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Angroth
gepostet am 21.11.2003
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Angroth
ngroth
erhob sich vom Lagerfeuer. Sein Blick war finster, geheimnisvoll. Ein
Entschluss war gefallen, der hohe Söldner hatte einen Entschluss
gefasst. Er hatte den Sagenumwobenen Blutpfad betreten, und er hatte ihn
unterbrochen als er Daschnavar unterlegen ward. Buße musste getan
werden, viel zu lange hatte er sich dies verdrängt. Ihm wurde einiges
klar. Er hatte versagt, deshalb war er aus der Bruderschaft ausgetreten.
Der Schläfer wollte es so, und im Glauben er täte was er selbst
wollte war der damalige hohe Templer von dannen gezogen. Jedoch war er
seinem einstigen Gott ein guter Diener gewesen bis zuletzt, weshalb ihm
das kosten vom Segen des wahren Gottes vergönnt worden war bevor
er nie wieder als Bruder bezeichnet werden sollte.
Der hohe Söldner sah an sich herab. Er hatte sein Leben hinter sich
gelassen, er hatte versagt und war fortgelaufen weil sein Gott es so wollte.
Kein Fortlaufen mehr! Er ballte die Fäuste in der ungewöhnlich
warmen Herbstnacht, sah in den Himmel voller Sterne, die besitzergreifend
alles unter sich hielten was der Exilclansmann je zu Gesicht bekommen
könnte. Der Pfad des Blutes.
Was wusste er darüber? Nicht viel, lediglich dass es der Weg der
Rache war, und dass er seine Rache verfehlt hatte. Scham wogte im Herz
des Kriegers, er sah hinab von den Sternen in das gebändigte Feuer
von welchem er sein Fleisch nahm und es aß, von welchem er das Bier
nahm, von welchem er das Brot nahm. Der Mensch verdankte dem Feuer viel,
und Angroth hatte mit seiner Hilfe viel erreicht. Das Feuer war aber nicht
der Schläfer, das Feuer war Innos. Es waren Flammen im Herzen des
Mannes gewesen, feurige Leidenschaft für seine Sache; hatte er also
nie wirklich dem gedient dem er dienen wollte? Dienten alle, die an etwas
glaubten automatisch Innos, weil in ihnen die Flamme der Entschlossenheit
brannte?
Angroths Feuer war erloschen. Er war kein Ruchká mehr. Er war nur
noch "Angroth, Sohn des Hemfas", wie Aeryn sich wohl ausgedrückt
hätte. Ein müdes Lächeln formte die Lippen, ganz leise
konnte man die Stoppeln aneinander reiben hören. Freyaa. Das Mädchen.
Das Lächeln verschwand, die Mundwinkel sackten herab. Alles würde
enden, wenn er enden würde. So einfach war es. Er wollte nicht, das
Freyaa etwas geschah, er würde es für sie tun.
Und jetzt, wovor sein Herz sich beinahe gefürchtet hatte. Er dachte
an Samantha. Für sie galt das gleiche wie für Freyaa, Angroth
hatte schon Glück gehabt das Daschnavar sie nicht bei der erstbesten
Möglichkeit zu sich genommen hatte. Oder war das Teil seines Plans?
Es spielte keine Rolle, denn wenn Angroth nicht mehr war, dann waren sie
in Sicherheit. Tränen kullerten nun über seine Wangen, hatten
sich losgerissen von den Lidern, wollten fort von den Gedanken die jenen
verbitterten Menschen heimsuchten. Still und leise stand er da, das Haupt
gesenkt, von den herabfallenden Haaren verdeckt.
Es sollte enden, endlich. Angroth ging in seine Hütte, bedächtigen
Schrittes, langsam und vorsichtig als wäre jeder einer der ersten
in seinem Leben. Er dachte es wäre sein letzter Gang. Leise streifte
er die Rüstung über, schloss die Scharniere und klopfte sich
auf den eisernen Panzer. Jetzt würde sich zeigen, ob sie den Veteranen
von dem sie kam beschützt hätte. Das Schwert wanderte mit leisem
Surren aus der Scheide, glänzte golden im Feuerschein und wanderte
gleißend elegant durch die Luft, still wie der Tod, der Nachts in
ein Bett kroch um sich eine weitere Seele zu holen. Noch glänzte
sie sauber, tadel- und makellos. Bald würde sie das Blut der Orks
trinken, viel Blut.
Der Stahl wanderte zurück in die Scheide, und der junge Mann wollte
sein Haus schon verlassen da entsann er sich seines Horns. Noch einmal
stürzte er zurück, suchte in der Truhe - und fand! Glückerfüllt
schlossen die Finger sich um das glatte Horn, er betastete es, spürte
es intensiv wie nie. Auch die Luft schien klarer als sonst, und der Blick
war geschärft. Der hohe Söldner schnallte das Horn an den Hüftgurt.
Jetzt endlich verließ er die Hütte, schloss die Türe hinter
sich und trat hinaus aus dem Lager, ohne einen Blick zurück. Er dachte
an nichts, an gar nichts. Mit leerem Blick führte ihn sein Gang den
Berg hinab und durch den Wald, vorüber des Flusses den er durchwatete
ohne allerdings die Nässe und Kälte zu spüren, an der Burg
vorbei.
Kein Tier begegnete ihm; vielleicht hüllte der Exilant sich in Schatten,
das wusste er nicht mehr. Er wollte zur Orkpalisade, wollte zu den Orks,
dem Werk Daschnavars. Wieder führte ihn der Weg am Fluss vorbei,
und ein Wald zeichnete sich durch die Dunkelheit ab, dahinter lag das
alte Lager der Bruderschaft.
Nie würde er es erreichen, davor war nun ein riesiger Zaun gezogen,
Orkpatroullien und Warge bewachten ihn. Die Augen wurden schwer, der Blick
klarte auf, jedoch ohne das Feuer das ihm so Respekt verschafft hatte,
ohne Überzeugung, die Augen waren müde. Buße für
den Fehlgeschlagenen Pfad des Blutes, er würde mit seinem Blut für
das all seiner zurückgebliebenen Geliebten zahlen, und für seinen
Fehlschlag. Man sagte, fast niemand hätte je den Zaun berührt,
ohne danach noch lange das Licht der Welt gesehen zu haben. Nun, es war
Nacht, als der Krieger alleine und verlassen an den Zaun herantrat und
ihn berühren wollte. Jedoch kurz bevor Haut und Holz einander wahrnahmen,
stockte die Hand, zögerte. Wieder legten Tränen einen Schleier
über den einst so wachen Blick des Lehrmeisters, der herniedersank
und dann ohne dem Gefühl entgegensehen zu können zufasste. Er
hatte erwartet, Kälte zu spüren, Tod. Doch da war nichts. Nur
Holz. Er sah auf, lächelte, jedoch nicht wie ein glücklicher
Mann lächeln würde, sondern wie einer der seine Zeit gekommen
sah.
So blieb er, halb eingesunken und dennoch nicht auf den Knien, bis er
einen warnenden Schrei vernahm. Kehlig, dunkel, unmenschlich hallte er
wider von Bäumen und nahen Felsen, um von dort zurückgeworfen
zu werden als wollten die Dinge nichts mit der nahenden Tatsache zu tun
haben. Langsam neigte der Krieger seinen Blick zur Seite, sah einen Orkkrieger
in dunkler Rüstung und hochgesteckten Haaren näherkommen, vor
ihm ein Warg der bereits Witterung aufgenommen hatte und nur noch auf
den Befehl zum Angriff wartete. Ein weiterer, durchdringender Schrei ertönte,
man konnte beinahe verstehen wie viel Blutdurst dahinter verborgen war,
und mit gefletschten Zähnen entließ sich das schwarze Hundeähnliche
Wesen seiner Position und stürmte auf sein Opfer zu.
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Trauer
schüttelte Angroth, aber es war zu spät. Es ging zu schnell,
da war der Warg auch schon heran und in der Luft, auf dem besten Wege
das Gesicht des stolzen Mannes zu zerreißen. Doch ein letztes Mal
wollte er seinen Kampfeswillen zeigen, die Ehre, den Stolz, den er nicht
mehr verdiente, den er nicht mehr besaß. Ähnlich wie früher
in der Nacht sirrte die Waffe, als sie blitzschnell aus der verzierten
Scheide wanderte um sich dem Angriff entgegenzustellen. Dank der neu erworbenen
Fähigkeiten konnte Angroth dem Sprung ausweichen und gleichzeitig
tief mit der Schneide in den Unterleib des Warges eintauchen, dass er
warmes Blut auf der Hand spürte. Fiepend schlug das Tier auf dem
kalten Steingrund auf und blieb liegen, nie wieder würde es einen
Atemzug tätigen. Doch es sollte gerächt werden.
Der kampfbereite Krieger ging in Stellung, als der dunkle Ork näher
kam. Es hätte ewig dauern können, bis das Ungetüm ihn erreicht
hätte, im Kopf des Menschen spukten Erinnerungen herum, die Vergangenheit
holte ihn ein. Alle Erlebnisse, Freunde, Abenteuer und Feindschaften.
Würde er ihnen wieder begegnen? Das wusste er nicht, er wusste gar
nichts.
Es war keine Ewigkeit, und der Grünling erreichte mit dem Wahnsinn
in den Augen und erhobener Waffe seinen kleinen Menschenfeind, ließ
sogleich das schwere Todeswerkzeug herabrasen - jedoch ins leere. Zu langsam
kam der Schlag, und es war beinahe schon einfach ihm auszuweichen. Dennoch
gestaltete sich bei diesem Muskelbrocken der Todesstreich schwieriger,
die Erzklinge prallte an der Kombination aus Leder und Metall ab, senkte
sich nur ganz sacht in das Fleisch ohne eine ernsthafte Verwundung zu
verursachen. Aus dem Augenwinkel konnte Angroth weitere Gestalten erkennen,
die sich ihm näherten. Zwischenzeitlich hatte sich der erste Ork
wieder aufgerappelt und schlug ein weiteres Mal zu. Dieses Mal war der
hohe Söldner nicht darauf vorbereitet gewesen, er stand auch mit
dem Rücken zu seinem Feind, eine Regel die er nie brechen wollte.
Dank seiner massiv gebauten Rüstung wurde der Schattenläuferstarke
Schlag abgefedert und es warf ihn nur zu Boden, jedoch schmerzte der Aufprall
sehr. Die Klinge hielt er fest in der Hand, sie würde er nicht verlieren,
sie war ein Teil von ihm. "Glaubenshüter". Sein Schwert,
dass er erhalten hatte weil er dem Paladin Cipher eine Schmiede gebaut
hatte, in glücklicheren Tagen. Hatte er je Krieg mit den Dienern
Innos gehabt? Hatte er je Krieg mit Beliar gehabt? Hatte er gar Krieg
mit Donnra oder Adanos? Nein, er war stets seinen eigenen Ansichten unterlegen
gewesen, hatte sich verleiten lassen. Der Glaubenshüter stand für
alles was er verraten hatte, obwohl er es benutzte um seine Ideale damit
zu verteidigen. Welch Ironie in sich.
Die Zeit war gekommen, dass das Schwert dem folgte wofür es bestimmt
war, einer Person die tolerant gegenüber allem stand, einer Person
deren Herz für das Gerechte war, einer Person die für die Bruderschaft
gelebt hatte, einer Person die liebte. Es war beinahe als könne Angroth
den nächsten Schlag vorausahnen, und so rollte er sich zur Seite,
nur um Bruchteile eines Herzschlags später den grobschlächtigen
Stahl der Orkwaffe neben sich im Boden versinken zu sehen. Jetzt war er
schnell, hieb seinem Feind die Hand ab, nie mehr sollte sich dessen Waffe
aus der Erde heben um einem Menschen Schaden zuzufügen. Ein Schmerzensschrei
drang durch die Luft wie zuvor der blutrünstige und noch davor der
warnende, es sollte der letzte dieses Wesens sein! Der Krieger stieß
sich vom Boden ab und erhob sich, schlug sein Schwert in die verwundbare
Kehle seines Opponenten und ließ ihn zu Boden sacken, leblos.
Die anderen waren bald heran, und der Kampf wurde unnachahmlich geschweige
denn nachvollziehbar. Lange rangen sie, und es sah so aus als wäre
der Mensch trotz seiner körperlichen Unterlegenheit fähiger
sich seines Lebens zu behaupten, und noch einige der Grünlinge sanken
leblos zu Boden bevor endlich die Kraft und letzte Entschlossenheit aus
dem vernarbten Geist eines ehemaligen Ruchká wich. Und doch waren
der Orks wenige geworden, die Nachtwache an diesem Abschnitt erschien
doch nicht so massiv wie er erwartet hatte. Es reichte sie bis auf einen
zu dezimieren, jedoch trug er bereits zahlreiche Wunden am Körper,
blutete, seine Rüstung war an manchen Stellen gerissen und es wirkte
als blute sie selbst. Beide hatten sie keine Kraft mehr, auch der Schwarzork,
der einzige der noch gekommen war nach jenem den Angroth zuerst niedergestreckt
hatte, war ebenfalls von Wunden übersät und seine Kraft war
gering, selbst an menschlichen Maßstäben gesetzt.
Ein letztes Mal blitzte der Stahl trübe auf, geblendet von Blute
das es getrunken, dann kehrte Stille ein.
Beide sanken sie zu Boden, der hohe Söldner entließ sein Schwert
seines Griffes, hörte es aber nicht zu Boden fallen. Es steckte in
der Brust des letzten Feindes. Er selbst aber blutete von Armen, Brust,
Beinen, im Gesicht. Seine Nase blutete stark, sein Blick von Tränen
und Lebenssaft verschleiert erblickte das letzte Heben der Orkischen Brust.
Es war vorbei, der Pfad des Blutes gesühnt, aber das Blut hatte nicht
für Samantha und Freyaa gereicht, er lebte noch. Verzweifelt ließ
er sich auf seine Arme fallen, er weinte. Dann wurde es dunkel und kalt.
Einsam und alleine lag der Mensch zwischen einigen Orkleichen und etwas
weiter ab davon ein toter Warg, es sah aus als seien sie alle tot. Würde
sich niemals wieder etwas dort regen? Er hatte die Orkpalisade berührt,
er lebte noch. Nicht lange danach, so sagte man, sei man gestorben, nachdem
man das Licht der Welt gesehen hatte.
Nicht lange danach ... ein dehnbarer Begriff. |
Das
Wunder von Khorinis
gepostet vom 04. bis 07.12.2003
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Horaxedus
rummelnd
stapfte etwas sehr dunkles durch das Dunkel. So sehr Horaxedus die Nacht
auch schätzte, denn sie war ihm vertraut und legte stets ihre finstere
Hand wie einen Mantel des Schweigens über die düsteren Vorkommnisse
im Kastell der Schwarzmagier, so sehr nervte sie ihn hier draußen.
Im Wald musste wirklich nicht unbedingt Nacht sein.
Der Glasmacher gehörte zu den Anhängern Beliars, die Innos nicht
hassten. Doch der helle Gott war ihm egal. Wie konnte es um die Macht
eines Herren bestellt sein, der als Gestirn die Sonne auserwählt
hatte? Sein Stern verglühte jeden Abend und momentan wurden die Tage
sogar stets kürzer und kürzer. Schwächelte Innos? Horaxedus
ließ diesen Gedanken ohne jede Häme bereits nach kürzester
Zeit wieder fallen. Es war ihm völlig gleichgültig.
Und so ging der Magier weiter durch die Nacht, näherte sich Schritt
um Schritt der Stadt Khorinis, auf den Pfaden, denen er erst vor wenigen
Tagen gefolgt war. Heute klappte es recht gut ohne Lichtkugel. Unnütz
war die Dunkelheit hier draußen trotzdem.
Horaxedus
"ch
glaube, Du verhältst Dich grundlegend falsch. Glaub mir, ich bin
nicht gekommen, Dir gute Ratschläge zu erteilen, auch wenn ich sicher
etwas mehr Erfahrung an Leben aufbringe als Du." Horaxedus lächelte
offen. Während er gesprochen hatte, schien sein Gegenüber keineswegs
ruhiger geworden zu sein. Der Magier spürte den offensiven Blick,
Absichten unmenschlicher Natur, doch war er zu dieser frühen nächtlichen
Stunde nicht in der Stimmung, sich einschüchtern zu lassen. Schließlich
fuhr er ohne übertriebene Betonung fort:
"Keinerlei Aggression ging von mir aus, und Du stellst Dich mir dennoch
so offensichtlich feindselig entgegen."
Doch inzwischen, und das spürte der Glasmacher längst, war die
Zeit der Freundlichkeiten verstrichen. Er konnte reden wie er wollte,
Freundschaften würden hier und jetzt gewiss keine mehr geschlossen
werden. Wozu auch lange umherdiskutieren?
Ein kaum wahrnehmbares Zucken der linken Hand des Magiers setzte eine
dumpfe, wütende Schattenflamme frei. Sie schenkte dem Scavenger augenblicklich
den Tod, noch bevor sein letzter Schrei die nähere und weitere Umgebung
zu langweilen vermochte.
Horaxedus zog zügig Xions Degen von seiner Schulter und trennte der
Kreatur einen ihrer rudimentären Stummelflügel ab, welchen er
anschließend sofort in seinem Bündel verschwinden ließ.
Dann schubste der Schwarzmagier den Scavenger-Kadaver angewidert mit dem
Fuß beiseite, ein Stück über den Wegesrand hinaus. "Ekelhaft."
Schließlich zog der Glasmacher weiter, Richtung Stadt.
Horaxedus
oraxedus
erreichte seine alte Höhle unweit der Stadt Khorinis. Wochenlang
hatte er damals hier gelebt. Getrunken und geschlafen, nur nachts zur
Taverne aufgebrochen. Ein armseliges Leben. Diesen kleinen Stützpunkt
jedoch noch heute hier vorzufinden, noch immer klug im Fels versteckt
und ebenso mit schmutzigem, aber trockenem Stroh ausgestattet, war ein
Glück. Für jemanden, der in Khorinis etwas zu schaffen hatte
und die Robe eine Schwarzmagiers trug, konnte dies beispielsweise ein
Ort sein, an dem man trotzdem seine Nächte unbemerkt in dichter Nähe
zur Stadt verbringen durfte. Und seine Robe ablegen konnte.
Der Schwarzmagier mochte seine dunkle, schlichte Magierkleidung. Er trug
sie jedoch stets ohne großen Stolz. Seine Zugehörigkeit zu
den Anhängern Beliars trug er tief in sich. Und wenn es nötig
war, den einfältigen Innos-Gläubigen entgegenzutreten, ohne
dass sie bei seinem Anblick gleich in hysterische Altweiberkreischen ausbrachen,
nun denn, so wollte er ihnen diesen Gefallen halt tun.
Der Glasmacher reckte sich. Mitten am Tage hier umherzustreifen war nicht
eben das, wonach er sich gesehnt hatte. Wenigstens konnte man bei Tageslicht
hier draußen auch ohne Lichtzauber etwas erkennen. Ein gutes, kühles
Wetter schien ihm auf den stets nachdenklichen Kopf, während er in
seiner alten Bürgerkleidung auf das östliche Tor von Khorinis
zu schritt. Wortlos drückte er der Wache ein paar Münzen in
die bereits halb geöffnete Faust. Es war nicht nötig, viel zu
geben, auch wenn man vielleicht mehr entbehren konnte. Aber man musste
zielstrebig und beinahe arrogant weitergehen, ohne sich auf den Ruf "Was?
Nur sieben?" noch einmal umzudrehen. |
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Horaxedus
oraxedus
war noch nicht lange in dieser Stadt, in der er so lange nicht mehr gewesen
war. Quer über den des Nachts so stillen Marktplatz schlenderte er,
so unauffällig es einem Schwarzmagier in zivil eben möglich
war, vorbei an allerhand Ständen, hinter denen noch vor wenigen Stunden
fettbäuchige Händler ihre überteuerten Waren dem feisten
Volk feilgeboten hatten. Dem Magier war es, als hallten ihre süßlichen
Stimmen noch jetzt an diesem Orte und überboten sich in ihrem konsumorientierten
Liebreiz: "Kauf mich!"
Nicht lange würde es mehr dauern, dann kehrten die Kaufleute zurück
auf diesen wertvollen Platz, um denen, die ihrer Habe überdrüssig
waren, diese abzuschwatzen, und denen die kaum einen Kreuzer besaßen,
ihre Lieben zu ernähren, das letzte Staubkorn aus der Tasche zu leiern.
Nun jedoch, da die tiefe Nacht, Freund der Schwarzmagier, über dem
Marktplatz lag, war Stille über dem Ort des Feilschens und Handelns,
zog allenfalls der tumbe Nachtwächter seine Runden durch Khorinis,
doch sehnte selbst er sich gelangweilt nach seinem kaum verdienten Feierabend.
Die Hellebarde gleich einer alten Jungfer im Anschlag, übersah er
selbst Horaxedus, der mitten zwischen den hölzernen Ständen
verweilte und sich tief im Innern freute, die Behaglichkeit und Cleverness
des Kastells längst der schnöden Magie des Mammons vorgezogen
zu haben.
Der Nachtwächter war gerade in Richtung der Kaserne vorübergeschlurft,
als der finstere Glasmacher, dem es an Orientierung in dieser ehedem wohlbekannten
Stadt nicht mangelte, inmitten der Marktstände einer sonderbar großen
und ebenso runden Erscheinung gewahr wurde. Was stellte dies dar? Kaum
kleiner als ein Kürbis, doch größer als jeder jemals unweit
irgendeines Stammes gefallene Apfel lag sie da, die überaus grüne,
nur mäßig glänzende Frucht. Horaxedus trat ein Stück
näher heran und stupste vorsichtig mit der Fußspitze gegen
die fast runde und spürbar schwere Kugel.
Die Wassermelone holperte ein Stück des Pflasters hinunter. Der Schwarzmagier,
durchaus nicht uninteressiert, folgte ihr mit schleichendem, schnellen
Schritt. Ein erneuter Schupser mit der rechten Fußspitze, und die
grüne Kugel rollte in beachtlicher Geschwindigkeit vorbei am Tempel
des Adanos, an dem zu dieser nachtschlafenden Zeit freilich kein Publikum
neugierig den Worten irgendeines Redners lauschte. Wozu auch? Selbst tagsüber
vermochte kein halbwegs normaler Mensch länger als eine Viertelstunde
seines knapp bemessenen Lebens guten Gewissens ausgerechnet der Predigt
eines Wassermagiers zu lauschen, geschweige denn, sie zu verstehen.
Ein weiterer schwungvoller, harter Kontakt seines trainierten Beines mit
der Melone, und Horaxedus musste sich schon eilen, um dem vegetarischen
Geschoss durch einen Torbogen in Richtung des Hafenviertels von Khorinis
zu folgen. Die Kugel rumpelte vorbei an Tür und Tor; lediglich ein
paar angetrunkene Nachtschwärmer verfolgten mit glasigem Blick das
nächtliche Dribbling des Horaxedus, vorbei an einigen entlaufenen,
dumm dreinschauenden Schafen, immer tiefer in das dunkelste, aber bei
Nacht lebendigste Viertel von Khorinis!
Kaum kam die Melone zum erliegen, eilte bereits wieder der Glasmacher,
inzwischen schnaufend, herbei und versetzte ihr einen herzhaften Tritt,
auf dass die schwere, runde Frucht ihren Weg Richtung Hafenbecken fortsetzen
sollte. Die Blicke diverser nächtlicher Passanten ebenso auf sich
ziehend wie die Aufmerksamkeit der sorgsam umher blickenden Milizen, die
rund um ihre Stammkneipe herumlungerten, näherte sich der Schwarzmagier
mitsamt seinem pflanzlichen, ballartigen Sportgerät der Anlegestelle
im Hafen.
Ein letztes Mal noch kam die Melone zu liegen, und Horaxedus nahm Anlauf
zum entscheidenden Schuss. Vorbei an einem der allgegenwärtigen Hafentrinker
zirkelte er den grünen Ball direkt zwischen den Masten zweier zufällig
nebeneinander im Hafen festgemachten Segelboote hindurch aufs weite Meer.
"TOOOOR!!" jubelten die vor der Taverne dicht beieinander stehenden
Zuschauer, und selbst die zufällig vorbei patroullierenden Milizsoldaten
applaudierten wohlwollend. Der Schwarzmagier lächelte den Bewunderern
verlegen zu. Vielleicht war dies noch nicht die Zeit, sich fortan Weltmeister
nennen zu dürfen. Doch all diese anwesenden Menschen wussten um die
soeben für alle Zeit mit eigenen Augen erlebte Gewissheit: Es war
geschehen.
Das Wunder von Khorinis.
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Hilias
gepostet vom 26. und 27.11.2003
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Hilias
Hilias
schaute sich ein letztes Mal zu Harads Schmiede um.
Der Schmied war nicht zu sehen, nur einige seiner Gesellen und Tagelöhner
huschten geschäftig vor der Schmiede hin und her, schlugen auf glühende
Rohlinge ein oder schleiften Stahl zu Klingen. Hilias seufzte tief und
machte sich auf den Weg in die Unterstadt, um sich dort einen Platz zum
Schlafen zu suchen.
Es waren kaum noch Leute auf den Straßen zu sehen. Zwei finstere
Gestalten standen vor ei-nem der ersten Häuser zu Hilias Rechten.
Als Hilias sie anschaute, warfen sie ihm einen verächtlichen Blick
zu. Der eine war groß und schwerfällig, doch er würde
sich zu verteidigen wissen, sollte es drauf ankommen. Der andere war kleiner,
lehnte sich lässig gegen den Rahmen der Tür und spuckte Hilias
direkt vor die Füße. Hilias machte, dass er weiter kam. Das
letzte was er gebrauchen konnte war Ärger mit den augenscheinlichen
Stadtschlägern.
Die Sonne, hatte sie vorhin noch die Strasse in spärliches rotes
Licht getaucht, war nun endgül-tig hinter dem Horizont verschwunden.
Nur der Lichtschein aus den Häusern erhellt die Strasse noch. Hilias
wunderte sich, das kaum in einer der Hütten ein wirkliche Tür
eingebaut war. Lediglich ein Türrahmen ohne Türbrett. Und das,
in einer Stadt die angeblich nur so vor Diebsgesindel überlief. Vielleicht
gab es bei den Armen hier in der Unterstadt nicht so viel zu holen, dass
sich der Aufwand lohnen würde.
Hilias ging runter zum Hafen und machte eine Kneipe aus. Dort wollte er
als Erstes mit seiner Suche nach einer Unterkunft beginnen. Er wollte
die Kneipe gerade betreten, als ihm ein Kerl in den Weg trat. "Du
willst wohl in die Kneipe." Hilias musterte den Typen. Halbstarker
mit na großen Fresse, mehr nicht. Doch er hatte einen Dolch an der
Hüfte hängen. Kein Drachentöterschwert, aber immerhin ein
Dolch. Hilias war nicht so blauäugig, sich hochmütig in sein
Verderben zu stürzen, weil er von einem rostigen Dolch verletzt an
der Blutfäule starb. Er war neu hier. Deshalb blieb er bescheiden.
"Ja, ich will in die Kneipe." Der Typ streckte die Hand aus.
Hilias nahm nicht an, das sie ihm zum Gruß hingehalten wurde. "Ich
verstehe nicht." sagte Hilias verwirrt, da traf ihn ein harter Schlag
ins Gesicht. Er wirbelte zurück, verlor das Gleichgewicht und schlug
lang hin. Der Sturz war schmerzhafter gewesen als der Schlag selbst. Hilias
war in seiner Heimat Boxer gewesen. Kein überragender, aber er konnte
einen solchen Fausthieb schon weg stecken. Er war nur überrascht
worden. Schnell rappelte er sich auf.
Der Mistkerl, der ihn zu Boden geschlagen hatte, grinste fies und sprach:
"Du machst gleich noch einen Freiflug, wenn du nicht deinen Eintritt
bei mir bezahlst." Aus der Kneipe kamen einige Schaulustige, unter
ihnen auch eine Stadtwache, deutlich an der roten Rüstung zu erken-nen.
Hilias überlegte sich, um Hilfe zu rufen, doch er verwarf diesen
Gedanken schnell. Hier unten schienen andere Gesetze zu herrschen und
Stadtwachen waren hier nur Gäste.
"Ich hab kein Geld bei mir." sagte Hilias halblaut und bekam
zur Belohnung einen weiteren Schlag ins Gesicht. Der Typ war vielleicht
dumm und schwach, aber schnell mir den Händen. Hilias ging zwei Schritte
nach hinten, da kam nächste Hieb, auf die Leber, was Hilias die Luft
nahm. Er ging in die Knie, da zog sein Gegner mit schnellem Griff ihm
den Rucksack vom Rücken.
"Du hast doch sicher nichts dagegen, wenn ich mich von deiner Armut
selbst überzeuge." Hilias wollte nach dem Rucksack greifen,
doch ein Tritt gegen die Schulter warf ihn wieder zu Boden. Die Zuschauer
lachten gehässig und verschwanden zurück in die Kneipe. Für
sie war die Sache gelaufen. Der Schläger grinste noch einmal über
seine Schulter zu Hilias zurück und ging dann ebenfalls in die Kneipe,
wahrscheinlich seinen Sieg begießen und Gratulationen der restlichen
Meute empfangen.
Hilias erhob sich. Außer seinem Stolz war er unverletzt. Er überlegte
kurz, was tun sollte. Die Stadtwachen informieren? Das schien wenig Sinn
zu haben. Hilias zog einen schweren Gegenstand aus einem Halfter, das
an seinem Rücken hing. Der Eisenholzknüppel seines Vaters. Dann
betrat Hilias die Kneipe.
Hilias
Die Luft
war erfüllt von Rauch, Schweiß und dem Krach des saufendem
Pöbels. Niemand be-merkte den Eindringling.
Hilias zählte seine möglichen Gegner. Vier, den Dieb mitgezählt,
sahen nach Problemen aus. Der Rest, insgesamt Sieben, war zu betrunken
oder arbeiteten heftig dran es noch zu werden. Hilias machte schnell seinen
Rucksack und das Stück Dreck, das ihm den Rucksack entwendet hatte
am Tresen aus. Er hob ein Krug Bier an die Lippen, hörte einen der
derben Witze, die hier durch die Luft flogen, und prustete die Flüssigkeit
über den ganzen Tresen aus. Allgemeines Gelächter und einzelne
Flüche von durchnässten Gästen donnerte durch die Schankstube.
Das war Hilias Gelegenheit. Mit schnellen Schritten ging er hinter den
Dieb und zog den Rucksack von dessen Rücken. Der fiel vom Hocker
und schlug hart auf den Boden auf. Hilias hatte nun die ungeteilte Aufmerksamkeit
aller Gäste. Keine Laut war zu hören. Nur erstaunte Gesichter.
Hilias bewegte sich rückwärts langsam auf den Ausgang zu und
versuchte alle im Raum im Auge zu behalten. Der Dieb erhob sich stöhnend.
"Wer zum Henker..." "Ich" sagte Hilias tonlos. Der
Dieb wirbelte rum und gaffte dümmlich in Hilias Richtung. "Du?"
schnappte er. "Ich muss dir wohl deinen kleinen Kopf von den Schultern
drehen, bevor du begreifst, was Sache is?" keifte er weiter. Hilias
war unbeeindruckt. Er hatte diesen Trottel unterschätzt und dafür
im Staub der Strasse gelegen. Es war Zeit den Spieß um zu drehen.
"Wir sollten vor die Tür gehen und das wie Edelmänner regeln."
Der Dieb blickte unsicher in die Runde seiner Saufkumpanen. Er schien
nicht recht zu wissen, was Hilias von ihm wollte. Der Wirt sprach von
hinten: "Er meint, ihr sollte die Sache draußen ausprügeln,
Holzkopf!"
Die Mine des Diebes erhellte sich. "Ach so. Du willst was aufs Maul.
Gerne doch." Hilias verließ die Kneipe, gefolgt von seinem
neuen besten Freund. Die Andren blieben dicht gedrängt vor der Kneipe
stehen und murmelten leise vor sich hin, wer wohl gewinnen würde.
Der Dieb zog seinen Dolch, wechselte von der Rechten in die Linke und
wieder zurück. Lang-sam umkreiste er Hilias. Hilias wartete ab, in
der Hand seinen Knüppel. Der Dieb grinste wild, gab einen atonalen
Kampfschrei von sich und stürzte auf Hilias ein. Der wich aus und
wehrte den ersten Schlag des Diebes ab. Der Dieb sprang zurück, stürzte
vor und hieb immer wieder auf Hilias ein, doch dieser werte nur ab. Er
wollte den richtigen Augenblick abpassen. Wieder ein Angriff und dann
wich sein Gegner zurück, ohne auf seine Deckung zu achten. Hilias
führte einen schnellen Schlag gegen den Ellenbogen seines Widersachers.
Der schrie gequält auf und man hörte etwas brechen, als wenn
man trockenes Anmachholz verbricht. Der Dolch landete im Staub. "Mein
Arm, du Scheißkerl hast mir den Arm gebrochen. Helft mir doch, steht
nicht rum und gafft." Doch die Gäste blieben wie angenagelt
stehen. Gut für Hilias, denn er hätte nie gegen die ganze Meute
bestehen können. Schlecht war es allerdings für seinen Gegner.
Der wich jetzt hilfesuchend immer weiter zurück, der verletzte Arm
hing schlaff an seiner Seite. Hilias machte einen schnellen Schritt auf
ihn zu und rammte den Knüppel mit voller Wucht auf den Brustkorb.
Sein Gegner taumelte, fiel nieder und blieb betäub liegen. Hilias
ging zu ihm hin. Sein Herz und sein verletzter Stolz brannten vor Hass
und forderten weitere Schläge. Dem Schädel sollte man dem Penner
einschlagen. Doch Hilias beherrschte sich. Er kniete nieder und sah dem
Mann, der jetzt keine Gefahr mehr für ihn darstellte, lange in die
Augen. "Das nächste Mal schone ich dein Leben nicht mehr. Komm
mir nie wieder unter die Augen." Hilias wartete keine Antwort ab.
Er schulterte seinen Rucksack, verstaute seinen Knüppel und ging
die Strasse nach Ost zurück in die Oberstadt. Das Hafenviertel und
die Unterstadt waren nicht der rechte Ort für ihn. Nicht bei Nacht.
Regen fiel vom tiefschwarzen Himmel. Hilias lief schon eine Weile ziellos
durch die Stadt. Zu erst war er zum Galgenplatz zurück gekehrt, doch
dort war niemand. Zwei Wachen schoben vor dem Tor ihr Schicht. Hilias
hatte schon nähre Bekanntschaft mit der Wache zum oberem Viertel
gemacht und konnte auf weitere Konfrontationen verzichten. Die Wache zum
oberen Viertel hatte ihn rüde gestoppt. "HE HE HE, wo wollen
wir denn hin?" "Ich suche eine Bleibe für die Nacht."
antwortete Hilias müde. Der Kampf in der Unterstadt hatte mehr Kraft
gekostet, als Hilias gedacht hatte. "So. Eine Bleibe." Die Wache
schaute verächtlich auf Hilias runter. "Dort oben wirst du aber
keine finden. Du darfst nicht passieren." sprach der Kerl in Rüstung,
als habe er diesen Satz schon tausendmal sagen müssen. "Dann
werde ich geh." sagte Hilias und wandte sich zum gehen. "Aber
mach das du von der Strasse kommst. Nachts sind nicht viele Wachen auf
den Strassen und Halunken gibt es über all. Und geh nicht ins Hafenviertel.
Da können wir dir nämlich gar keinen Schutz bieten." Hilias
erinnerte sich an die besoffene Stadtwache und ihm lag ein bissiger Kommentar
auf den Lippen, verkniff ihn sich aber mit Mühe. Ärger mit dem
Gesetz wollte er nicht auch noch haben.
Also ging er wortlos, zuerst zum Galgenplatz, dann auf den Marktplatz
zu. Der Regen fiel in dichten Schleiern und es wurde langsam kalt. Hilias
war Kälte von Zuhause gewönnt, aber Regen hatte es dort wenig
gegeben. Schnee ja, aber Regen nicht. Hilias nieste zweimal kurz und ging
auf das Tor mit den zwei Wachen davor zu. "Scheiß Wetter."
murmelte der eine. "Du sagst es." sprach der andere. Hilias
sah keine andere Möglichkeit. Er hatte weder Geld um sich ein Zimmer
zu nehmen, noch würde ihm zu dieser späten Stunde jemand einfach
so die Tür öffnen und rufen, "Komm rein du armer Hund,
ich hab noch ein Bett frei und die Suppe dampft schon auf dem Herd."
Hilias Magen knurrte laut, bei dem Gedanken an Essen. und einer der Wachen
hob die Augen und bedachte Hilias mit einem misstrauischem Blick. "Wohin
des Wegs zu so später Stunde?" sprach er Hilias mit spöttischer
Stimme an. "Ich will in den Wald." Die Wache, die ihn angesprochen
hatte lachte nur und redete herablassend auf Hilias ein: "Pilz sammeln
gehn, in der Nacht? Na viel Spaß. Die Wölfe werden sich freuen."
Hilias lächelte zurück, doch es war ein gefährliches Lächeln,
ohne Spuren von Humor.
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"Pilz soll man doch bei feuchtem Wetter suchen. Ich denke, jetzt
ist der richtige Zeitpunkt dafür." Ohne ein weiteres Wort zu
verlieren drängte sich Hilias an den Wachen vorbei, raus aus dieser
teuflischen Stadt. Die erste Wache schüttelte nur den Kopf, doch
die zweite, ein noch junger Mann, drehte sich nach Hilias um und lief
hinter ihm her. "Wartet." Hilias blieb entnervt stehen und verflucht,
nicht zum letzten Mal, nach Khorinis gekommen zu sein. Der junge Mann
holte Hilias ein. "Ihr wollt doch nicht wirklich da rein gehen?"
Er deutete in Richtung Wald. "Ich werde mich jedenfalls nicht weiter
rum schubsen lassen." sagte Hilias und konnte nur mit Mühe seine
Stimme im Zaum halten. Der junge Mann nickte knapp. "Ich verstehe.
War wohl ein harter Tag für euch." "Kinderspiel" sagte
Hilias bitter. "Nun, ihr solltet mal einen der Bauern aufsuchen.
Vielleicht haben die Arbeit und Obdach für euch." Der Mann sah
sich verstohlen nach seinem Partner um und flüsterte dann: "Oder
geht zum Kloster, den Weg entlang. Wenn ihr höfflich fragt und euere
aussichtlose Lage schildert, bin ich sicher sie werden euch für eine
Nacht ein Bett geben. Sie sind streng, aber keine Unmenschen." Hilias
lächelte schwach. "Hab Dank. Seit meiner Ankunft seit Ihr der
erste Mensch, der freundlich zu mir ist." "Nicht der Rede Wert.
Merkt euch nur, nicht alle sind so wie" - er nickte mit dem Kopf
in Richtung Tor -" der da. Und der is auch nur sauer, weils son Sauwetter
is." Mit diesen Worten verabschiedete sie die Wache und lief zum
Tor zurück. Hilias lächelte ihm nach und machte sich dann selbst
auf den Weg. Er befürchtete, wenn ihm nicht bald jemand half, könnte
er hier auf dieser Insel sterben.
Hilias
Noch vor
Stunden, als die ersten Sonnenstrahlen das dichte Blätterdach des
Waldes durchbrochen und feiner Nebel sich über Boden erhoben hatte,
glaubte Hilias fest dran, sich nicht verlaufen zu haben. Jetzt war es
später Nachmittag und es war fast einen Tag her, das Hilias die Stadt
Khorinis verlassen hatte. Er war dem Weg durch den dichten Wald gefolgt,
ohne zu wis-sen wohin er eigentlich führte. Nach einer Weile war
er ein kurzes Stück in den Wald gegangen, um Wasser zu lassen. Doch
noch bevor er dies tun konnte, brach das Wurzelgeflecht eines toten Baumes
weg und Hilias verlor den Halt. Er rutschte einen steilen Abhang runter,
überschlug sich zweimal und landete schließlich in einem Erdloch
und stieß sich hart den Kopf an. Mit schmerzenden Knochen und ohne
eine Lichtquelle zur Hand, versuchte er sich den Abhang aufwärts
zurück zum Weg zu kämpfen. Dabei wollte er nicht auf geradem
Weg den Hügel ersteigen, sondern versuchte schräg nach oben
zu laufen. Das war nicht so kraftraubend. Irgendwann ging der Hang in
eine sanfte Steigung über und schlussendlich wurde das Gelände
völlig eben. Ein Weg war jedoch nirgends zu finden. Der Wald hingegen
wurde nur dichter und das Unterholz immer verfilzter. Hilias schlug sich
durch das Gehölz und setzte seinen Weg bis zur Morgendämmerung
fort. Seine Kräfte, beim Verlassen der Stadt nur leicht angeschlagen,
drohten sich nun völlig zu erschöpfen. Er musste ein Rast machen,
wollte er nicht bewusstlos zusammen brechen und leichte Beute für
wilde Tiere werden. Tiere, die ihm hätten gefährlich werden
können, hat Hilias zwar noch keine gesehen, doch er kannte sich mit
Wäldern aus und er glaubte, das es nicht lange dauern würde,
bis ihm die ersten Wölfe begegnen würden.
Also setzte sich Hilias nieder, zog die Beine dicht an den Körper
- die kalte Luft des morgendli-chen Waldes, war nicht schlimm, doch die
Feuchtigkeit zerrte schwer an Hilias - und legte das Kinn auf die Knie.
Er lies die letzte Nacht vor seinem Auge noch einmal ablaufen. Noch war
er sich nicht seines Leichtsinns nicht bewusst. Blind hatte er sich auf
seine Erfahrung als Holzfäller und Waldläufer verlassen, doch
hatte er die wilde Unberührtheit dieser Wälder noch nicht ge-kannt.
Diese Wälder waren so anders, als die in seiner Heimat. Aber es half
nichts, Hilias musste weiter, bevor ihn die kühle Luft in den Schlaf
riss. Von einem solchen Schlaf wachten nur wenige auf. Hilias stand auf
und tat einen Schritt, da hörte er ein bedrohliches Knurren hinter
sich. Das tiefe Grollen von einem Tier, das sich bedroht fühlte oder
bedrohen wollte. Hilias war starr, unfähig sich auch nur einen weiteren
Schritt zu bewegen. Das Grollen riss nicht ab, es gesellte sich lediglich
ein weitere Ton hinzu, ebenfalls tief und bedrohlich brummend. Und ein
weiterer. Und noch einer. Hilias drehte vorsichtig den Kopf über
die Schulter. Es waren insgesamt fünf Wölfe, grauschwarz gemustert
und alle hatten bedrohlich ihr Lefzen hochgezogen, um die Sicht auf ihre
scharfen Zähne frei zu geben. "Ich sehe ernsthafte Problem auf
mich zu kommen." flüstere Hilias, sich kaum bewusst das er es
hörbar aussprach. Einer der Wölfe setzte eine Pfote vor und
nährte sich langsam, den Kopf tief über dem Erdboden, bereit
zum Sprung. Die anderen teilten sich auf und begannen Hilias einzukreisen.
Hilias unterdrückte die wilde Panik, die ihm zuschrie, er solle um
sein Leben rennen. Das wäre sein sicherer Tod gewesen. Selbst wenn
er das vor ihm liegende Gelände gekannt hätte, niemand läuft
so einfach einer Wolfsrotte davon. Also kämpfen? Da standen die Chancen
einer Flucht wesendlich besser. Hilias bewegte sich langsam nach hinten,
versucht dabei alle Wölfe gleichzeitig im Blick zu behaltend. Die
Tiere folgten ihm in gebührenden Abstand. Wahrschein-lich hatten
sie schon die Erfahrung gemachte, dass ein Mensch durchaus keine so leichte
Beu-te ist, nach der er vielleicht aussah. Das oberste Gebot aller Raubtiere
ist: Verletzungen bei der Jagt sind zu vermeiden, sonst kann man hinterher
keine weitere Beute mehr machen. Also warteten sie darauf, dass Hilias
einen Fehler machte und Hilias hingegen wollte den richtigen Augenblick
abpassen, um zu fliehen. Doch viel Hoffungen, unverletzt aus dieser Sache
rauszukommen, machte er sich nicht. Überleben ja, aber nicht ohne
wenigstens einen Kratzer. Einer der Wölfe setzte zum Sprung an und
Hilias drehte sich schnell zur Seite. Der Wolf verfehlte ihn nur knapp.
Hilias begann zu rennen. Die Wölfe folgten ihm. Hilias rannte und
sprang, doch ein schneller Blick über die Schulter verriet ihm, das
seine Verfolger zwei Beine mehr und sehr viel weniger Last zu tragen hatten,
was sie schnell nähr kommen lies. Hilias beschleunigte sein Tempo.
Er achtete nicht auf die Bäume vor ihm. Wenn er einen auch nur streifte
und fiel, war sein Leben verwirkt. Doch ihnen auszuweichen würde
sein Tempo zu sehr runter drücken. Also alles auf eine Karte. Die
Wölfe kamen immer dichter heran. Hilias sah die Aussichtslosigkeit
seiner Flucht ein und wollte stehen bleiben, sich zum Kampf stellen, da
rannte er ungebremst in ein Hindernis. Es war warm, hatte kratziges, weiches
Fell, roch stark nach Wut und einer boshaften Energie. Verwirrt trat Hilias
ein paar Schritte zurück und zum ersten Mal, seit dem er dieses Land
betreten hatte, spürte er Todesangst sein Wirbelsäule hinauf
klettern. Was immer es war, es war groß, hatte dunkles Fell und
ziemlich schlechte Laune. Die Wölfe traten auf die Bildfläche
und kaum hatten sie die neue Lage erkannt, machten sie sich mit schrillem
Geheul aus dem Staub. Das Wesen, das Hilias so unsanft aus dem Schlaf
gerissen hatte, erhob sich schwerfällig, drehte dem Störenfried
seinen massigen Kopf zu und brüllte aus Leibeskräften auf Hilias
ein. Der ging sofort in die Knie. Der Lärm war Ohrenbetäubend.
Das Ding war nicht nur groß und sah nach einer geballten Ladung
Kraft aus, es war ein Fleischfresser, wie Hilias an den riesigen Hauern
im Maul der Bestie erkennen konnte. Ein langen Horn prangte auf dessen
Stirn und Hilias war sich jetzt seines Todes sicher. Doch er würde
nicht kampflos untergehen. Er zog den Knüppel seines Vaters, der
angesichts dieses Monsters wie ein Spielzeug wirkte und machte sich zum
Kampf bereit. Als die Höllenkreatur Hilias ansprang, ging ihm nur
ein schreiender Gedanke durch den Kopf: Wer immer mich hört, ich
brauch Hilfe!
Hilias
"Hilias
hätte keine Chance gehabt. Selbst für einen geübten Kämpfer
im Vollbesitz seiner Kräfte ist ein Schattenläufer ein zäher
Brocken. Hilias war weder in Form, noch hatte er je gegen einen Schattenläufer
gekämpft, geschweige den gegen einen gekämpft( oder gesehen).
Der erste Angriff warf ihn sofort zu Boden, seine Knüppel aus Eisenholz
flog ins Unterholz, und der Schat-tenläufer begrub Hilias unter sich.
Es half nichts. Hilias war stolz, aber nicht hochmütig und es blieb
ihm keine andere Wahl, als nach Hilfe zu rufen. "Hilfe! Hilfe..."
Hilias Stimme wurde zu einem gepresstem Flüstern zerdrückt,
als der Schattenläufer sich erhob und eine der großen Pfoten
auf seinen Brustkorb stellte. Hilias hörte etwas brechen und ein
scharfer Schmerz jagte von seinem Brustbein die Wirbelsäule entlange
in jede Faser seines Körpers. Der Schattenläu-fer hob den Schädel
in die Luft, schrie seinen Sieg in den nächtliche Wildnis. Hilias
wandte sich unter den Krallen des Tieres hervor bekam Luft, unterdrückte
die Schmerzen, die das Atmen bereitete und schrie alle Kraft, die er noch
besaß, aus sich raus. Dann war der Schattenläufer wieder über
ihm. Jetzt wird er mir die Kehle durchbeißen, dachte Hilias betäubt
und empfand eine gewisse Erleichterung. Dann würden die Schmerzen
vorbei sein. Wie weggeblasen würden sie...Ein Krachen riss Hilias
zurück in die Realität. Der Schattenläufer brüllte
überrascht. Hilias Verstand verabschiedete sich, klare Gedanken verschwommen
zu einem Brei aus Schmerz und Verwirrung. Jetzt schaltete sich sein Selbsterhaltungstrieb
ein, griff nach dem letzten Reserven, die dieser geschundene Körper
noch zu Geben im Stande war. Hilias erhob sich schwankend, den Kampf seiner
unbekannten Retter mit der Bestie bekam er nur am Rande mit. Der Baum
da. Dort werde ich mich hinsetzen und mir eine Pfeife anzünden, dachte
er gedankenverloren. Er erreichte den Baum, setzte sich mit Mühe
nieder und versuchte sich zu erin-nern, wie er in dieses Chaos geraten
war. Hilias berührte seinen schmerzenden Kopf . Der Haaransatz war
feucht und Hilias ahnte schon, dass es nicht Wasser sein würde, wenn
er es im Licht betrachten könnte. Sein Gesicht brannte und ihm war
heiß. Aus weiter Ferne konnte er die Geräusche des Kampfes
hören. War da gerade Wasser zuhören gewesen? Ein Fluss vielleicht?
Ein Wasserfall? Hatte er es sich nur eingebildet? Plötzlich hörte
er schwere Schritt auf sich zu kommen und ein heißes Keuchen. War
es dieses Ungeheuer oder einer seiner Retter? Hilias versuchte hoch zu
kommen, erkannte aber, dass er gänzlich wehrlos war. |
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