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Errol
und Endivion erobern die Welt
gepostet vom 10.10. bis 10.11.2003
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Errol
rimmig
schaute Errol in die düsteren Gewitterwolken. Immer dieser Regen
im Herbst: Man konnte nicht mal mehr nach dem allabendlichen Besäufnis
im Straßengraben liegen, ohne nass zu werden. Leise jammernd über
die Ungerechtigkeit der Welt machte sich Errol auf den Weg
zum Marktplatz.
Dort angekommen zückte er seinen Lederbeutel... doch leider klimperten
nicht ein paar Münzen darin. Hatte er gestern echt ALLES versoffen?
Nun, auch egal. Er würde sich schon etwas zu Essen holen, es lag
ja genug rum. Wenn man den Verkäufer etwas ablenkte, dann ging das
schon.
Also schlurfte Errol zum Stand von Bartolo, und nuschelte etwas, man könnte
es als: "Ist in letzter Zeit irgendwas aufregendes passiert?"
auslegen. Der Inhalt der Frage war ja auch nicht wirklich wichtig, wichtig
war nur, das Bartholo abgelenkt war.
Doch der nahm den kleinwüchsigen Errol erst gar nicht wahr, sondern
blickte verträumt zu Sarah hinüber.Auch gut, dachte sich der
übersehene, und ließ ein paar Paprikas und Äpfel in seinem
geräumigen Lederbeutel verschwinden.
Gähnend überlegte er sich, was er wohl heute Abend unternehmen
würde. Zum Freibierstand gehen? Errol warf kurz einen Blick auf die
lallenden Milizsoldaten, die sich dort besoffen, blickte jedoch wieder
ganz schnell weg und befand, dass das eine schlechte Idee gewesen war.
Coragorns Kneipe? Nee, da waren ja nur diese neureichen Oberviertler.
Blieb nur noch Kardiff's Kneipe im Hafenviertel...
Endivion
issmutig
lümmelte, so hätte sein früherer Lehrmeister Scanthor es
genannt, Errol auf dem Tisch in Koragorn's Kneipe herum. Er zog unabsichtlich
die abscheulichsten Grimassen, als wäre sein Gesicht aus Gummi dabei
überlegte er nur, wie er sich wohl wieder etwas Geld beschaffen konnte.
Er würde erst mal Koragorn fragen, der wusste immer etwas.
"Hey, Kora, komm' ma'." murmelte er.
"Nee, du. Komm du doch her." meinte der Wirt etwas genervt.
Unwillig, jedoch mit einem kleinen Grinsen im Gesicht schlürfte Errol
zum Tresen.
"Has'u nen Tipp, wo ich etwas Geld auftreiben kann?"
"Nee, du. Oder... eigentlich schon. Was hältste von ner Runde
Skat?"
Widerwillig stimmte Errol zu. Eigentlich mochte er Skat ja nicht, aber
vielleicht konnte er Kora ja während er abgelenkt war was stibitzen.
Nach einer ersten Runde stand Errol schon wieder auf. "Für kleine
Jungs."
Noch etwas vorsichtiger als immer schlich sich der Kleinwüchsige
Dieb hinter Koragorns Rücken hinter den Tresen. Als er gerade dabei
war, sich das bisschen Wechselgeld zu "beschaffen", welches
dort in einer Truhe lag, entdeckte er einen Schatten über sich, der
immer größer wurde. Es war Koragorn's Schatten.
"Soso, für kleine Jungs und so..." meinte der Wirt verärgert
und packte den Dieb am Kragen.
"Es ist nich so wie du denkst, Kora!" meinte dieser mit zitternder
Stimme.
"So, nich wie ich denke!? Das kanns'u den Fischen erzählen,
mein kleiner Freund."
Hämisch grinsend schulterte Koragorn Errol wie einen Seesack und
lief in Richtung Wasser, da konnte er so viel quengeln, entschuldigen
und protestieren wie er wollte.
Erschrocken quiekte der Bürger, als er in das kalte Wasser eintauchte,
und versuchte mit unbeholfenen Paddelbewegungen wieder ans Ufer zu gelangen.
Doch es wollte ihm nicht gelingen. Nun musste er sich etwas einfallen
lassen...
Schnaufend schaute er sich um. Schiffe überall, auch hinter sich.
Warum nicht einfach auf die Schiffe gehen? Ein genialer Einfall! Mit letzter
Kraft paddelte er zu einem der Boote, und stieg auf.
Bibbernd überlegte er, wie es nun wohl weitergehen würde.
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Errol
chweißperlen
kullerten langsam über Errols Stirn. Verdammt. Seine Gedanken rasten.
Er war ihm doch schon fast entkommen, nur dieser verdammte Stein... Aber
das brachte ihn angesichts dieser äußerst bedrohlichen Situation
auch nicht weiter. Würde er jetzt sterben müssen? Nein, bei
Innos, das wäre ungerecht. Es gab ja noch so viele Gräber zu
plündern und Börsen zu klauen.
Nachdenken.
Cool bleiben.
Was hatte der Große gesagt? Kerker oder Kopf ab.
Beides war nicht schön, gar nicht schön. Und er konnte sich
beides nicht wirklich vorstellen. Errol zitterte am ganzen Körper.
Was jetzt half, war nur noch Coolness, das hatte er von seinem alten Lehrmeister
damals gelernt.
Nachdenken.
Cool bleiben.
Was war cool? Errol versuchte sich an die Straßentheaterstücke
zu erinnern, die er in seiner Kindheit so gerne angeschaut hatte. Die
hatten alle geraucht. Und waren cool. Angestrengt überlegte er, wie
die das immer so cool machten. Vielleicht: "Hey, du da! Ja, du! kannst
du mir bitte einen Zündstahl geben? Danke!"...? Nee, das wars
nicht. Jetzt hatte er's!
Hastig fummelte Errol nach einer Zigarette hinter seinem Ohr und stammelte
quiekend: "Haste maa' Feuer?"
Boah. DAS war cool.
Necron
in leichtes
Lächeln huschte über Necron's Gesicht. Der Kleine hatte Mut,
das musste man ihm lassen. Nichtsdestotrotz hatte er seinen Beutel stehlen
wollen und fast wäre er damit durchgekommen, wäre Necron nicht
der Zufall zu Hilfe gekommen.
"Nichts da, jetzt nicht nachlässig werden", dachte er sich
und sein Gesichtsausdruck festigte sich wieder. "Ich hab dich was
gefragt", schrie er den Zwerg an, "Wie kannst du es wagen, in
deiner Situation Witze machen zu wollen". Er drückte den Dolch
etwas fester an die Kehle des Langfingers, sodass der Zwerg kaum mehr
Schlucken konnte, ohne sich sein Fleisch einzuritzen. Mit ernsterer Stimme
fuhr er fort: "Wenn dir meine Möglichkeiten nicht gefallen,
dann schlag du mir etwas vor. Vielleicht gefällt es mir ja sogar,
wenn nicht such ich mir einen von meinen Vorschlägen aus. Aber lass
es dir gesagt sein, ich mag weder dich noch die Milizen, wenn du verstehst..."
Gespannt wartete er auf die Antwort des Diebes, die Augen ständig
auf diesen gerichtet und die Hand fest am Dolch.
Necron
er kleine
Mann unter ihm schluckte, zuckte aber sofort zusammen, als der Dolch ihm
durch seine Schluckbewegung einen leichten Schnitt am Hals bescherte.
"H..H.hhör mir mal bitte zu! Ich bereus, dd..d.dir deinen Beutel
stehlen zu wollen, a...aaaa....aber ich hab kaum Gold, das ich dir geben
könnte, d..d..damit wirst du nicht glücklich. I..i..Ich kann
dich aber auf ein B...bier einladen, wenn du willst".
Necron konnte sich kaum noch halten, der kleine Kerl war amüsant.
Auch wenn er wohl Todesangst haben musste, passende Antworten fand er
trotz allem. "Nagut, ein Bier ist besser als nichts, und viel mehr
ist von dem sowieso nicht zu holen", dachte er sich. Langsam stieg
er von dem Zwerg herunter, den Dolch noch immer an seiner Kehle - allerdings
sehr viel lockerer als vorher. "Wie ist überhaupt dein Name",
fragte er den Schurken. "E..E..Errol, mein Herr", antwortete
dieser. "Also, die Sache mit dem Bier ist geritzt, aber wenn du mir
noch einmal Ärger machen solltest, wirst du nicht so einfach davonkommen,
dass dir das klar ist". "Jawohl, mein Herr", antwortete
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Errol
eise gähnend
schaute sich Errol nach einem reich aussehenden Opfer um, es musste wieder
etwas Geld in seiner vom imaginären Hungertod bedrohte Börse
klimpern.
Seit einiger Zeit sah man die reicheren Bürger nicht mehr so oft
in der Unterstadt... doch da! Zotterdihopp, was war das für ein fetter
Beutel! Mit offenem Mund bestaunte der kleinwüchsige Dieb die Geldbörse
eines großgewachsenen, jungen Mannes in teurer Kleidung. Einzig
und allein das Gesicht verunsicherte Errol, irgendwie sah ihm der Typ
ziemlich verschlagen aus... Aber das war er ja auch, was solls?, dachte
er sich.
Unauffällig und behände schlängelte er sich durch die Menschenmenge
am Marktplatz bis zu seinem Opfer. Errols Glubschaugen standen vor Goldgier
weit aus den Augenhöhlen heraus, als er versuchte, die prallgefüllte
Börse vom Gürtel des jungen Mannes zu trennen. Jedoch bemerkte
der kleine Dieb in seiner Gier gar nicht, wie sich sein Opfer langsam
umdrehte...
Necron
ls Necron
ein leichtes Ziehen an seinem Gürtel registrierte, drehte er sich
langsam um, um herauszufinden, was der Ursprung des Zerrens war. Ziemlich
schnell hatte er den Übeltäter erkannt. Vor Verwunderung fielen
ihm fast die Augen aus dem Schädel. Da erdreistete sich doch tatsächlich
so ein Zwerg - ein ziemlich hässlicher dazu - seine Finger an seinen
Beutel zu legen. Der Dieb hatte ihn noch nicht bemerkt und Necron packte
ihm am Kragen. "Loslassen! Sofort loslassen!", schrie der Lump
und zappelte dabei wie ein Fisch im Netz - nahm allerdings die Finger
nicht vom Beutel. Schließlich gelang es ihm sich loszureißen
und rannte davon - und mit ihm Necron's Beutel. "Verdammt noch mal",
dachte sich Necron. "Ich hasse diese Stadt". Fluchend nahm er
die Verfolgung auf, doch in der Menschenmenge hatte der Kleine weniger
Probleme und der Abstand zwischen Gejagtem und Verfolgtem wuchs stetig.
Als sie den Marktplatz endlich hinter sich gelassen hatten, konnte Necron
den kleinen Mistkerl nirgendwo entdecken. Er platzte fast vor Wut. Sein
ganzes hart verdientes Geld - einfach gestohlen. Er trat gegen einen Stein,
der mit einer rasanten Geschwindigkeit in den Straßengraben flog
und drehte sich um.
"AUAAAAA", schrie da jemand hinter ihm. Sofort machte er kehrt,
rannte in die Richtung, aus der der Schrei kam und sah sofort, was los
war. Da kauerte doch tatsächlich der kleine Dieb auf dem Boden und
hielt sich den Kopf. Zwischen seinen Finger war Blut zu erkennen. "Volltreffer",
dachte sich Necron. Der Langfinger hatte ihn nicht kommen sehen, die Schmerzen
waren wohl ziemlich groß. In einer flüssigen Bewegung zog Necron
seinen Dolch, sprang in den Graben und hielt dem Halunken die Waffe an
die Kehle. "So, und jetzt gibst du mir schön langsam meinen
Beutel wieder. Und sollte auch nur ein Goldstück fehlen, wirst du
nicht mehr lange unter uns weilen." Erst jetzt fiel Necron auf, wie
hässlich der kleine Mann war. Sein ganzes Gesicht war mit Geschwüren
bedeckt und überhaupt reichte er Necron vielleicht bis zur Brust.
"Und von sowas werd ich noch beklaut. Ich sink auch immer tiefer",
erkannte er mit einem Seufzer. Der Dieb hingegen hatte angstgeweitete
Augen und zitterte wie Espenlaub. Schließlich streckte der Zwerg
ihm seinen Beutel entgegen. "D..dd..da fehlt gg..g..ga..ganz bestimmt
nix", stotterte er. Necron nahm den Beutel, warf einen kurzen Blick
hinein und befand den Inhalt für vollständig. Der Kerl hatte
ja sowieso keine Zeit gehabt, etwas von seinem Gold auszugeben.
Die weitaus größere Frage, die sich Necron nun stellte, war,
was er mit dem Kleinen anfangen sollte. Einfach laufen lassen konnte er
ihn nicht, der Zwerg würde gleich wieder jemanden beklauen, was letztendlich
sein eigenes Geschäft schädigte. Der Miliz wollte er ihn allerdings
auch nicht übergeben - schon aus Prinzip, auch wenn er dafür
vielleicht etwas Gold bekommen hätte. "Sollen die sich ihre
Diebe doch selber fangen, aber das schaffen sie ja sowieso nicht",
dachte er sich. Doch konnte er den Kleinen ja schocken. Langsam eröffnete
er das Wort. "Also, was ist dir jetzt lieber, du lausiger Dieb. Soll
ich dich der Miliz übergeben, auf das du im Kerker verrottest oder
soll ich dir hier und jetzt die Kehle durchschneiden, dann ists wenigstens
kurz und schmerzlos? Los Zwerg, sprich, ich habe nicht den ganzen Tag
Zeit". Mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht wartete er auf
die Antwort des Zwerges.
Der kleine Mann unter ihm schluckte, zuckte aber sofort zusammen, als
der Dolch ihm durch seine Schluckbewegung einen leichten Schnitt am Hals
bescherte. "H..H.hhör mir mal bitte zu! Ich bereus, dd..d.dir
deinen Beutel stehlen zu wollen, a...aaaa....aber ich hab kaum Gold, das
ich dir geben könnte, d..d..damit wirst du nicht glücklich.
I..i..Ich kann dich aber auf ein B...bier einladen, wenn du willst".
Necron konnte sich kaum noch halten, der kleine Kerl war amüsant.
Auch wenn er wohl Todesangst haben musste, passende Antworten fand er
trotz allem. "Nagut, ein Bier ist besser als nichts, und viel mehr
ist von dem sowieso nicht zu holen", dachte er sich. Langsam stieg
er von dem Zwerg herunter, den Dolch noch immer an seiner Kehle - allerdings
sehr viel lockerer als vorher. "Wie ist überhaupt dein Name",
fragte er den Schurken. "E..E..Errol, mein Herr", antwortete
dieser. "Also, die Sache mit dem Bier ist geritzt, aber wenn du mir
noch einmal Ärger machen solltest, wirst du nicht so einfach davonkommen,
dass dir das klar ist". "Jawohl, mein Herr", antwortete
Errol immer noch eingeschüchtert, aber dennoch mit einem Hauch der
Erleichterung auf seinem Gesicht.
Necron zog seinen Dolch vom Hals des kleinen Mannes und steckte ihn zurück
in seinen Gürtel. "Der Zwerg hat genug eingesteckt", befand
Necron als er die immer noch leicht blutende Platzwunde am Kopf und den
blutenden Schnitt am Hals Errol's sah. Er konnte sich ein Grinsen nicht
verkneifen, der Kerl sah einfach jämmerlich aus - und genau den passenden
Gsichtsausdruck hatte er auch aufgelegt. "Selber schuld, warum musst
du mich auch beklauen?", spottete Necron.
Er packte den verkappten Dieb am Kragen und stellte ihn auf die Beine.
"So, du gehst voraus zur Hafenkneipe und versuch erst gar nicht,
wegzulaufen, du bist ja doch langsamer". Mürrisch und vor sich
hinfluchend trabte der kleine Mann vor Necron her, vorbei an der Kaserne,
hinunter zum Hafen und hinein in die Kneipe. Am Tresen waren noch einige
Plätze frei und die beiden nahmen Platz. Da Errol immer noch nicht
ohne zu stottern sprechen konnte, übernahm Necron die Bestellung.
"Zwei Bier, und die gehn auf den Kleinen hier". Abwertend deutete
er auf Errol, der verärgert einen kleinen Beutel unter seiner Jacke
hervorholte, den Inhalt auf den Tresen kippte und abzählte. Viel
blieb ihm wirklich nicht mehr, aber für eine Runde Bier würde
es noch reichen, dachte sich Necron grinsend.
Während er den Krug, den der Wirt gerade gebracht hatte, anhob und
zu seinen Lippen führte, beobachtete er die erbärmliche Kreatur
neben ihm. "Jetzt trink schon", munterte er ihn auf. "So
schlimm sind deine Wunden auch wieder nicht". Errol fuhr vorsichtig
über seinen Hinterkopf. Als er die getroffene Stelle berührte,
zuckte er zusammen. Necron setzte kurz ab, nahm den Krug des Zwergs und
hielt ihm diesen hin. Bereitwillig nahm Errol das Bier und versuchte seinen
Schmerz in Alkohol zu betäuben. Auch Necron tat einen langen Schluck,
dann erinnerte er sich, dass er eigentlich heute Richtung Sumpflager aufbrechen
wollte. "Verdammtes Loch, will mich einfach nicht gehen lassen",
dachte er sich. Er musste trotzdem schmunzeln, wenn er daran dachte, dass
es Leute gab, für die der Tag weitaus schlimmer verlaufen war. Und
genau neben ihm saß eine solche Person. Er grinste Errol an, erhob
seinen Krug zum Gruß und ließ einige lange Schlücke folgen. |
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Errol
immer noch eingeschüchtert, aber dennoch mit einem Hauch der Erleichterung
auf seinem Gesicht.
Necron zog seinen Dolch vom Hals des kleinen Mannes und steckte ihn zurück
in seinen Gürtel. "Der Zwerg hat genug eingesteckt", befand
Necron als er die immer noch leicht blutende Platzwunde am Kopf und den
blutenden Schnitt am Hals Errol's sah. Er konnte sich ein Grinsen nicht
verkneifen, der Kerl sah einfach jämmerlich aus - und genau den passenden
Gesichtsausdruck hatte er auch aufgelegt. "Selber schuld, warum musst
du mich auch beklauen?", spottete Necron.
Er packte den verkappten Dieb am Kragen und stellte ihn auf die Beine.
"So, du gehst voraus zur Hafenkneipe und versuch erst gar nicht,
wegzulaufen, du bist ja doch langsamer". Mürrisch und vor sich
hinfluchend trabte der kleine Mann vor Necron her, vorbei an der Kaserne,
hinunter zum Hafen und hinein in die Kneipe. Am Tresen waren noch einige
Plätze frei und die beiden nahmen Platz. Da Errol immer noch nicht
ohne zu stottern sprechen konnte, übernahm Necron die Bestellung.
"Zwei Bier, und die gehn auf den Kleinen hier". Abwertend deutete
er auf Errol, der verärgert einen kleinen Beutel unter seiner Jacke
hervorholte, den Inhalt auf den Tresen kippte und abzählte. Viel
blieb ihm wirklich nicht mehr, aber für eine Runde Bier würde
es noch reichen, dachte sich Necron grinsend.
Während er den Krug, den der Wirt gerade gebracht hatte, anhob und
zu seinen Lippen führte, beobachtete er die erbärmliche Kreatur
neben ihm. "Jetzt trink schon", munterte er ihn auf. "So
schlimm sind deine Wunden auch wieder nicht". Errol fuhr vorsichtig
über seinen Hinterkopf. Als er die getroffene Stelle berührte,
zuckte er zusammen. Necron setzte kurz ab, nahm den Krug des Zwergs und
hielt ihm diesen hin. Bereitwillig nahm Errol das Bier und versuchte seinen
Schmerz in Alkohol zu betäuben. Auch Necron tat einen langen Schluck,
dann erinnerte er sich, dass er eigentlich heute Richtung Sumpflager aufbrechen
wollte. "Verdammtes Loch, will mich einfach nicht gehen lassen",
dachte er sich. Er musste trotzdem schmunzeln, wenn er daran dachte, dass
es Leute gab, für die
der Tag weitaus schlimmer verlaufen war. Und genau neben ihm saß
eine solche Person. Er grinste Errol an, erhob seinen Krug zum Gruß
und ließ einige lange Schlücke folgen.
Necron
ecron
erwachte am späten Nachmittag in der Herberge Hannas. Sein Kopf schmerzte
und ihm war übel. Er hatte keine Ahnung, wie er hierher gekommen
war, allerdings wusste er, dass es gestern ein feuchtfröhlicher Abend
gewesen sein muss. Langsam kamen Erinnerungsfetzen zurück. Zusammen
mit Errol, dem kleinen Dieb, war er in Coragon's Taverne gewesen. Nachdem
der Zwerg die ersten beiden Runden ausgegeben hatte - oder besser gesagt
ausgeben musste - übernahm Necron die nächsten drei. Trotz seiner
geringen Körpergröße konnte der Halunke saufen wie ein
Loch.
Necron drehte sich in seinem Bett hin und her, die Schmerzen und die Übelkeit
quälten ihn. Ein paar mehr Fetzen kamen zurück. Nicht Errol
hatte ihn in die Herberge gebracht, sondern Coragon selbst. Der Kleine
war irgendwann im Straßengraben liegengeblieben während sich
Necron "nur" dorthin übergeben hatte. Coragon und Hanna
hatten ihn dann mit vereinten Kräften die Treppe hoch und in ein
Bett geschafft. Dort war er wohl sehr schnell eingeschlafen.
Der Durst brachte ihn fast um den Verstand. Langsam erhob er sich, hielt
aber schnell inne, als Schmerzen durch seinen Kopf zuckten. "Verdammt,
das war das letzte Mal", dachte er sich. Er riss sich zusammen und
erhob sich, fühlte an seinen Gürtel und war erleichtert. Sein
Beutel hing noch da, wo er ihn immer trug. Langsam und taumelnd wankte
er hinunter zu Hanna. Er dankte ihr kurz und ging auf den Marktplatz.
Dort kaufte er bei Baltram zwei Flaschen Wasser und verzog sich wieder
in die Herberge. Auf einem Bett ließ er sich nieder und trank aus
einer der Flaschen. Nach ungefähr der Hälfte des Wassers war
sein Durst soweit gestillt, dass er kurz absetzen konnte. Nach kurzer
Zeit trank er weiter. Nachdem die Flasche leer war, rollte er sie in eine
Ecke und legte sich hin. Immer noch von seinem Kater gepeinigt, wollte
er lieber weiterschlafen, als die Schmerzen zu erdulden. "Wieder
ein Tag vergangen, an dem ich die Stadt eigentlich verlassen wollte. Naja,
dann eben morgen", entschied er und entschwand bald danach ins Reich
der Träume.
Errol
erstohlen
schaute sich Errol um. Kein Schwein war mehr hier bei den Fischerhütten,
die meisten Fischer vergnügten sich in der Stadt. Ihm fiel ein, dass
er das heute auch noch tun wollte. Aber nicht ohne Geld...Erst jetzt fiel
ihm auf, dass da noch jemand war. Dieser jemand hatte eine verdammt dicke
Geldbörse bei sich. Mit seinen funkelnden Augen beobachtete er ihn.
Er konnte es kaum abwarten, bis der Mann mit dem Beutel an einen schattigeren
Platz gehen würde. Frohlockend beobachtete er, wie sein Opfer im
Schatten verschwand. Jetzt war es Zeit zuzuschlagen.
Errol atmete noch einmal tief durch. In den letzten Tagen hatten ihn seltsamerweise
seine Diebeskünste verlassen. Dabei war doch so ein brillanter Dieb.Doch
diesmal würde er nicht erwischt werden.
Im Schutz der Dunkelheit pirschte sich der Zwerg an. Er konnte nur die
Silhouette des Fischers ausmachen, doch dem würde es genau so gehen.
Er schlich sich behände an, seine Hand umklammerte seine Dolch, bereit
ihn zu ziehen.
Errols Herz schlug höher... gleich würde es ihm gehören,
das viele Geld.
Mit seinen gelenkigen TentakelFingern umfasste er nun seinen Dolch schnitt
die Schnur, die den Beutel an den Gürtel befestigte behutsam durch.
Vor lauter Aufregung glitschte ihm seine Klinge aus der schweißnassen
Hand und fiel mit einem lauten "Klalong" auf den Boden. Sein
Puls raste. Nein, nicht schon wieder!
Errol
Fröstelnd
lag Errol auf einem der Strohsäcke in einem Lagerhaus. Sein müder
Blick wanderte von den umherhuschenden Ratten zu den schneebedeckten Dächer
von Khorinis. Wieso schneite es schon um diese Jahreszeit? Der kleine
Mann schickte einen Stoßfluch an Adanos und spie aus.
Seine leichte Sommerkleidung würde nun nicht mehr reichen, er würde
etwas pelziges brauchen. Verärgert schlug er mit der flachen Seite
seines Dolches nach einer der Ratten. Schon wieder Geld ausgeben. Dabei
hatte er sich doch erst gestern 500 Goldstücke beschaffen, und schon
wieder etwas ausgeben? Sein Blick wanderte wieder zu den Ratten. Das musste
doch auch anders gehen. Doch dann schlug er sich wieder den Gedanken mit
dem Rattenfellmantel wieder aus dem Kopf. Das machte doch nichts her.
Keiler- oder sogar Schattenläuferfell sollte es sein. Doch so etwas
klauen wäre schwierig.
Gereizt warf Errol die erlegte Ratte gegen die Wand und betrachtete den
Blutfleck, der dadurch entstanden war. Gähnende Leere machte sich
in seinem Kopf breit, nichts worüber er heute noch nicht gedacht
hatte. Oder doch, er wollte eigentlich noch etwas klauen gehen.Doch dazu
war er zu müde. Überlegen brachte nichts, er würde so oder
so wieder in eine Kneipe gehen, Skat spielen sich und vergnügt vollaufen
lassen und am nächsten Morgen den Alkohol verfluchen. Errol liebte
das Fluchen.
(Fortsetzung auf Seite 7) |
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