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(Fortsetzung von Seite 11)

Arctus


"ASS MICH VERDAMMT NOCH MAL LOS DU UNTIER!", schrie der Junge, schlug mit all seinen kümmerliche Kräften auf die schuppigen Fleischarme des Dämonen, der sich jedoch nicht stören ließ.
Arctus liefen mittlerweile schon die Tränen. Der Dämon packte auch nicht grade zart an, schlug ihm den einen Flügel immer wieder ins Gesicht. Schwarze Punkte entstanden vor seinen Augen, breitete sich am über seinen gesamten Horizont aus und zerplatzen, um ihm seine Sicht zu rauben. Es ging mittlerweile die Treppen hinauf, der Don immer noch mit hinterher. Ob er wusste, wo Arctus' Zimmer war?
Verzweifelt rief der Junge nun mit gebrochener Stimme, "Ich wollte das doch gar nicht. Bitte lass mich runter!"

Don-Esteban

er Hohepriester wies den Dämon mit einer beiläufigen Handbewegung an, anzuhalten.
Jedoch ließ er nicht los, lockerte noch nicht einmal seinen Griff, der sich eisern um den schmächtigen Körper des Jungen schloss. "Warum habe ich das Gefühl, dass das nicht stimmt? Warum bereitest du mir ständig Ärger? Warum bin ich immer wieder das Zielobjekt deiner dummen Streiche? Warum mache ich mir überhaupt die Mühe, mich mit dir zu befassen? Such dir doch jemand anderen, der sich mit dir herumärgert. Du bist ein nutzloses, kleines, überflüssiges Bürschlein, dass nur dazu da ist, anderen Ärger zu machen, unfähig, nachzudenken, unfähig, seine Grenzen zu erkennen. Und erwartest von mir, dass ich dir glaube, dass du das ja alles nicht so gemeint hast? Ich sage dir, wenn du nicht schleunigst lernst, deine Magielehre mit etwas mehr Grips anzugehen, kannst du dich nach einem anderen Lehrer umsehen. Damit meine ich, dass es keine Experimente mehr gibt, dass du vorher nachdenkst, bevor du etwas tust und dass du nur das tust, was man dir sagt.
Was hast du eigentlich gedacht? Dass man mit ein bisschen in der Gegend rumzuzaubern ein großartiger Schwarzmagier wird? Nein! Nein und noch mal nein! Schau dir die Magier hier an. Springt einer übermütig durch das Kastell? Kokelt einer von ihnen irgendwelche Vorhänge an? Hat einer von ihnen daran Freude, anderen dumme, kindische Streiche zu spielen? Werd erwachsen oder verschwinde." Der Magier war zusammengesunken. Mit einer resignierten Handbewegung verscheuchte er den Dämon, der sich möglichst unauffällig in einer dunklen Ecke auflöste. Arctus war auf den Boden geplumpst. "Ja, verschwinde einfach. Foltere meine Geduld nicht länger. Nun troll dich, husch husch. Hat ja doch keinen Zweck. Dann hab ich eben versagt als Lehrmeister. Irgendwann kommt jeder an seine Grenze. An meiner steht ein großes Schild, auf dem in höhnisch hingepinselten Lettern groß ARCTUS steht."
Und er verstummte, drehte sich wortlos um und ging langsam und mit schleppenden Schritten den Gang zurück, irgendwo hin, wo er all das hier für eine Weile vergessen konnte.

Arctus

"ber das war doch wirklich keine Absicht!", rief Arctus dem Don leise hinterher.
Er war schon längst verschwunden. "Ich hab die Blutfliege doch weggerufen, sie war doch auch weg.", stammelte er nur noch, stand mittlerweile wieder auf seinen zittrigen Knien. Hinter ihm schnaufte immer noch der Dämon, den der Don vergessen hatte.
Arctus' Augenränder wurden immer schwerer, seine Schultern wandten sich dem Erdmittelpunkt und sein Kopf sackte nach vorn. "Was hab ich den falsch gemacht?" Eine einzelne Träne kullerte seine Wange hinab, fiel hinab auf den kalten Steinboden und zerplatze. Ein leichtes Schluchzen war Auszumachen und eine vor innerlichem Schmerz zitternde Unterlippe, "was hab ich denn gemacht?"
Vollkommen steif drehte er sich um und schlurfte den langen Gang entlang, während sein Kopf immer noch nach vorne gesunken auf den gefühlslosen Boden starrte. Er spürte sein Herz tiefe Takte schlagen, langsam, als wäre es kurz vor dem Sterben, das Atmen fiel ihm schwer und ihm wurde schwindelig.
Plötzlich gab sein linker Fuß nach und er viel auf die Seite, den Kopf hart auf dem toten Boden aufstoßend. Ein leises Fiepen drang in sein Ohr, wurde immer lauter und nahm schließlich seine gesamte Geräuschkulisse ein. Das Bild vor seinen Augen verschwamm und ein dumpfes Gefühl machte sich in ihm breit, ließ ihn nicht mehr fühlen. Sein letzter Gedanke war wohl, dass es kein Morgen mehr geben mehr würde. Er wollte einfach nicht mehr. Dann fiel er in Ohnmacht.

Arctus


ur leicht verschwommen nahm Arctus das Fellknäuel vor wahr, sah im Hintergrund noch einen tickende Specht. Leichter Wind wehte durch den Gang und spielte mit den Fransen des Teppiches auf dem er lag, suchte sich auch einen Weg unter seine Robe und ließ ihn frösteln. Langsam verzog sich sein Gesicht zu einem verkrampften und schmerzverzerrten Muskelknäuel.
Es war sein Kopf, der unheimlich schmerzte und das unheimlich stupide Ticken des Spechts, das ihn langsam zur Weißglut brachte. Läge er doch bloß nicht auf dem Boden . Er sah, wie seine kleinen Finger vor ihm sich zu bewegen begannen, halt am Teppichende suchten. Plötzlich riss sein ganze Arm an seinem Körper und drehte ihn herum, auf den Rücken. Er sah, wie sein Atem zu Rauch wurde . es war wohl kalt hier drin.
Und immer noch tickte der Specht so gleichmäßig, als würde er nie damit aufhören. Seine Zunge kroch aus dem Mund und leckt die blauen Lippen warm. Wo war er überhaupt? Sein Oberkörper bewegte sich plötzlich, stemmte sich auf die Ellenbogen, woraufhin sein Kopf ein mal einen Halbkreis machte. Es war nicht grade sehr hell und die großen Fenster waren weit geöffnet. Der Specht vor ihm tickte immer noch. Vorsichtig stemmte er sich auf, war nun auf den Knien und erkannte auch, dass das Fellknäuel von vorhin einfach nur eine zu groß geratene Franse des Teppichs war.
Erstaunlich. Die eine Hand aufs Knie gestemmt drückte er sich schließlich vollends in den Stand, befand sich nun in vollkommen ungewohnter Höhe. Alles unter ihm wirkte viel kleiner als zuvor. Wo war er gleich? In einem Gang mit einem tickenden Specht. Half ihm nicht sonderlich viel.
Mit einem Ruck setzten sich seine Beine in Bewegung, brachten ihn immer weiter weg von dem gleichmäßigen Ticken. Zahlreiche, mit Holzgravuren überzogene, Türen säumten sich nun zur linken und rechten. Fenster waren keine mehr da. Als er um eine Ecke bog befand er sich schließlich in einer großen Halle, zu dessen Fuße sich ein rotes Pentagramm gelegt hatte. Was das da wohl wollte. Und überhaupt, wieso steht da so ne hässliche Statue? dachte sich der Junge und kratzte sich am Kopf.
'Wo der Don wohl war?', schwirrte es dem sichtlich Verwirrten durch den Kopf. Kannte er ihn überhaupt?

Don-Esteban


"rctus?" Der Hohepriester sah seinen Schüler durch die Eingangshalle wanken, als er gerade auf dem Weg war, nach den Gästen aus dem Sumpf zu suchen. "Du siehst nicht gut aus. Hast du dich bei deiner Zauberei etwa mal zur Abwechslung selber getroffen, anstatt ständig andere?"

Arctus


"agie?", Arctus schüttelte verwundert den Kopf, "nein hab ich nicht gemacht." Verwirrt sah er sich um. Die Halle in der sich die Beiden befanden war aber auch groß, man kam sich ganz klein vor. "Wenn du willst können wir etwas Zaubern!", sprach Arctus weiter, sah sich ziellos um und entdeckte schließlich einen für ihn interessant aussehenden Gang. "Vielleicht dort drüben?" Führte der Gang nicht zum Thronsaal?

Don-Esteban


"ein, nein, dahin gehen wir lieber nicht. Entweder, wir versuchen es im Innenhof oder lieber in einem der Übungsräume."
Und der Lehrmeister schob seinen Schüler mit sanftem Druck in einen Seitengang, der weiter zu den Übungsräumen führte. Über die Ereignisse ihrer letzten Zusammenkunft sprachen sie nicht. Arctus hatte sie anscheinend vergessen und der Don war nicht erpicht auf eine Fortführung des Gesprächs mit Arctus, dessen Ernsthaftigkeit betreffend. "Hast du dir die Theorie der Blutfliegenbeschwörung zu eigen gemacht? Wenn du diese einmal beherrschst, ist das der Schlüssel zu den meisten anderen Beschwörungszaubern, denn alle laufen im Grundsatz ähnlich ab. Selbst die Beschwörung eines Dämons ist im Grunde genommen nichts anderes. Sie unterschiedet sich nur in einigen Komponenten, in Details und in der Ausführung an sich."
Irgendwann waren die beiden an einem der Übungsräume angekommen. "Nehmen wir diesen hier. Er ist genauso gut, wie jeder andere. "Der Magier hielt plötzlich eine Rune in der Hand. "Hier, das wird deine Rune sein. Arbeite mit ihr. Am besten zu zeigst mir gleich, dass du eine Blutfliege auch mit einer Rune beschwören kannst und nicht nur durch eine Spruchrolle."

Arctus


"laub mir, das Buch zur Blutfliegenbeschwörung hat mir nicht nur die Grundkenntnisse der Beschwörung vermittelt.", sprach Arctus mit sonderlichem Druck, "Als ich mich mal hingesetzt habe und über all das Geschwafel des Autors nachgedacht hatte, ist mir erst in den Sinn gekommen, was er überhaupt damit vorhatte."
Beiläufig nahm der Rotschopf die Rune entgegen, lauschte kurz den Anweisungen seines Meisters und setzte seine kleine Rede fort, "Der Typ wollte einem zum zwischen-den-Zeilen-lesen verleiten. Bei dem einen mal hat er beschrieben, wie er seine Frau immer zu sich ruft. Setzt tief im Inneren an um die nötige, druckvolle Tiefe zu bekommen", Arctus räusperte sich, schloss kurz die Augen, wobei die Rune plötzlich leicht rot zu schimmern begann,
"Tief im Inneren. Verstehst du?", sprach er weiter, "dann sammelt er sich die passenden Worte im Kopf zusammen."
Arctus murmelte nun irgendetwas leise, nur für sich bestimmt, dahin, wobei die Rune wieder etwas an farblicher Intensität zunahm, sogar schon leichte Funken sprühte. "Dann", sprach er nun schon mit etwas verzerrterer Stimme, "holt er noch einmal tief Luft."
Arctus sog die abgestandene Luft des Trainingsraumes durch seine Nasenlöcher, keuchte nun schon fast, "die Stimmbänder werden zurechtgelegt", die Rune sprühte nun geradezu roten Dampf aus, der sich vor Arctus zu sammeln zu schien und immer größer wurde,
"Komm her BRIGITTE!!!", schrie der Junge. Aus seinen Händen sprudelte magische Energie, umschloss den Nebel und drehte ihn im Kreis. In einem kleinen Lichtblitz entstand in dessen Mitte plötzlich eine
  Don-Esteban

"ehm... hat deine Blutfliege nicht zuerst auf einen anderen Namen gehört?"
Etwas verwirrt dachte er über den Rest dessen nach, was Arctus ihm gesagt hatte. "Ja, also... ähm... interessant, was du da herausgefunden hast." Die Verwirrung wurde immer größer. Was für ein merkwürdiges Buch hatte Arctus denn da eigentlich gelesen? Der Magier schüttelte die Gedanken mit einer Kopfbewegung ab.
"Nun gut, du hast mir gezeigt, dass du die Blutfliege herbeirufen und sie auch Befehle ausführen lassen kannst. Aber es fehlt immer noch der Beweis, das du auch imstande bist, sie wieder verschwinden zu lassen."
Über die merkwürdigen Bemerkungen seines Schülers verlor er besser keine weiteren Worte. Nur eine noch: "Wo hast du nur dieses Buch her, dass dir all diese Sachen erzählt? Ich wusste gar nicht, dass so was in der Bibliothek zu finden ist." Kopfschüttelnd ließ er Artus die aufgetragene Handlung durchführen. "Achja, und da deine Magie nicht mehr durch den Blutfliegenzauber beansprucht wird, wirst du mir noch einmal die Schattenflamme zeigen. Am besten schießt du auf das Skelett, dass ich dir sogleich beschwören werde."
Und damit führte er den Zauber auch schon aus und einer der Klappermänner hievte sich aus dem vor ihnen aufplatzenden Boden heraus, wie ein vergessener Leichnam aus dem Grab.
Sobald er vollständig vor ihnen stand, knirschte er ein wenig mit dem Unterkiefer und stand herum, um auf den nächsten Befehl zu warten. "Hier, lass die Fliege verschwinden und kümmere dich um das Skelett."

Arctus

rctus nickte seinem Meister stumm zu. Sie hatten beide nicht grade die besten Erinnerungen an den Zauber, wollten eigentlich gar nicht wissen was nun geschehen würde.
Arctus griff sich tief in den Ärmel, tastete in dessen unendlichen Weiten nach dem kleinen Stein, konnte ihn jedoch nirgends finden. "Verflixt", gab er nur kurz von sich und tastete dann im anderen Ärmel nach der Rune. Wo war sie bloß? Er brachte nur ein kurzes gezwungenes Lächeln auf seine Lippen, "gleich gehts los." Doch sie war da nirgends.
Dem Don zuversichtlich zunickend schlenderte er zur Wand des Trainingsraumes und machte einen Handstand an ihr. Siehe da, sie rutschte ihm aus dem Kragen und plumpste zu Boden.
Arctus atmete erleichtert auf und stellte sich wieder normal hin. Noch mal Glück gehabt. Erleichtert streichelte er das Stück und begann seine magische Kraft anzuzapfen. Leichte Wärme umspielte seine Fingerspitzen, brachte ein seichtes Prickeln mit sich, das schon fast kitzelte.
Begierig sog die Rune das prickelnde Gefühl von seinen Finger, als wäre es Eis, begann leicht zu glühen. Die eingravierten Ornamente begannen zu pulsieren und brachten gebündelte magische Energie vor sich ans Tageslicht. Ein leises Knistern war zu vernehmen, als käme es aus einem Kamin mit einem prasselnden Feuer.
Arctus fixierte das Skelett des Dons. Die mächtige Last des Zweihänders schien den knöchernen Gesellen nicht im geringsten zu stören, stand er doch so vollkommen leblos da. Doch irgendwie schien es ihn blöd anzustarren. Arctus nahm es erst als eine Täuschung oder Ähnliches auf, doch das war es ganz sicher nicht. Es wirkte viel zu echt.
'Das Grinsen wird dir schon vergehen', gab er dem Skelett mit seinen hasserfüllten Augen zu verstehen und schoss. Mit einem lauten Sirren zischte die Schattenflamme dem Skelett entgegen, prallte mit voller Wucht gegen dessen Hüfte und nichts geschah.
Arctus sah verwundert auf die Stelle an der die Schattenflamme eingeschlagen hatte. Kein Kratzer, nichts. Das Skelett legte nur den Kopf schief und rannte im nächsten Moment auf den Jungen zu, der auch sogleich die Beine in die Hand nahm und lief. "Stell deine automatische Zielerkennung ab!", schrie er noch verzweifelt, stolperte aus Versehen über seine Robe und landete in einer Ecke des Raumes. Langsam fuhr der Schatten des Skelettes über ihn

Don-Esteban

nd hielt dann inne. "Halt!"
Und das Skelett hielt nicht nur ein, es wich sogar noch zurück. "Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit. Ich hätte mehr auf meinen Diener achten sollen." Der Mund verzog sich zu einem kurzen Lächeln.
War das wirklich ein Versehen gewesen? Man wusste das nie so genau. Das Skelett kehrte zurück zu seinem Ursprungsplatz, nachdem Don-Esteban die Magie der Verbindung erneuert und verstärkt hatte, so dass es unentrinnbar seinem Willen unterworfen war und nichts den Skelettkrieger davon abhalten konnte, seinen Willen auszuführen. "Jetzt steht es still. Und nun versuch es noch einmal. Du wirst mehr Kraft in deinen Zauber legen müssen." Die Schattenflamme war einer der Zauber, deren Wirkung durch individuelle Kraft, Mächtigkeit der Magie und Willen des Anwenders bestimmt war.
"Keine Scheu, Leg deine Kraft in diesen Zauber und du wirst obsiegen können."

Arctus


erwundert blickte Arctus seinen Meister an. Da wolle er tatsächlich, dass er den Zauber noch mal machen sollte. Hatte er denn vollkommen vergessen, was sonst immer passiert war? Hoffnungslos schüttelte er den Kopf, lockerte noch einmal seine Schulter und schloss wieder seine Augen, um sich vollends seiner Konzentration hinzugeben.
'Hoffentlich setze ich nicht zu viel Energie hinein!' Der kleine Schattenflammenrausch kam ganz gemein von hinten. Mit einem Male sog die Rune immer heftiger an ihm, stärker als er sich gewünscht hatte. Ja, er musste sich grade zu von ihr losreißen.
Vielleicht war es schon wieder dieses eigenartige Skelett, dass seine Wut entfachte wie trockenes Holz ein Feuer. Vielleicht lag es einfach daran, dass er keine Gedanken an andere Sachen verschwendete, sich vollkommen der dunklen Magie widmete.
Die kaum sehbaren Flammen züngelten schon nach seiner Robe, so nahe waren sie mittlerweile gekommen, schienen immer mehr ihrem eigenem Willen nachzugehen.
Arctus öffnete seine Augen wieder und blickte seinem Ziel tief in die Augenhöhlen. Nur ein Zirpen und ein durchs Bild rollender toter Busch fehlte, dann wäre die Szenerie perfekt gewesen. Leider hatte nur einer von ihnen eine richtige Waffe. Mit einem kleinen Wutschrei ließ Arctus die Schattenflammen aus seinen magischen Griffeln und schleuderte sie geradezu auf das dünne Geschöpf, dass keine Anstalten machte sich zu bewegen.
Doch, im letzten Moment machte es einen Schritt zur Seite, war wohl eher der Willen Don-Estebans als sein eigener. Die Schattenflamme huschte jedoch auch zur Seite, als würde es seinem Ziel überall hinfolgen, tauchte unter ein paar Rippen hindurch und durchbrannte schließlich die Wirbelsäule des Skelettes. Der Oberkörper des herbeigerufenen Kämpfers krachte auf dessen Becken, zerschellte daran und brach weiter ein, so dass am Ende nur noch der Kopf auf einem Hüftknochen lag. Arctus hatte wohl Glück gehabt, dass seine Schattenflamme den richtigen Knochen im Gefüge getroffen hatte, mehr nicht. Immerhin lebte das Ding noch, konnte sich immer noch bewegen.
Etwas enttäuscht sah er zu Boden.

Don-Esteban


"ehr gut." Und damit ließ der Lehrmeister die Reste des Skelettes verschwinden. "Du hast das Skelett einwandfrei besiegt und ungefährlich gemacht und damit den Schattenflammenzauber richtig angewandt."
Der Fuß des Magiers stieß beiläufig gegen den Schädel des Skelettes, der ein Stück wegrollte und dann auch verschwand, sich im Nebel der Magie auflöste und Vergangenheit war, wie der Rest des Skelettes. "Nun, deine Fähigkeiten im Bezug auf das Licht kenne ich ja schon. die Prüfung ist hiermit beendet." Ein erstaunter Blick seines Schülers traf ihn. "Hab ich das nicht erwähnt? Nun, das war deine Prüfung. Die erste der Prüfungen.
Es folgen noch einige. Aber du hast den ersten Grad der Magie erreicht, die erste Stufe. Ruhe dich nicht darauf aus. Und damit du das auch wirklich nicht tust, wirst du dich als nächstes mit der Beschwörung eines Zombies beschäftigen. Die entsprechende Literatur dazu findest du alleine? Gut." Der Magier schickte sich an, den Raum zu verlassen. Dann hielt er noch mal inne. "Ich bin gespannt, welche Geschichten ich über die Zombiebeschwörung von dir zu hören bekomme. Vielleicht über den gar zu langsamen Knecht? Oder den zittrigen Großvater? Wir sehen uns. Die zur Untotenbeschwörung notwendige Rune bekommst du, wenn du die Theorie beherrschst."
Und damit war der Magier verschwunden.

Arctus


in Schrei!
"Verdammt", gab Arctus nur von sich, ließ sein Buch auf den Boden poltern und rannte los, in Richtung Schrei. Das durfte er keinesfalls verpassen.
Diese Vorfreude eines Kindes kribbelte ihm den Rücken hoch, veranlasste ihn zum schneller rennen. Was könnte es sein? Ein Kampf, eine Mensch der seziert wurde, der Kampf mit der eigenen Seele? Selbstzerstörung? Alles klang interessant genug um mit vollem Tempo durch die langen Gänge des Kastells den Schall des Schreies zu seinem Ursprung zu jagen.
Mit zwei heftigen weitengesetzten Laufschritten stieß Arctus die Tür auf, welche den Schrei wohl etwas abgedämpft hatte und tatsächlich, da lag eine Person auf einer Liege, an Händen und Füssen mit ledernen Bändern gefesselt, sich aufstemmend gegen die Gefangenschaft und rotes Licht aus den Augen streuend. Arctus lag vollkommen richtig. Es hatte sich gelohnt hierher zu kommen und bei einer genaueren Betrachtung seiner Umgebung sah er auch diese verrückte Magierin, die ihm die Schriftrollen geschenkt hatte.
Mit gespielter kindlicher Sprache wandte er sich an die Tante, "was macht ihr denn?", und sah aus großen Augen die Frau im schwarzen Gewand an.

meditate


"chnell, greif dir das glas dort aus dem regal . steh nicht so hilflos in der gegend rum. halt es ganz fest und fang das ding ein, dass du gleich erblicken wirst."
hoffentlich begriff der dämliche bengel, was sie meinte, denn sie hatte jetzt wirklich keine zeit, sich um arctus zu kümmern.
sie schloss die augen und tastete sich vorwärts.
wie feine weiße stränge floss die energie aus ihren fingern durch die gehirnwindungen, folgten jeder kleinen wende und tasteten jeden noch so kleinen raum aus. der hirgalad schlief und irgendwo war dieses ding. meditate hatte keine vorstellung, wie es aussehen würde, sie hoffte nur, dass das ding nicht so groß war, dass es in das glasgefäß reinpassen würde und dass arctus das gefäß nicht fallen lassen würde. immer tiefer drang sie ein . war es nicht da? sie spürte plötzlich einen stechenden schmerz in den fingerspitzen. zwischen ihren zusammengebissenen zähnen zischte sie jetzt vor anstrengung, sich von dem schmerz nicht unterkriegen zu lassen.
 
kleine Blutfliege, zwar nicht groß, doch konnte sie einem bestimmt gehörig in den Hintern pieksen.
Der Nebel schwappte an die Ränder und zerplatze wie eine Seifenblase. Arctus atmete heftig. Kleine Schweißperlchen hatten sich auf seiner Stirn gebildet, die sich nun heftig nach unten auf seine Augenbraun kämpften. Nach ein paar Erholungsaugenblicken sprach Arctus wieder, "wie gefällt sie dir?"

Don-Esteban


"eeindruckend"
Der Magier hatte zuerst die Augenbraue gehoben. Er hatte nicht wirklich verstanden, was Arctus ihm erzählen wollte. War das jetzt ein Anzeichen dafür, dass er ein waschechter Magier werden würde, der ständig seltsames Zeug schwafelt und in seiner eigenen kleinen Welt lebt und somit ein gutes Zeichen oder war das vielmehr Ausdruck dafür, dass er nun leicht durchgedreht war und seine bisher nur unerwarteten Streiche nun auch gefährlich wurden?
Insgeheim wartete der Lehrmeister darauf, dass Arctus verrückt zu kichern begann. Doch das geschah nicht. Stattdessen entstand, begleitet von bemerkenswerten Effekten eine Blutfliege. Ob sie wirklich Brigitte hieß, blieb unerforscht. Ebenso, ob der Autor des Lehrbuches mit einer Blutfliege verheiratet war. Doch das war nebensächlich. Eine voll ausgebildete Blutfliege summte in einigem Abstand der beiden vor sich hin.
Der Hohepriester überlegte sich, ob er Arctus als Aufgabe ein paar Kunstflugstückchen der Blutfliege auftragen sollte. Doch das war wohl nicht nötig. "Gut, du kannst eine Blutfliege herbeirufen. Jetzt will ich sehen, ob du sie auch wieder ohne Probleme loswirst. Schick sie wieder weg."

Arctus


"egschicken?", Arctus sah den Don verwundert an, "wieso soll ich sie denn wegschicken? Das Buch geht doch noch zweihundert Seiten weiter!"
Natürlich hatte er nicht alles im Kopf, doch das Gespräch, dass der Autor mit seiner Tochter in dem Buch hatte, wollte er dem Don einfach noch zeigen.
"Claudia, jetzt komm auf der Stelle her!", rief Arctus plötzlich. War er überhaupt noch er? "Sofort!" Die kleine Blutfliege nahm die Blutflügel in die Hand und spurtete zu dem Jungen, als wäre jemand hinter ihr her, "hab ich dir nicht gesagt, dass du dich ordentlich benehmen sollst?!", schrie Arctus grade zu. Er hob die Hand, als wolle er die Blutfliege schlagen, diese bewegte sich jedoch ein paar Schritte zurück und schwirrte zwei mal im Kreis. Arctus Miene hatte sich plötzlich verändert. Sie sah nicht mehr grimmig aus, eher Schuld erfüllt. Langsam sank der in die Hocke, "das wollte ich nicht Claudia", zitierte er weiter und streckte sanft seine Hand in Richtung Blutfliege aus.
Diese bewegte sich nur langsam und zögerlich auf ihn zu, machte ab und zu einen ausweichenden Schweif. "Komm doch her." Die Blutfliege näherte sich Arctus nun, strich nur sanft seine Hand und verhaarte vor ihm. Arctus indes setzte ein Lächeln auf, "zeig mir doch noch mal dein Kunststück, dass du gelernt hast!", sprach er mit seichter heller Stimme.
Die Blutfliege schien zu zögern, machte jedoch ihr Kunststück. Sie ließ sich auf dem Boden nieder, drehte sich einmal über den Bauch und schwirrte wieder hoch. Arctus klatscht, "super gemacht." Sanft strich er ihr über den Panzer. "Meine Claudia", gab er etwas gedankenvertieft von sich, den Blick ins Leere gewandt. Mit einem Räuspern fasste er sich wieder und sprach abermals im strengen Ton, "jetzt geh aber dein Zimmer aufräumen!" Und damit zerplatze die Blutfliege wieder in den roten Nebel, aus dem sie auch entstanden war.
"Arme Claudia", gab der Lehrling der Magie noch von sich, verhaarte kurz. Dann richtete sich Arctus auf, trat etwas näher an den Don heran und sprach wild mit den Armen gestikulierend, "Verstehst du? Er wollte mit all seinen belanglosen familiären Erzählungen einfach ein paar Übungen für die Blutfliegenbeschwörung zeigen. Am Anfang hab ich ihn gehasst dafür, dass er mir seinen Quatsch aufdrängt, doch jetzt ist er für mich ein Genie!"
Arctus Augen schienen vor Begeisterung zu leuchten, sahen den Don erwartungsvoll an, "wie siehst du dass?"
  Arctus

nd plötzlich flog Medidate von Geisterhand geschuppst nach hinten, stieß sich an der kalten Kastellwand den Kopf und sank langsam in die zittrigen Knie.
Ein Windzug schoss geradezu durch den Raum, wehte das blonde Haar des gefesselten Opfers auf und verzog sich dann wieder in eine andere Ecke, den Vorhang zur Seite schuppsend.
Ungläubig, und den Mund leicht geöffnet habend, schritt Arctus auf den auf der Pritsche Liegenden zu, noch etwas verblüfft seiend, von dem Ereignis, das sich gerade vor ihm, wie ein schlechtes Schauspiel, abgespielt hatte.
Medidate rührte sich immer noch nicht. Vorsicht tastete der Junge nach dem Kopf des Blondschopfs, da wo gerade dieser kleine Knall stattgefunden hatte. Äußerlich war nichts zu sehen, kein Kratzer, einfach nichts. Selbst seine vor kurzem noch leuchtenden Augen waren nun geschlossen und man konnte fast sagen, dass er friedlich schlief. Verwundert kratzte sich Arctus einmal durchs wirre Haar, sah sich fragend um.
"Was war das für ein Lüftchen gewesen?", dachte er sich noch, als plötzlich vor ihm der Vorhang anfing sich zu bewegen, nicht von alleine. Ungläubig machte Arctus einen vorsichtigen Schritt zurück, sah voller Angst auf das Schauspiel vor sich. Mit einem Male schoss eine kleine schimmernd braungraue Wolke, mit der Form einer hässlichen Fratze auf ihn zu, riss ihren Schlund weit auf, als wollte sie Arctus mit einem Haps verschlucken.
Nur durch einen glücklichen Reflex hielt Arctus die Flasche vor sein Gesicht, als dieser, ja man konnte wahrlich sagen Dämon, ihn drohte zu berühren. Die Flasche wurde durch einen gewaltige Kraft nach hinten gedrückt, schlug auf Arctus Kopf, der sogleich nach hinten kippte, den Korken aus seiner anderen Hand fallen ließ. Ein seichter Faden Blut hangelte sich von seiner Schläfe hinab, brachte Panik in Arctus' Bewusstsein. Das Ding durfte keines Falls da wieder raus.
Wo war der Korken, der verdammte Korken?!
Ein wehklagender heller Laut verließ seine Lippen. Vor Angst halb blind seiend tastete er ziellos auf dem Boden herum, konnte den Korken nirgends findet. Der Nebel schien wieder aus der Flasche zu steigen. Was sollte er machen. "MEDIDATE!", schrie er, steckte in letzter Hoffnung einfach seinen Daumen auf die Öffnung.

meditate


ls hätte der ruf des knaben tief in ihren kopf gegriffen, fühlte sich die magierin aus ihrer ohnmacht heraufgeholt.
sie schlug die augen auf und sah arctus, das glasgefäß in der hand und den daumen den anderen hand tief in den gläsernen hals versenkt.
mühsam rappelte sich die heilerin auf und taumelte auf arctus zu, der auf einmal zu schreien begann. "das beißt! das beißt!" rief er und tränen schossen ihm in die augen. trotzdem stemmte der kleine tapfere mann weiter seinen daumen als verschluss gegen das böse biest. "wart mein junge, ich komme schon." meditate griff sich aus dem regal einen großen lappen und mit der anderen hand nestelte sie an dem korken, um ihn in die richtige position zu bringen. zuerst legte sie sorgsam das tuch um das gefäß, so dass keine lücke entstand, dann griff sie unter das tuch, in der linken hand den korken. "so, wenn ich bis drei gezählt habe, ziehst du deinen daumen raus." arctus nickte und versuchte ausgeprochen tapfer und mutig auszusehen. "wir haben es gleich geschafft. und dann wirst du dir den bösewicht ansehen können in seinem gläsernen gefängnis. den daumen heilen wir ganz schnell wieder."
die magierin machte sich fertig "achtung . eins . zwei . drei!" das letzte wort schrie sie heraus und dann packte sie zu.

(Fortsetzung auf Seite 13)