im Tageslicht untersuchten sie die nähere Umgebung des Gebildes
aus drei großen Menhiren, wurden auf eine mächtige, moosbedeckte
Steinplatte aufmerksam, die freigelegt ein, den beiden unbekanntes Symbol
offenbarte. Der hohle Klang, der entstand, als Druid auf den Stein schlug
gab den darunter liegenden Hohlraum preis. Mit vereinten Kräften
schoben sie die schwere Platte beiseite, entdeckten den Gang, in dem
sie sich gerade befanden und schritten, nachdem sie eine Fackel entzündet
hatten, hinab.
Der Gang weitete sich, formte sich zu einer großen Höhle,
besser zu einer riesenhaften Halle. Der Boden, eben noch rauer Granitstein,
war hier von einer einzigen, glänzenden Marmorplatte bedeckt. Die
Wände, nicht mehr rau und spröde wie zuvor, sondern spiegelglatt,
obwohl aus festem Stein.
Doch das Sonderbarste war etwas anderes. Der komplette Boden aus weißem
Marmor strahlte ein absonderliches Licht aus, kalt, aber nicht gleißend
oder unangenehm, Fackeln waren hier nicht mehr notwendig. Die Säulen
aber, die in regelmäßigen Abständen gen Höhlendecke
wuchsen, schienen aus purer, schwarzer Materie zu bestehen, unfähig,
oder ungewillt, Licht anzunehmen. Die genaue Struktur der vermeintlichen
Stützen zu bestimmen war ein Ding der Unmöglichkeit.
Druid war sicher - die hier war der Ort, nach dem er gesucht hatte....
Rascar
taunend
sahen sich die zwei weiter um, doch schien es hier nichts zu geben,
was irgendeinen besonderen Mechanismus auslösen würde. Auch
führte kein weiterer Weg aus der Halle heraus, und nach einer ganzen
Zeit des Suchens wollten Rascar und Druid sich schon wieder auf den
Rückweg machen, als sie verwundert feststellten, dass es keinen
Ausgang mehr gab, auch nach etlichen Umrundungen des Gewölbes ward
nichts gefunden, was auch nur im Geringsten auf eine ehemalige Existenz
eines Selbigen wies. Alle Wände, abschließend auf dem hellen,
geheimnisvoll schimmernden Marmor, waren aus dem selben, spiegelglatt
gehauenen Granit gearbeitet, die schwarzen, scheinbar alles Licht verschluckenden
Säulen gaben auch keinen Hinweis. Es schien aussichtslos. Resignierend
ließ der Bandit sich nieder, hoffte darauf, dass sich irgendwann
wieder ein Ausgang auftäte.
"Willkommen, Suchender!"
Donnernd hallten zwei mächtige, tiefe Stimmen durch die Halle,
wurden von den glatten Wänden vielfach zurückgeworfen. Im
exakt selben Rhythmus und Tonfall sprachen sie die Worte. Erschrocken
sprang Druid auf die Füße, hatte seine Hand schon am Schwertgriff.
"Wer seid Ihr?"
"Wir sind die Geister der Wahrheit. Und wir wissen, warum du uns
aufsuchst! Auch wenn du dir dem nicht bewusst bist, sucht doch dein
Unterbewusstsein nach deiner wahren Identität, deinem wahren Ich!
Doch nur dir sei es erlaubt, unsere Dienste in Anspruch zu nehmen, Suchender!
Dein Gefährte wird diese heiligen Hallen nun verlassen..."
Rascar sah sich misstrauisch um, wandte den Kopf hin und her, als er
mit einem Mal erstarrte, er sich nicht mehr rühren konnte. Ein
plötzlich erscheinendes, rot-oranges, waberndes Licht umschloss
erst seine Füße, arbeitete sich langsam zu seinem Bauch hoch,
umschloss schließlich auch den Kopf des Waldschrates.
Dann auf ein Mal zuckte ein greller, blitzartiger Lichtschein auf, und
als Druid, vom Licht geblendet, wieder sehen konnte, war Rascar verschwunden...
Entschlossen blickte Druid wieder nach vorne, er durfte sich jetzt nicht
beeinflussen lassen.
"Nun denn, Geister der Wahrheit! Offenbart mir meine wahre Natur!"
"Selbst wir müssen erst herausfinden, welche die deine ist.
Du trägst zwei deiner Sorte in dir... ihr werdet ihm physischen
Kampf gegeneinander antreten. Doch sei gewarnt! Verlierst du ihn, wirst
du und alles, was dich ausmacht und auszeichnet mit deinem anderen Ego
verschmelzen..."
"Ich bin bereit!"
"Dann möge der Kampf beginnen!"
Ein Donner rollte, und wie aus dem Nichts war er plötzlich da...
Der andere...
Kniend ruhte er auf dem kalten Marmor, ein Knie auf dem Boden, das andere
erhoben, den rechten Ellebogen auf das gebeugte Gelenk gestützt,
die Hand zur Faust geballt, auf der der Kopf ruhte... ein langer, nachtschwarzer
Mantel bedeckte fast den kompletten Körper.
Dann erhob er sich, der Schrecken Dark-Druids, seine Nemesis.
Langsam befreite der dunkle Krieger seine Klinge aus ihrem ledernen
Bett, ließ dabei keinen Moment lang sein altbekanntes Gegenstück
aus den dunklen, böse funkelnden Augen.
Druid tat es seinem "Bruder" gleich, die kalte Schneide seines
Schwertes verließ schabend die Scheide, zuckte ein paar Mal kreisend
auf und ab, verharrte schließlich ruhig in der Hand des Banditen.
Langsam schritten die beiden gleichen und doch ganz unterschiedlichen
Kontrahenten aufeinander zu, bleiben zwei Ellen auseinander stehen.
"Dann beginnt es also..."
Dark-Druid
in wahrer
Sturm von Schwerthieben schlug den Waffen der Kontrahenten entgegen,
als sich die scharfen Klingen, kreuzten, im Sekundentakt auf und nieder
fuhren, immer wieder geblockt und pariert wurden. Ein wildes Gewitter
von Funken stob bei jedem vollführten Hieb auf.
Druid kämpfte mit seiner urtypischen Verbissenheit gegen ein ehernes
Gehäuse von blankem Hass an, drängte zurück und wurde
zurückgedrängt. Er wusste, hier galten keine ehrenhaften Regeln
oder Gnade, hier ging es gegen all die verdrängten Aggressionen,
gegen seine zurückgestellte Trauer und gegen all das, was an Boshaftigkeit
und Bösartigkeit in ihm war - ein Kampf um die Existenz der einen
Seite.
Ein schräger Hieb des dunklen Kriegers wurde geblockt von Druid,
vom Körper weggeleitet. Einen weiten Bogen beschreibend flog seine
Klinge nach vorn, prallte auf den metallenen Armschutz, den des Banditen
Ebenbild trug.
Tänzelnd umkreisten sich die beiden Kontrahenten, sprangen leichtfüßig
von Bein zu Bein, beobachteten sich, hielten nach einer Lücke in
der Verteidigung des Gegners Ausschau. Ansatzlos schnellte die Schneide
Druids nach vorne, ließ sich mitten im Angriff auf den Boden fallen
und entging so der schwarzen Bedrohung, die knapp über seinem Kopf
die Luft durchtrennte.
Beim Aufstehen wirbelte er herum, hakte sein Bein in dem des Gegners
ein und brachte ihn durch einen Ruck zu Fall. Schon wollte er sich auf
ihn stürzen, die Klinge in sein Fleisch rammen, als der Gefallene
ihm wuchtig gegen den Brustkorb trat. Zischend entwich die Luft zwischen
den zusammengebissenen Zähnen des Lees, als er zurückgeworfen
wurde.
Den Schmerz ignorierend sprang Druid schon wieder auf seinen Gegner
zu, stakkatoartig trafen sich die Schwerter, wirbelten zurück.
Die vorschnellende Faust des Banditen kollidierte krachend mit dem Unterkiefer
des Kämpen, ließ ihn ins Taumeln geraten, schon wieder suchte
seine Waffe ihren Weg zum Gegner, wurde von der Panzerung des, in letzter
Sekunde hochgezogenen Knies gestoppt.
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Bunte
Lichter explodierten schmerzhaft vor Druids Augen, als das Heft des schwarzen
Schwertes heftig gegen seine Schläfe krachte.
Tief stieß der Stiefel des schwarzen Kämpfers in des Banditen
Magengrube, hob ihn mit brachialer Gewalt von den Füßen, ließ
ihn hart auf dem marmornen Boden aufschlagen und noch einige Meter weiterrutschen.
Seine Klinge glitt ihm aus der Hand, schlug mit einem lauten Scheppern
auf dem Boden auf und glitt kreischend auf dem glatten Grund davon.
Siegessicher schritt der vermeintliche Gewinner auf den am Boden Liegenden
zu, klackend hallten die eisenbeschlagenen Stiefelsohlen auf dem Boden,
verkündeten das sichere Ende des Banditen...
Nur wenige Meter trennten nun noch Druid und das Unvermeidliche, als der
scheinbar Besiegte sein Messer aus dem Stiefel riss und dem Dunklen entgegenschleuderte.
Das Messer fand sein Ziel, bohrte sich tief in weiches Fleisch, blieb
zitternd stecken. Derweil war der Bandit aufgesprungen und zu seinem Schwert
gehechtet, welches er nun wieder kreisend in der rechten Hand wirbelte.
Doch schien der Schmerz seinen Kontrahenten nicht zu behindern, versetzte
ihn eher in eine Art Kampfrausch. Mit wutverzerrtem Gesicht raste er auf
sein Opfer zu, ließ Schläge von unvermuteter Kraft und Schnelligkeit
auf die verzweifelte Verteidigung des Steinmetzes niederfahren. Ein wütender
Sturm ging auf ihn nieder, drängte ihn Meter für Meter zurück.
Ein Schlag gegen die Stirn ließ Druid straucheln und sein Gegner
holte zum finalen Schlag aus. In letzter Sekunde wurde das Schwert zum
Schutze hochgerissen, doch war Sicher, dass die stählerne Klinge
dieser Gewalt nicht gewachsen war.
Mit einem ohrenbetäubenden Knall zerbarst die Klinge in sechs Teile,
die haltlos durch die Luft trudelten und dann klirrend auf dem Marmor
aufschlugen...
Mit einem widerwärtigen Geräusch bahnte sich die dunkle, schmale
Schneide des Siegers in das saftige Fleisch des Besiegten, zerteilte Muskeln,
Blutgefäße und Organe gleichermaßen, ließ Druid
den dunkelroten, magischen Lebenssaft spucken.
War dies das Ende des Banditen?
Langsam erhob sich sein Geist über das Szenario, traurig beobachtete
er, wie der schwarze Krieger Druids leblosen Leib auf die Erde fallen
ließ, niederkniete und sein Schwert gen Boden stützte.
Ein Beben ging durch die Klinge, setzte sich langsam in den Marmor fort,
kroch weiter und weiter, ließ schließlich die ganze Halle
erzittern.
Von einem Donnern begleitet wurde die schwarze Waffe in die Höhe
gerissen, eine peitschende Entladung schlug, von der Schwertspitze ausgehend,
in der Decke ein.
Augenblicklich wurde der Geschundene Leib des Lees in die Höhe gerissen,
schwebte mit ausgebreiteten Armen in der Mitte des mächtigen Gewölbes,
umgeben von einem grellen, blauen Leuchten.
Des Toten Seele wurde ruckartig zurück in seinen Körper gerissen,
während der Kämpfer, der noch am Boden kniete, sich plötzlich
auflöste und an seiner Stelle blutrote Lichtpartikel auftauchten.
Von einem gellenden Schrei unterstützt, stießen diese Dinger
in die noch offene Wunde des Stichs in Druids Brust, drangen ein. Druids
Geist spürte förmlich, wie brennende Fühler nach ihm tasteten,
ihre glühenden Fänge um ihn schlangen, ihn schließlich
voll und ganz vereinnahmten....
Mit einem letzten Donnern fiel Druid hinab, schlug dumpf auf dem Boden
auf. Sekunden später erwachte er, richtete sich auf...
Plötzlich wandelte sich seine Gestalt... Das weiß seiner Augen
färbte sich tief schwarz, genau wie seine Pupille, seine Gesichtszüge
verhärteten sich, die Mundwinkel wanderten nach unten, Augenbrauen
und Stirn zogen sich zusammen.
Mit einem letzten Blitzen erschien plötzlich ein Ring am rechten
Zeigefinger des Banditen.
Dann brach er zusammen....
Dark-Druid
till war
es. Totenstill.
Nicht einmal die Blätter und Äste der Bäume rundherum bewegten
sich im Wind, nein sie standen da, wie aus Salz geformte Skulpturen, lebensechte,
doch starre Nachahmungen des wirklichen Lebens. Nicht ein Tier rührte
sich im Wald, selbst in der ehrwürdigen Esche waren keine Irrlichter
oder sonstiges zu erkennen.
Unter dem mächtigen Baum, am Fuße der ehrgebietenden Monolithen
lag eine schlafende, in einen Mantel, schwärzer als die Nacht, gehüllter
Krieger, einem bizarren Kunstwerk gleich und rührte sich nicht. Neben
ihm im Boden steckte eine lange, schwarze Klinge. Lange, ebenfalls tief
schwarze Parierstangen traten kurz über dem, in schwarzes Leder gewickelten,
Heft hervor. Der schlanke Leib der Schneide ließ nicht vermuten,
wie stark und fest das unbekannte Material war, aus dem sie geschmiedet
worden war.
Blutig war die Klinge, das Blut des gefallenen Kriegers, der neben der
unheimlichen Waffe ruhte. Sie schien eine unsägliche Kälte auszustrahlen
und dort, wo sie im Boden steckte, verdorrte Gras und Moos gleichermaßen,
eine tiefbraune Stelle hatte sich schon im sonst Saftig grünen Kleide
der Lichtung gebildet.
Plötzlich erwachte der Schlafende, sah sich um. Dann kamen ihm die
Erinnerungen an die Reise, und den verhängnisvollen Kampf wieder
in den Sinn. Ruckartig sprang er auf, sank jedoch sogleich wieder auf
die Knie, als sein Kopf herbe Wellen der puren Agonie durch seinen Körper
jagte, ihm fast wieder die Sinne raubte. Stöhnend befühlte er
seine Schläfen, konnte nichts auffälliges spüren, außer
den wilden Hammerschlägen, die wohl ein tollwütiger Schmied
in seinem Kopf erzeugte. Vorsichtig streifte er die Rüstung vom Oberkörper.
Eine breite Narbe zog sich über die Stelle, an der sein Herz lag...
Überrascht erblickte er seine rechte Hand... ein breiter, schwarz
glänzender Ring steckte an seinem Finger, seltsame Muster zierten
seine ansonsten glatte Oberfläche.
Druid versuchte, das Schmuckstück abzuziehen, doch ließ es
sich nicht bewegen, selbst ein drehen des Metallbandes schien nicht zu
funktionieren.
Resignierend ließ er davon ab, schaute sich um.
Schlagartig blieb er auf dem schwarzen Schwert stehen... dem Schwert des
dunklen Kriegers. Sein Blick verfinsterte sich, zitternd streckte Druid
seine Hand aus, umschloss die seltsame Waffe mit ehernem Griff, stützte
sich an ihr nach oben.
Sofort ließen seine Kopfschmerzen nach, sirrend kreiste die Waffe
durch die Luft, fand schließlich ihre Ruhe in dem ledernen Bett,
das ehemals der alten Waffe des Banditen gehörte.
Kräftig schritt er aus... er fühlte sich so gut wie nie zuvor,
das Wummern in seinen Schläfen war wie weggeblasen.
Am zweiten Tage kam er wieder in Gorthar Stadt an, zielstrebig trat er
durch die großen, aus schwerer Eiche gefertigten und mit dicken
Eisenbändern beschlagenen Stadttore, würdigte die Wachen keines
Blickes. Klackend hallten die eisenbeschlagenen Stiefelsohlen auf dem
dreckigen Pflasterstein der Straßen, als Druid mit wehendem Mantel
im Hafen ankam, wo sein Boot lag.
Während er die Vertäuungen löste, beobachtete er eine Gruppe
kleiner Kinder beim Spielen.
Plötzlich stellte er sich vor, wie eben diese Kinder, aufgereiht,
von Druids Klinge aufgeschlitzt, an einem Baum hingen, ihre verklärten,
gebrochenen Augen leer in die Welt starrten. Ein leises Lächeln umspielte
die Lippen des Bemantelten, zeigte, dass er Gefallen an der Vorstellung
fand.
Druid schüttelte den Kopf, woran dachte er da? Noch einmal blickte
er einen fragenden Blick in Richtung der Gruppe, stieg dann verwirrt in
die kleine Schaluppe und stieß sich ab.
Sein Ziel, das Amazonenlager auf der Insel Khorinis...
Dark-Druid
chaukelnd
schälte sich ein kleines Boot aus dem dichten Nebel, der über
dem Wasser lag, die Nacht hatte Einzug gehalten, umschloss alles mit ihrem
wohltuenden, verbergenden Dunkel. Kühl war es geworden, doch störte
dies den, aus dem Norden stammenden, Mann nicht, der in dem kleinen Boot,
das nun langsam am Holzsteg des Amazonenlagers anlegte, saß. Er
liebte die Kälte. Sie schuf einen klaren Kopf. Kaum etwas war quälender
für ihn, als die drückende Hitze, die einem die Sinne vernebelte,
schläfrig und faul machte.
Hier an der Küste wehte ein frischer Wind, jagte Druid die Kapuze
vom Kopf, zerrte mit unsichtbaren Fingern an ihm, seine langen, schwarzen
Haare flatterten wild in den sich bewegenden Luftmassen.
Erschöpft stieg er aus dem Holzboot, setzte seinen Fuß auf
die festen Balken der Anlegestelle.
Mit strengen Blicken beobachtete ihn eine Amazone, achtete darauf, dass
er nichts tat, was den Frieden im Lager gefährden könnte.
"Mach keinen Ärger!", wies sie den Banditen an, doch der
winkte nur ab und setzte seinen Weg fort.
An einer Feuerstelle ließ er sich nieder, trank noch einen Schluck
Wasser und verzehrte einige Streifen des Dörrfleisches, welches er
noch bei sich trug.
Dark-Druid
auschend
brachen sich schwarze Wassermassen mit weißen Schaumkronen am nächtlichen
Sandstrand, Gischt spritzte auf, ging perlend auf den nassen, feinen Körnern
nieder, oder wurde vom Winde ein wenig davongetragen um an weiter entfernten
Stellen den Boden zu benetzen. Die Sonne hatte sich verabschiedet und
mit ihr war auch die Wärme des Tages gewichen, machte Platz für
die kühlen Nachtstunden.
Die sonst am Himmel zu sehende, fahle Mondscheibe wurde von dunklen Wolken
verdeckt, die sich, grauen Riesen gleich, vom Wind über das schwarze
Firmament peitschen ließen und jegliche Sicht auf die Sterne nahmen.
Kreischend ließen sich noch einige wenige Möwen von den Luftmassen
treiben, nutzten Aufwinde aus, um sich in die Höhe tragen zu lassen,
hin und wieder schlugen harte Muschelschalen auf den Felsen auf, brachen
und gaben das weiche, saftige Fleisch frei, welches sich im Innern der
Perlmuttgebilde befand. Die Seevögel, die die Meereslebewesen aus
luftiger Höhe hinabgeworfen hatten, ließen sich nieder um ihre
Mahlzeit einzunehmen.
In einem immer gleichen Takt türmten sich gewaltige Wassermengen
zu Wellenbergen auf, stürzten tosend auf das Ufer nieder, höhlten
Felsen aus oder lagerten Sand an den dadurch wachsenden Stränden
ab.
Ein flackernder Feuerschein erhellte ein kleines Stückchen des in
Dunkelheit getauchten Strand, gab den Blick auf eine geringe Fläche
des Ufers frei. Eine schwarzgekleidete Gestalt saß alleine an dem
winzigen Feuerchen, wärmte sich an der knisternden Glut und den züngelnden
Flammen. Sanft leckten die Feuerzungen an den gestapelten Holzscheiten
hoch, versengten das trockene Material mit ihren heißen Fingern,
spendeten jedoch Wärme für den Sitzenden.
Eine Holzpfeife wies den Mantelträger, der seine Kapuze wie üblich
hochgeschlagen hatte, als Dark-Druid aus, der sich ein wenig entspannte.
Ein herzhafter Muskelkater plagte den Banditen und zahlreiche Blessuren
und Prellungen trug er am Körper, hervorgerufen durch die Einschläge
von Slys Steinen. Noch hatte er es nicht geschafft, unbeschadet über
den wackeligen Baumstamm zu balancieren, während der Drachenjäger
ihn mit harten Gesteinsbrocken bombardierte, doch war er sich ziemlich
sicher, dass er es morgen oder übermorgen schaffen könnte. Er
schaffte es immer wieder den schmerzhaften Geschossen auszuweichen und
dabei nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Nicht zuletzt kam dies wohl
davon, dass er sich selber von alleine auf den Balken stellte und bei
allerlei hektischen Bewegungen versuchte, nicht aus der Balance zu geraten.
Man konnte also mit Fug und Recht behaupten, dass er Fortschritte machte.
Langsam besserte sich auch seine läuferische Kondition. Zwar war
es immer noch sehr anstrengend für den schweren, muskelbepackten
Mann, seine Route zwei mal täglich abzulaufen, doch wollte er mit
eisernem Willen unbedingt durchhalten und er war zuversichtlich, dass
ihm das auch gelingen würde.
Irgendwann wäre er mal so gut, wie sein Meister - das schwor er sich.
Irgendwann... |
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