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(Fortsetzung von Seite 10)

Don-Esteban


ei dem "Tut mir leid" von Arctus hatte der Magier nur kurz gebrummt. Als dieser jedoch sich darüber wunderte, warum das Kastell an diesem unwirtlichen Ort errichtet worden war, ließ er sich doch zu einer Antwort hinreißen.
"Das hat schon seinen Sinn. Fast niemand mag die Schwarzmagier, die Beliar, dem Herrn über Tod und Chaos, dem Gott des Krieges und der Zerstörung anbeten. Deshalb ist es nur gut, dass wir ein wenig abseits der Menschen unseren Geschäften nachgehen. Von vielen werden wir nur geduldet, geliebt werden wir von keinem."
Dann wandten sich seine Gedanken wieder der Aufgabe zu, die er hier zu bewältigen versuchte.
"Es wird gut sein, wenn du einfach nur die üblichen Sprüche lernst. Und dazu das, was ich dir zuerst sage. Was du später machst, ist deine Sache. Doch wenn du die Prüfung bei mir bestehen willst, dann vergiss einfach jeden Gedanken an Experimente. Du bist Student, kein Meister. Wenn du das beherzigst, dann solltest du auch ohne Probleme die Prüfung bestehen."
Und damit erreichten sie das Kastell.
"Du kannst Innospriester nicht leiden?", fragte der Hohepriester fast belustigt. "Was missfällt dir denn so sehr an ihnen?"
Die Torflügel schwangen auf und ließen die beiden Gestalten, die im Moment eher Vogelscheuchen glichen, ein. Seltsamerweise verkniffen sich die Skelette am Tor jeden Kommentar.

Arctus

it einem Male schwang das hölzerne Eingangstor auf, knarschte Laut um jedem verständlich zu machen, dass zwei Magier wieder zurück waren.
Hinter den beiden zuckte plötzlich ein Blitz, durch den die zerfetzten Roben bizarre Schatten in die Eingangshalle warfen.
Einen Augenblick später scheuchte auch schon ein Windstoß durch das Tor. Dann polterte es wieder zu und es wurde still. "Ich mag die nicht, weil die ihre Schafe so komisch beäugen. Als ich einmal da war hatte ich richtig Angst um die armen Tiere. Ob die die wirklich 'nur' essen?" Arctus begann schon wieder seinen Hirngespinsten nachzugehen. Das wollte er doch von nun an sein lassen. Mit einem Ruck drehte sich das etwas schwarze Gesicht des Jungen, das durch sein wirres leicht angekokeltes Haar wunderbar untermalt wurde, in Richtung Refektorium.
Einen Schritt wollte er schon nach vorne setzen, da hielt ihn plötzlich eine Hand zurück .

Don-Esteban

"asch dich zuerst und zieh dir eine ordentliche Robe an. Und was die Gerüchte mit den Schafen angeht... Du solltest nicht alles glauben, was erzählt wird."
Damit verschwand der Don im Gewirr der Gänge, um seinerseits sein etwas erschüttertes Erscheinungsbild zurechtzurücken. Die hilfreichen Dämonen würden ihm einen Badezuber bereiten und eine neue Robe würde ihm auch über die Stuhllehne gelegt werden. "Wir treffen uns später im Refektorium. Und ich will dich dort nicht ungepflegt sehen. Du bist ein Schwarzmagier, dazu gehört souveränes Auftreten, also zeig das auch." Damit verschwand er.

Arctus


rctus hatte sich, wie verabredet im Refektorium eingefunden und bereits eine Fleischsuppe bestellt. Mittlerweile stemmte er mit seiner einen Hand seinen Kopf, mit der anderen Hand stocherte er lustlos in der Brühe, hielt den Löffel nur mit zwei Finger. Ab und zu rutschte er ihm aus der Hand und die Suppe verstreute sich etwas auf dem Tisch und der neuen Schwarzmagierrobe . ja, Arctus hatte sich gewaschen und sogar eine neue Robe angezogen. Die Alte war wirklich nicht mehr zu verwenden, hing nur noch in Fetzen von seinem schmächtigen Körper. Arctus pustete einmal laut aus, "wo bleibt er denn?".
Ein leichtes Klirren entstand als er den Löffel auf den Suppenteller fallen ließ und diesen demonstrativ ein paar Zentimeter von sich wegschob. Mit einer Hand wischte er sich schnell das wirre Haar aus dem Gesicht, mit der anderen Griff er bereits nach dem Messer, dass er keine zwei Sekunden später in den langen Holztisch spickte und etwas wackeln ließ.
Auch dies brachte seine Laune nicht besondern auf Touren. "Würde wenigstens das Essen schmecken!" Ha, hatte da sich nicht grade was in der Suppe bewegt? Kleine Wellen trugen die Fleischbrocken an den Rand, etwas Schwarzes lugte in der Mitte aus der Brühe. Vorsichtig riss Arctus das Messer wieder aus dem Tisch und begann nun in der Suppe herumzustochern. Etwas knackte. Dann schwamm ein langes Spinnenbein zur Oberfläche der Suppe. Mit einem angewiderten "Bäh" stach Arctus ein weiteres mal. Es knackt noch deutlich mehr und diesmal schien er etwas mit dem Messer aufgespießt zu haben. TATSÄCHLICH. Augenblicklich warf Arctus das Messer mit der dicken fetten aufgespießten Spinne weg von sich, irgendwo in den Raum. Ein Schütteln erfasste seinen ganzen Leib und alleine bei dem Gedanken daran etwas davon geschlürft zu haben musste er würgen. Das Würgen legte sich, brachte den Zorn mit sich. Ohne weiter nachzudenken nahm sich der Junge den Teller mit der Suppe und stürmte damit in die Küche. Dem Dämonen würde er es schon noch zeigen!!! Die Küchentür schwang kräftig auf, stieß gegen das daneben stehende Regal und riss ein paar Gläser zu Boden. "IN MEINER VERDAMMTEN SUPPE WAR EINE SPINNE!", schrie er den krokodilmäuligen Küchendämon an, warf ihm den Teller entgegen. "Ich sollte dich Augenblicklich zu staub machen.", warf er ihm noch an den Kopf. Vollkommen unbewusst griff er zur Schattenflammenrune .

meditate


editate hatte den knaben interessiert beobachtet. das musste der sein, der von shark in die unterwelt geschickt worden war. er sah ganz passabel aus, ein bissel dreckig und ungepflegt und er aß wie ein molerat, aber sonst schien ihm die begegnung in der unterwelt keinen schaden zugefügt zu haben.
der stocherte in der suppe und dann flog plötzlich etwas durch den raum, dass mit einem ekligen platschen auf meditates tisch landete, unmittelbar neben ihrer hand. der bursche hatte etwas durch die gegend geschleudert. jetzt nahm er seinen teller und stürmte aus dem refektorium. meditate senkte ihren blick auf das schwärzliche ding, dass der knabe auf ihren tisch geschleudert hatte - es war eine SPINNE! meditate schob langsam den stuhl zurück, bis sie eine ansprechende entfernung zu dem offensichtlich noch nicht toten ding hatte, dass weiter mit seinen übrig gebliebenen beinen zuckte und sich langsam über den tisch schob, eine suppen-blutspur hinter sich zurücklassend.
  meditate

"u bist ja lustig, mein kleiner. natürlich kann ich dir eine blutfliege herbeiholen, eine untote sogar. aber erst mal, wieso sollte ich nicht meditate sein? nur weil ich damals eine andere robe trug? du musst dir merken, wenn ich immer gleich aussähe, dann wäre der überraschungseffekt nur halb so groß.
ich will dir mal etwas erklären, wir dämonenbeschwörer sind mit sicherheit die mächtigsten magier unter der blassen sonne des innos.
wir haben es nicht nötig, uns in putz und schimmernde roben zu werfen, obwohl das natürlich manchmal dennoch angebracht ist. ich besitze viele roben. du warst schon mal im lavaturm bei mir stimmts? ich glaube mich dunkel zu erinnern. aber solche dinge sind für mich nicht wichtig. hier ich schenk dir was!" unbemerkt hatte meditate hinter ihrem rücken eine untote blutfliege beschworen, die sie jetzt hervorholte und dem verblüfften knaben in die arme legte. "hier hast du mein baby, mach was draus!"
mit einem bösen grinsen im gesicht, setzte sich meditate zu füßen von vabun. hoffentlich erwachte er nicht gerade jetzt, das hätte mit sicherheit schmerzhafte folgen für ihr hinterteil.

Arctus

ollkommen sprachlos und verwundert starrte Arctus auf die kleine Blutfliege in seinen Armen, wie sie etwas mit den Flügeln wackelte und sich an seinen Körper schmiegte. Geradezu automatisch wanderte seine Rechte auf ihren Rücken um sie langsam und zärtlich zu streicheln.
Doch den Mund bekam er nicht mehr zu. Er hatte sich in der Frau vor ihm vollends geirrt; es war ja auch schon eine Ewigkeit her als er Medidate gesehen hatte. Doch irgendwie hatte sie sich verändert. Sie schien einen Teil ihrer bösen Präsenz abgelegt zu haben. Warum nur? Und vor allem: wozu sollte sie dies machen? Auf jeden Fall war es eine Magierin des Kastells, das war nun mit dem Tier in Arctus' Armen bewiesen.
Langsam und ohne ein Wort zu sagen ließ sich Arctus neben Medidate nieder. Stille herrschte zwischen den Beiden, wurde erst durch Arctus' Worte wieder unterbrochen, "tut mir leid. man kann neuerdings gar nicht mehr vorsichtig genug sein." Auch er lehnte sich nun gegen die steinerne Statue, die solch eine hässliche Fratze zog; die Leute eher zum Spenden anhielt.
Grade in dem Moment verpuffte die Blutfliege wieder in den Armen Arctus'. Sie würde wohl nun auch wieder in die Unterwelt gehen. Armes Tier. "Was treibt dich denn ins Kastell?"

meditate

"as ist eine lange geschichte. du kannst mich ja mal in meinem zimmer besuchen, dann wird dir meditate geschichten aus den alten zeiten erzählen."
seltsam, neben diesem hoffnungslosen magiernachwuchs fühlte sie sich auf einmal alt und außerdem dachte sie an die erst hilflose zeit hier im kastell, die sie ohne dons geduld und fürsorge nicht überstanden hätte. "viel interessanter ist doch, was so ein kind wie dich zu uns dunklen gestalten treibt.
du solltest in der sonne mit kreiseln spielen und den hunden am schwanz ziehn, als dich mit solch unheimlichen spielgefährten wir untoten und dämonen abzugeben. was machst du hier?"
irgendwie hatte sie plötzlich eine zärtliche zutraulichkeit erfasst und sie hatte das gefühl, dass sie den knaben unter ihre fittiche nehmen musste.
waren doch noch nicht alle menschlichen gefühle in ihr abgestorben? hatte das harte leben doch noch nicht alles in ihr abgetötet? meditate strich dem jungen mit der hand über den kopf. eigentlich könnte sie auch schon ein kind haben, im richtigen alter war sie schon, aber wollte sie wirklich ein kind in diese feindliche welt setzen?
und wer hätte ein vater für so ein kind sein können?
meditate grübelte gedankenverloren vor sich hin und bemerkte gar nicht, wie sie den knaben immer dichter an sich heranzog. der guckte inzwischen ganz entsetzt und vermutete sicher schreckliche sachen.
also ließ ihn meditate schnell los und fragte "die blutfliege hat dir gefallen? hier ." sie nestelte in ihrer robe und holte zwei schriftrollen hervor. "hier hast du zwei schriftrollen zum beschwören dieser netten tierchen. versuchs einfach mal, es ist mein lieblingszauber."
damit erhob sich die magierin, nickte noch einmal mit dem kopf und stieg dann die treppe zu ihrem gemach empor.
über diesen anfall von menschlicher zärtlichkeit musste sie mal ernsthaft nachdenken.

Arctus


'as ist das denn jetzt? Erst so garstig zu mir sein und sich jetzt einschmeicheln?!', stieg es dem Jungen in den Kopf, als die Magierin immer näher an ihn heranrückte. 'Erwachsene spinnen echt. Die wissen überhaupt nicht was die wolle. Man weis nie, wie man bei denen steht.', fiel ihn die einzig plausible Erklärung für das ganze Pipapo ein.
Als die Magierin verschwunden war zuckte Arctus nur mit den Schultern und beäugte glücklich seine zwei Schriftrollen. "Ist echt toll, man wird gestreichelt und bekommt Sachen geschenkt, wenn man den Unschuldigen spielt.", stellte Arctus fest.
"Ich sollte so eine Blutfliege mal unter die Decke des Dons stecken (wenn der überhaupt schläft)." Im Hopserlauf machte sich Arctus nun zum Innenhof auf.

Arctus


n langsamen regelmäßigen Abständen folgten die Bewegungen des Magiers, sanft, als wären sie vom Wind selbst erschaffen worden.
Arctus' Oberkörper legte sich leicht nach rechts, sein linker Arm stieg gegen Himmel, damit die fliegende Lichtkugel darunter durchfliegen konnte. Sofort legte er den Kopf in den Nacken, sah, wie der Lichtball kurz vor seinen Wimpern vorbeischnellte. Er kontrollierte ihn und seinen Körper gleichzeitig, der kleine Junge. Wohl die beste Art um zu üben Zauber gleichzeitig zu wirken. Wieder fiel er in den Liegstütz, drückte den Po nach oben, so dass das Licht unter ihm durchfliegen konnte. Im nächsten Moment lag er flach auf dem Rücken, hob die Beine nun nach oben. Es war fantastisch. Arctus befand sich in einer Art Trancezustand, spürte nur noch die fließenden Bewegung seiner selbst und der Lichtkugel, machte alles vollkommen automatisiert.
Langsam wurde es Zeit die Schwierigkeit hochzuschrauben. Mit der anderen Hand schnappte sich Artus die Schattenflammenrune, warf sie nach oben und fing sie hinter dem Rücken wieder auf, dabei sich noch immer so geschmeidig wie möglich bewegend. Nun kam dazu noch das gezielte Schießen von Schattenflammen und vor allem: Er durfte die
 
meditate hatte keine angst vor spinnen, nur einen unüberwindbaren ekel. auch jetzt spürte sie, wie ihr das essen im hals stecken blieb und der magen sich hob. auf ihren armen bildete sich eine gänsehaut und kalter schweiß trat ihr auf die stirn. "HILFE! schnell, nehmt einer das eklige monster weg!"
die magierin erhob sich auf beine, die sich plötzlich als unfähig erwiesen, einen normalen körper zu tragen, sie musste sich an der wand entlangziehen und rang mühsam nach atem.

Arctus


ie sich ertappt fühlende Hand zuckte augenblicklich zurück, wegen des Schreies, der selbst die dicke Holztür, die die Küche vom Refektorium trennt, durchbohrte und beide, Arctus sowie den Dämonen, vor schreck zusammenfuhren.
"Was zur Hölle war das?", fuhr Arctus, immer noch im garstigen Ton fort, warf dem Küchendämon einen tötenden Blick zu, "hast noch mal Glück gehabt!" und ging wieder aus der Küche hinaus.
Arctus erschreckte sich schon wieder, als er die dicke Spinne, mit dem Messer im Leib, über den Tisch krabbeln, nein, sich eher zerrend, sehen sah. Nur mit gehörigem Respekt konnte er sich ein paar weitere Schritte nähern, um dann gleich noch mal erschreckt zu werden.
Blass war gar kein Ausdruck mehr für sein Gesicht. Sofort folgte ein zorniger Blick, der die kleine dargebotene Schwäche überspielen sollte und der Frau, die sich halb im Schatten befand, Respekt einhandeln sollte. 'Immer diese Neuen', dachte sich Arctus, traun sich gar nicht an einen ran.' Ein lautes Klirren schüttelte die eben da gewesene Ruhe geradezu aus ihrem Schlaf. Arctus sah sich panisch um, wo war die Spinne? "DA.", schrie er das Gedachte laut aus, machte zwei sprungartige Schritte und zermanschte die Spinne mit dem Dritten. Noch ein letztes zuckendes Bein lugte unter seinem Schuh hervor, das streckte sich dann doch aber auch der länger nach auf den Boden.
Arctus atmete deutlich hörbar aus. "Das wäre geschafft.", sprach er, wischte sich die paar Perlen Schweiß von seiner Stirn und wandte sich dann an die im Schatten stehende Person, "und wer zum Donnerwetter bist du jetzt?" 'Vielleicht ein Einbrecher oder Taugenichts?', fuhr er Arctus durch den Kopf.
Aus reiner Vorsicht wandte sich seine Hand der Schattenflammenrune zu .

meditate


editate trat aus dem schatten, den die fackeln nicht erhellt hatten. "du wagst es? nicht genug, dass du hier spinnen hereinschleppst, wo ich spinnen streng verboten habe, nein du spießt sie auch noch auf und wirfst sie mir auf den tisch!
es ist übrigens ganz nebensächlich, wer ich bin. auf jeden fall solltest du allein deshalb respekt erweisen, weil du ein kind und ich keines bin. dass ich dich nicht den kastellratten zum fraß vorwerfe, hast du allein dem umstand zu verdanken, dass ich dich zu einer sache befragen muss, die mir ernsthaft kopfzerbrechen bereitet. was machst du eigentlich hier? kinder haben doch hier in der heimstatt der dämonenbeschwörer nichts zu suchen.
bekommst du nicht jedes mal albträume, wenn du einem dämon begegnest?"

Don-Esteban


on-Esteban kam ins Refektorium. Ihm ins Auge fiel Meditate, die sich mit Arctus unterhielt. Er wollte schon näher kommen, als er bemerkte, dass von einer normalen Unterhaltung nicht die Rede sein konnte.
"Ah, du hast Arctus schon kennen gelernt? Er ist einer meiner Studenten." Und mit einem kurzen Blick auf die Situation fuhr er fort:
"Was hat er denn jetzt schon wieder angestellt? Er ist ." eine kurze Pause, in der der Magier überlegte, wie er es am Besten ausdrücken sollte, ohne Arctus gleich wieder als Sündenbock darzustellen, schloss sich an, " .etwas lebhaft." Ein gönnerhaftes Lächeln versuchte, die Wogen zu glätten, war aber wohl eher falsch am Platze. "Ich bin sicher, er hat es nicht so gemeint. Leider muss er noch lernen, die Konsequenzen seiner Handlungen zu bedenken. Und zwar vor der eigentlichen Handlung."
Don-Esteban drängte Arctus aus dem Bereich der offensichtlich wütenden Magierin. Irgendwie fühlte er sich für ihn verantwortlich, obwohl er selber schon oft genug an diesem ungeduldigen, kindlichen Magier verzweifelt war.

Arctus


rctus hatte das Blutfliegenbuch nun wieder in den Händen, hatte an die Stelle geblättert, an die er sich noch erinnern konnte. Doch auch mit einem frischen Tee zu seiner Linken konnte er das Müdigkeitsgefühl, dass das Buch ausstrahlte, einfach nicht abschütteln. Kurzum, es war einfach gähnend langweilig.
Zwei Seiten später lag die Lektüre wieder in einer Ecke. Der Gute Wille war da, das war es doch, was zählte oder?
Arctus war wohl der praktisch angehauchte Typ. Dem wollte er auch sofort wieder nachgehen; die Schattenflamme musste perfektioniert werden, sein heutiges Ziel, wenn auch nahezu unmöglich. Mit außerordentlich viel Elan schwang sich der junge Lehrling vom Fensterbrett und nahm noch kurz einen Schluck aus seiner Teetasse, bevor er im Eilschritt sich auf den Weg machte die Bibliothek zu verlassen. Dabei riss er aus Versehen ein Buch von einem Lehrlingstisch, machte aber keine Anstalten es wieder aufzuheben.
Am Bibliotheksportal angekommen bemerkte er einen eigenartigen Strudel. Er zuckte nur mit den Schultern und ging hindurch, um auf der anderen Seite mit einer Person zusammen zu stoßen.
"Verdammt pass doch auf!", rief er, ohne sich die andere Person im geringsten anzusehen.

meditate


"ch da ist ja der weltverbesserer. jetzt stoßen wir schon wieder zusammen, mein freund.
ich glaube, du solltest dich mal mit umgangsformen befassen. einen dämonenbeschwörer meiner kategorie gegen sich aufzubringen, kann leichtfertig und gefährlich sein. siehst du den steinernen vabun dort neben der wendeltreppe? dem mangelte es auch an respekt. jetzt hat er aber genug zeit über sich und die große meditate nachzudenken."
meditate musterte mit deutlich hochgezogenen brauen das verwahrloste äußere des knaben. "wie siehst du überhaupt aus? wir sind stolze magier und keine schmuddelkinder. richte dich mal ein bisschen her und dann will ich mit dir reden. wolln doch mal sehn, ob du noch andere sachen kannst, außer immer im falschen moment am falschen fleck zu sein und genau das falsche zu tun."

Arctus


"ff, du und medidate. Die Medidate dich ich kenne, sieht keinesfalls so ... lieb aus wie du."
Arctus sah an sich herab, bemerkte, dass er seine neue Robe schon wieder beschmuddelt hatte, diesmal mit Tee. Innerlich kam wieder einmal ein lautes 'verdammt' in ihm hoch, Äußerlich blieb er gelassen.
"Ich hab es nicht nötig gut auszusehen.", sprach er und dachte sich den Rest weiter 'bin ja auch keine Frau'. Halt mal. Irgendwas lag auf den Zügen dieser Frau. Irgendwie erinnert sie ihn an Feuer und einen Drachen . nein, das konnte keinesfalls DIE meditate sein, die er im Lavaturm getroffen hatte. Niemals! Erzürnt über dieses eingebildete Weib fuhr er fort, "sagt, habt ihr Meditate vielleicht im Schlaf erdolcht? Wenn ja, dann werdet ihr in diesem Kastell hier nicht mehr lange leben, meine Gute"
Die Ironie und beißende Spott in den letzten beiden Worten waren kaum zu überhören. "Ach nein", unterbrach er seinen Gedanken lautstark, "mir ist was besseres eingefallen. Wenn ihr euch wirklich ein Dämonenbeschwörer schimpft, dann ruft doch eine Blutfliege herbei! Ich meine, für eine Magierin mit solch einem Rang sollte das doch ein Kinderspiel sein, oder nicht?" Ein leichtes Schmunzeln entstand auf den Gesichtszügen Arctus'.
Entschlossen verschränkte er die Arme vor der Brust und verlagerte sein Körpergewicht auf ein Bein. "Fangt an!" Seine Hand glitt aus reiner Vorsicht zur Schattenflammenrune .
  Lichtkugel nicht treffen. Grade war sie hinter ihm, da schoss er schon eine Schattenflamme auf die kalte dunkle Mauer vor sich. Nur kurz sprühten ein paar Funken auf, dann verschluckte die Kastellwand die Schattenflamme geradezu. Das Licht schwirrte gerade unter seinen Beinen hindurch, begann seinen Bauch entlang zu gleiten, woraufhin Arctus sich nach hinten fallen ließ und ein Brücke machte, die in einen Handstand überging.
Wieder bündelte er seine Kraft, musste den Handstand nun jedoch einhändig ausführen, um einen Schattenflamme abzufeuern. Die Kraft besaß er nicht. Mit einem schmerzenden Laut krachte er mit dem Kopf zuerst auf den Boden, fiel dann auf den Rücken.
So lag er da, in den Himmelstarrend und noch immer die Lichtkugel um sich herumschwirren lassend. Er war schon dabei die Lichtkugel zu vergessen und trotzdem strahlte sie noch mit der gleichen Kraft wie von Anfang an.
Arctus' magische Energie hatte sich in den letzten Wochen eindeutig gesteigert. Als er so in seiner Robentasche kramte, wies er plötzlich auf das Stück Pergament, dass Medidate ihm gegeben hatte. Verwundert holte er das bereits etwas verknitterte Stück Papier heraus und beäugte es mit fragenden Augen.
Leise sprach er die niedergeschriebenen wirren Worte aus. Alles klang so schwungvoll, auch wenn er es nicht richtig verstand und er merkte wie etwas in seinem Inneren sich zu regen begann. Roter seichter Nebel schwappte über den am Boden liegenden Arctus, breitete sich aus wie Nebel und ließ ihn nichts mehr erkennen. Ein leichtes Summen war nun ebenfalls zu hören. Kleine Stimmen, die ihr Lied des Nebels sangen? Arctus lauschte gespannt, schloss die Augen und wurde geradezu in wirre Träume gezogen, voller bunter ineinanderfließender Farben. Was nur los? War das etwa kein Nebel?
Langsam öffnete er wieder die verschleierten Augen und sah einen großen hohlen Chitinpanzer vor sich, nein eine untote Blutfliege. Arctus schrie auf. Sofort richtete er sich wie der Blitz auf und kroch ein paar Meter zurück, bis er gegen die Innenhofwand stieß. Die Blutfliege regte sich nicht.
Nur langsam konnte Arctus seinen Puls wieder in den Normalbereich bringen, sah nun auch, dass die Blutfliege ihm nichts tun würde. Die Hand nach ihr ausstrecken sprach er mit sanfter, heller Stimme, "komm doch her!" Sie kam .

Don-Esteban


"h, hier finde ich dich also!" Vor dem jungen Magier baute sich ein Schatten auf. "Du übst? Löblich. Ich hoffe, es wird nicht wieder irgendetwas schreckliches passieren. Ansonsten könnte ich mich dazu entscheiden, die Lehre abzubrechen. Du verstehst doch, was ich meine, oder?"
Don-Esteban dachte dabei vor allem an die zweimalige schlimme Erfahrung mit Kombinationen von Licht und Schattenflamme. Einmal ließ er noch durchgehen, doch dass Arctus diesen Fehler noch einmal wiederholt hatte, obwohl er wusste, was dabei passierte, ließ ihn doch etwas an der Sinneswahrnehmung des Jungen zweifeln. Vor allem daran, ob er überhaupt geeignet war, Magie zu erlernen. Der Lehrmeister seufzte leise. Es war fast schon klar, dass sicher wieder irgendetwas passieren würde. Arctus haftete so eine Art Makel an, der jedes Pech, das man haben konnte, unentwirrbar fest an den Jungen band. Vermutlich konnte er selbst nichts dafür.
Doch das war keine Entschuldigung. Wenn man Magier werden wollte, dann hatte man gefälligst ernst, voller Selbstdisziplin und mit Lerneifer vollgestopft zu sein. Und man hörte bedingungslos auf seinen Lehrmeister.
Der Hohepriester zog hörbar die Luft durch die Nase ein und trat dann endgültig zu Arctus. "Wie ich sehe, beherrschst du nun auch die Blutfliege einigermaßen. Zumindest kannst du sie erscheinen lassen. Ich will gar nicht wissen, wo du die Rune dazu stibitzt hast. Zeige mir einfach, wie du die Fliege beherrschst, indem du sie steuerst."

Arctus


"iesmal hab ich nichts gemacht! Wenn du jemand dafür ausmeckern willst, dass ich dieses Ding hier beschwört habe, dann Medidate. Sie hat mir die beiden Schriftrollen gegeben!", wehrte sich der Junge.
Arcus stand mittlerweile wieder auf den Beinen und putzte sich den Dreck von der Robe. Wirklich erstaunlich; was der Dreck immer von ihm wollte? Oder besser von seiner Robe.
Die beschworene Blutfliege befand sich immer noch kurz vor ihm und machte auch keine Anstallten wegzufliegen. Etwas erstaunt sah Arctus auf das Geschöpf herab; es war sein erstes mal gewesen! 'Was stand noch mal in dem bescheuertem Buch?', versuchte sich Arctus zu erinnern, doch das einzige was ihm zu dem Blutfliegenbeschwörungsbuch einfiel war Schlaf und gähnende Langeweile. Oder halt, zwischen den Berichten des Autors über seine Mutter und Schwester stand doch noch irgendwas von Fäden. "Was war dass den noch mal?", sprach er seinen Gedanken laut aus, antwortete auf das "Was?" vom Don einfach "ach nichts." und wandte sich wieder dem hohlen Geschöpf zu.
Prüfend schnipste er direkt vor ihr mit den Finger, doch sie reagierte nicht. "mhh" Arctus runzelte die Stirn und kraulte sich den nicht daseienden Stoppelbart. "Flieg zum Don!", lautete seine Anweisung, vollkommen einfach. Die Blutfliege tat es ohne ein Mucksen. Arctus grinste, wusste jedoch schon was kommen würde. In Gedanken sah er den Zweifel seines Meisters schon wieder kommen.
Was sollte er tun außer es hinzunehmen?

Don-Esteban


er Lehrmeister duckte sich gerade noch, als die Blutfliege angesummt kam, stupide den Befehl ihres Meisters ausführend, der in dem Fall Arctus hieß. "Achso, eine Spruchrolle. Nun denn, dann ist ja meine Rune, die ich dir mitgebracht habe, doch nicht umsonst. Verschwinde!" Hektisch begann er, mit dem Arm herumzuwedeln, um die nervige Fliege zu vertreiben.
"Gib ihr endlich einen anderen Befehl oder lass sie verschwinden." Der Magier kämpfte noch immer mit dem lästigen Insekt. "Achso, es ist eine Schriftrollenfliege? Dann sag ihr, dass sie irgendwohin fliegen soll, in den Wald, den Berg hinab oder sonst wohin. Fliegen, die du mittels deiner Rune beschwörst, kannst du ganz einfach verschwinden lassen, indem du die Verbindung mit ihr kappst. dann fallen sie in sich zusammen." Er machte einen Schritt zur Seite, froh, die Fliege überlistet zu haben.
"Blutfliegen aus Spruchrollen haben eine festgelegte Lebensdauer. Da kannst du nur warten." Der Sieg über die penetrante Blutfliege war nur von kurzer Dauer. Natürlich führte sie ihren Befehl, zum Don zu fliegen, immer noch aus. "Herrgottnochmal, bei Beliar! Schaff mir dieses Mistding endlich aus den Augen. Zerstöre es mit einer gezielten Schattenflamme.
Aber vorher hol es von mir weg, ich will nicht das Ziel deiner missglückten Zielversuche werden." Er wedelte mit den Armen, um die Fliege von sich fernzuhalten. Die war, obwohl sie nichts weiter tat, als immerzu zu ihm zu fliegen, so nervig, wie drei Schüler vom Schlage eines Arctus zusammen.

Arctus


"ein Leben liegt in meinen Händen!", gab Arctus grinsend von sich.
Er hatte sich geirrt; der Blutfliegenzauber war nicht einfach nur ein Zauber, er war der BESTE Zauber der gesamten Welt und des Sternenreiches noch obendrauf! Arctus' Bauch verkrampfte sich schon vom stetigen Lachen des Jungen. Nur schwer gelangen es ihm, ein trockenes Auge auf die Blutfliege zu werfen und dabei auch noch grade zu stehen.
Ganz tief im inneren Arctus' lachte ein Stimme mit, schrie ab und zu 'Er hat es verdient!'. Mit zittrigen Händen hielt Arctus die Schattenflammenrune in der einen Hand und peilte mit dem Daumen und halb herausgestreckter Zunge das Ziel an. Einmal tief durchatmend, doch immer noch schmunzelnd, sammelte er seine magische Kraft für das dunkle Geschoss.
Kleine kaum sehbare Flammen züngelten sich vor seiner Handfläche, griff schon nach ihrem Ziel, wurden jedoch von dem Willen des Jungen gefesselt. Noch. Mit einem kurz "hier her!", befahl er der Blutfliege vom Don zu weichen und feuerte im gleichen Moment seine magische Ladung ab. Die Flammen griffen nach vorne, sehnten sich geradezu nach dem Feind, denn sie zu zerstören hatten.
Die Blutfliege schien die Schattenflamme gar nicht heranfliegen gesehen zu haben, so dass diese sie mit volle Wucht traf. Natürlich war die Wucht gar nichts im Vergleich zu der Mixtur Schattenlichtflammenkugel, aber sie zeigte ihre Wirkung. Ein Flügel war verkohlt, genau wie die eine Hälfte des Tieres, das nun nur noch in der Luft strauchelte, leichte zittrige Kreise zog und dann nach dem Sturzflug auf dem Lehrmeister Arctus' landete.
Abermals konnte sich der Junge ein Lachen nicht verkneifen. Das war SEIN Tag, besser konnte es gar nicht mehr werden.

(Fortsetzung auf Seite 12)