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(Fortsetzung von Seite 9)
"Rieche ich hier Schnaps? Du Querulant willst doch wohl keine Unruhe
in der Stadt stiften? Das wäre ja Erregung öffentlichen Ärgernisses,
dafür müssten wir dich sofort in die Zellen werfen", fügte
Bruns noch hinzu.
Wie immer preschte Milof vor "Gibs ruhig zu, in Wirklichkeit erzählst
du uns nur ein Lügenmärchen und verspottest hinter vorgehaltener
Hand die Miliz, beides stünde unter Strafe und nun verzieh dich
Bürger." das letzte Wort spie er förmlich aus und um
seiner Abneigung noch mehr Ausdruck zu verleihen schubste er den Hutmann
von sich weg so das dieser mit dem Hosenboden im Dreck landete. Schallendes
Lachen der drei Helden ertönte.
Seraphin
ut,
irgendwie hatte er das kommen sehen, jedenfalls so in der Art. Es wäre
ja auch nur zu schön gewesen, wenn man mal einen der, offensichtlich
selten zu findenden, "intelligenten" Gardler antreffen würde,
anstatt den, mit roter Rüstung geschmückten, zurückgebliebenen
Waisenkindern eines Molerats. Langsam wischte er sich den Dreck aus
den Augen aber stattdessen vernebelten ihm nun die roten Schleier der
Wut seinen Blick. Sich innerlich zur Ruhe zwingend stand er langsam
auf und klopfte sich den restlichen Staub aus dem Mantel, behielt dabei
diesen hässlichen Gardler welcher ihn zu Boden gestoßen hatte
die ganze Zeit im Auge. Nachdem er sich von dem gröbsten Schmutz
befreit und seine angekratzte Würde zumindestens einigermaßen
wiederhergestellt hatte, galt es jetzt zumindest auch den letzte Rest
zu wahren. Zwar hatte Seraphin das Gefühl, der Tag heute würde
böse enden aber langsam platzte ihm wirklich die Hutschnur. Ein
weiterer Punkt für die Garde auf seiner Liste der meist gehassten
Tierarten...
Nein, er hatte es satt immer wieder mit diesen Hohlköpfen aneinander
zu geraten, sei es, weil sie seine Freunde aufgrund falscher Beweise
ins Gefängnis warfen, oder einfach nur Streit mit ihm anfingen,
weil sie scheinbar nichts besseres zu tun hatten. Einen Moment huschte
das Bild des Waffenknechts von ihrem gemeinsamen Abenteuer durch den
Kopf, als sie damals gegen die Heere des untoten Abtes Seronius und
die Mächte der Abtei gekämpft hatten. Wie sehr wünschte
er sich jetzt, das Lama hier stünde. Der hatte zumindestens mehr
drauf als ein paar Fremde herumzuschubsen und war ein Mann mit dem man
vernünftig reden konnte. Was bei diesem stinkenden Trollgesicht
wohl nicht der Fall war. Trotz allem hielten die halbverfaulten Zähne,
kombiniert mit der fettigen Haarpracht und dem im wahrsten Sinne des
Wortes nahezu "atemberaubenden" Mundgeruch Seraphin nicht
davon ab, sein Gesicht ganz Nahe an das hässliche Antlitz des Milizen
zu bringen. Noch eher einer der anderen reagieren konnte hatte er seinen
Dolch gezogen und dem schwitzenden Etwas die Klinge an dessen speckigen
Hals gedrückt.
"Gib mir jetzt endlich meinen Stab du stinkende Mistfliege, oder
du bist schneller bei Beliar als es dir lieb ist..."
zischte er, während die roten Nebel der Wut einen bizarren Tanz
vor seinem inneren Auge aufführten. Dann lichteten sich die Schleier,
als Seraphin klar wurde, dass er gerade etwas sehr, sehr dummes getan
hatte.
Der Holzhammer der Erkenntnis fuhr schließlich in Form eines
massiven Gardeknüppels auf seinen Schädel nieder und prügelte
den Schwarzmagier ins Nirvana...
Die Stadtwache
assungslos
blickte Milof auf das Messer an seiner Kehle, wie konnte dieser dreckige
Bauer es nur wagen IHM einem Helden, DEM Bezwinger der Schwarzmagier
mit einer Waffe zu drohen? Dafür sollte er gleich die Quittung
bekommen, Bruns donnerte mit einem schweren Knüppel auf den Schädel
des Verrückten der erneut zu Boden ging.
Die drei Helden nahmen nun Aufstellung um den Gefallenen und begannen
gleich den gefährlichen Feind mit allem zu bekämpfen was sie
hatten. Das waren hauptsächlich Stiefelsohlen die immer wieder
auf die Magengegend des überaus bedrohlichen und sich mit allen
Mitteln verteidigenden Mannes, hey er hob die Hände schützend
vors Gesicht.
Nach einigen Minuten taten ihnen dann die Füße doch weh und
so ließen sie vom geschundenen Körper ab, statt dessen entschieden
sie sich dafür den mittlerweile Bewusstlosen zur Kaserne zu schleifen
und in eine besonders kleine und feuchte Zelle zu schmeißen. Dazu
hatten sie auch allen Grund, schließlich hatte der Kerl mit seinem
Bauch Bruns Stiefel kaputt gemacht.
Als die drei Soldaten den Bewusstlosen hinter sich her durch die Stadt
schleiften wurden ihnen mehr als nur ein befremdlicher Blick zugeworfen.
Stolz schwellten sie ihre Brüste, noch eine Heldentat von der es
zu berichten galt, hatten sie doch soeben die Stadt vor einem bösartigen
und gewaltbereitem Straftäter bewahrt. Vor Lord Andre kamen sie
dann jedoch ins Stocken.
"Was geht hier vor? Warum habt ihr diesen Mann zusammengeschlagen
und zerrt ihn auch noch über die Straße, wo alle Bürger
zusehen?"
"Wa... warum wir diesen Mann hier zusammgeschl... wir haben doch
nicht, also das war ganz anders."
"Ja genau, das wär nämlich so, der also der, der wollte
die Stadt angreifen..."
Der Lord hob seine Augenbraue
"mit seinen Freunden zusammen natürlich, das waren etliche,
wirklich und alle bewaffnet. Dieser hier hatte einen Stab und ein Messer,
hier seht."
Lord Andre war sichtlich genervt von einem Tag mit zu viel Papierkram
und winkte ab.
"Schon gut, schon gut, ich bin sicher das ich gar nicht alles
wissen will. Schmeißt ihn in die Zelle, bis er wieder aufmacht
werde ich schon wissen was wir mit ihm machen. Und lasst die Waffen
hier."
Milof wollte etwas einwerfen, schließlich war das ja jetzt sein
schöner Kampfstab doch beim zornigen Blick seines Vorgesetzten
entschied er sich doch lieber den Mund zu halten. So trotten die drei
Milizen zurück zum Tor, voller Freude wieder eine neue Glanztat
vollbracht zu haben von der sie berichten konnten.
Teufelslama
issmutig
wanderte der Soldat durch die Straßen der Stadt, ein Waffenknecht
hatte ihn informiert, dass Lord Andre ihn sehen wolle und Lama so von
seiner Patrouille abberufen. Was das nun wieder sollte? Jetzt konnte
man noch nicht mal mehr gemütlich seine Runden drehen in dieser
Stadt. Mittlerweile hatte er den Marktplatz erreicht und musste zu seinem
Missfallen feststellen das seine Stiefel schmutzig waren, Lord Andre
war für dafür bekannt ein wenig penibel zu sein, wenn es um
das Auftreten seiner Miliz ging.
Also hockte der Soldat sich hin, spuckte auf das alte Leder und verrieb
den Dreck so gut es ging doch plötzlich trat ein Schatten über
ihn, und der wurde immer größer. Verwundert blickte Lama
noch oben doch seine schreckensstarren Augen konnten sich nicht so schnell
weiten wie der Stein geflogen kam und ihn mitten auf der Stirn traf.
Der große Mann ging zu Boden wie ein nasser Sack. Er wusste nicht
wie viel Zeit vergangen war als er wieder zu sich kam, kurz berappelte
er sich und tastete dann vorsichtig seine Stirn ab. Ja, richtig geraten,
eine Beule von gigantischen Ausmaßen machte sich breit. So ein
Mist, und Andre wartete auch noch auf ihn.
Wieder auf den Beinen taumelte er kurz und verharrte dann, solange
bis keine Sterne mehr um seinen Kopf schwirrten und machte sich dann
wankend auf die Treppen zur Kaserne zu erklimmen. Den Stein hatte er
mitgenommen, früher oder später würde er herausfinden
wer das getan hatte und der durfte sich dann auch auf die ein oder andere
Beule freuen. Oben angelangt kamen ihm die drei Pappnasen entgegen,
Milof, Dragen und Bruns, die wieder mal wirres Zeug plappernd an ihm
vorbei zogen. Jetzt trat er in das Gebäude ein und sah sogleich
die auf Hochglanz polierte Rüstung des Paladins schimmern.
"Seit ihr auch schon da Soldat? Wie seht ihr überhaupt wieder
aus?"
"Wie soll ich sagen, ich bin wohl in einen Steinschlag geraten
Lord Andre."
"Ihr seit was... schon gut schon gut, ich will es gar nicht wissen.
Erst bringen mir Milof, Dragen und Bruns diesen komischen Kauz hier
her und tischen mir eine schwachsinnige Geschichte auf und dann kommt
ihr auch noch", der Recke seufzte und atmete tief durch, bevor
er erneut begann. "Ihr wollt vermutlich wissen warum ich euch habe
rufen lassen oder? Nun ich habe gehört wie ihr es geschafft habt
den Milizsoldaten Errol die Kunst des Schleichens zu lehren. Da ich
den Soldaten kenne weiß ich was dies heißt und so habe ich
mich entschlossen euch mit einer neuen Aufgabe zu betreuen. Von heute
an tragt ihr den Titel des Ausbilders der Garde und seid somit für
die Rekruten verantwortlich. Wenn sonst nichts ist, Weg treten Soldat."
Lama salutierte zackig und wandte sich dann zum gehen. Er sollte Ausbilder
werden? Er sollte die Rekruten anleiten? Das konnte doch eigentlich
nur ein schlechter Scherz sein oder?
Diese Gedanken wischte er jedoch schnell beiseite, was hatte Andre
gesagt? Die Deppen vom Dienst hatten wieder jemanden verhaftet? Wenn
er damals alles richtig mitbekommen hatte waren sie es auch gewesen
die für die Verhaftung seiner Freunde und somit den Golemangriff
auf die Stadt verantwortlich gewesen. Vielleicht wäre es besser
mal nach zu sehen wer dort in der Zelle schmorte, obwohl er es ihnen
eigentlich nicht zutraute einen Kastellbewohner dingfest zu machen,
das müsste ja schon ne Nummer sein.
So betrat der frisch gebackene Ausbilder den Zellentrakt, grüßte
die Wache und schritt die einzelnen Behausungen ab und blieb vor der
letzten stehen. Er sah den zusammen gestauchten Wanderer auf der Pritsche
liegen, er sah übel aus aber es ging ihm wohl doch gut. Ein Lächeln
huschte über sein Gesicht, sollte der gute noch eine Nacht hier
verbringen, Schaden sollte es ihm nicht. Darum würde er sich Morgen
kümmern.
Seraphin
eraphin
erwachte nur langsam. Das erste was er spürte war der kalte, feuchte
Stein unter seiner Wange. Immer noch etwas benebelt versuchte er sich
zu orientieren und nach und nach drängten sich die Bilder des Vortages
in seinen Geist. Und mit der Erinnerung kamen auch die Schmerzen.
Gerade hatte der Schwarzmagier sich aufgerichtet da durchfuhr ein roter
Blitz seine Magengegend und er fiel in sich gekrümmt auf die modrige
Pritsche der Zelle. Das Holz knirschte bedrohlich und die Ketten klirrten,
dann herrschte wieder Stille. Vorsichtig tastete Seraphin über
sein Gesicht.
Er spürte getrocknetes Blut das unter seiner Nase eine dicke Kruste
gebildet hatte. Außerdem war seine rechte Gesichtshälfte
angeschwollen und taub. Wenigstens hatten diese Mistkerle keinen seiner
Zähne erwischt, die Nase schien auch nicht gebrochen zu sein. Da
hatte er scheinbar Glück im Unglück gehabt. Die Beule an seinem
Hinterkopf war zwar ebenfalls stattlich doch offenbar ebenfalls ungefährlich.
Das hoffte er zumindest.
Langsam richtete Seraphin sich jetzt wieder auf, diesmal etwas vorsichtiger
als beim letzten Mal und sicherheitshalber blieb er zunächst auf
der Pritsche sitzen. Sein Blick klärte sich zunehmendst und sog
alle armseligen Einzelheiten seiner neuen Bleibe in sich auf. Schimmel
bedeckte die Wände und den Boden. Ein bisschen vergammeltes Stroh
moderte in einer Ecke des kleinen Raumes vor sich hin. Gleich daneben
ein Krug abgestandenes Wasser. So sahen also die Zellen der Garde von
innen aus. Seraphins geschwollenes Gesicht verzog sich zu einem müden
Grinsen.
Irgendwie nicht weniger dreckig als von außen. Nur wenn man draußen
war, interessierte einen diese Tatsache nicht so sehr, als wenn man
in ihnen saß, mit der Ungewissheit, wann oder viel mehr, ob man
sie wieder verlassen durfte. Ein gemurmelter Fluch entfloh dem Munde
des Schwarzmagiers und schallte durch das Halbdunkel den Gang hinab.
"Ruhe da drinnen!", grölte die rasselnde Stimme des Wärters
zurück. Seraphin zog eine Grimasse als er darüber nachdachte
wie gern er diesen Kerl wieder gefesselt in seiner eigenen Zelle sehen
würde. Bei dem Gedanken entstand ein Lächeln auf seinen Zügen,
die Situation war auf seltsame Art und Weise schon fast wieder komisch.
Erst vor ein paar Wochen hatte er noch Chaos in der Stadt gestiftet
und seine Freunde aus diesem Loch befreit, jetzt saß er selbst
darin.
Wieder zuckte ein roter Blitz durch seine Brust und der Schwarzmagier
sackte keuchend in sich zusammen. Diese Idioten von der Garde mussten
ihm wenigstens eine Rippe gebrochen haben, wenn nicht mehr. Was für
Helden, mit drei Mann gingen sie auf einen, nur mit Dolch bewaffneten
Wanderer los der nicht mehr als sein Recht verlangte. Wütend ballte
Seraphin die Hände und spie geräuschvoll durch die rostigen
Gitterstäbe auf den Gang hinaus. Der Erfolg ließ nicht lange
auf sich warten.
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Nur einen Augenblick später
wurde der hölzerne Schemel zurückgeschoben und schwere Schritte
kamen den Flur hinab. Schließlich stoppten sie direkt vor der Zelle
des Schwarzmagiers und die Stimme des Wärters ertönte ein zweites
Mal, jetzt jedoch in normaler Lautstärke.
"Kerl, mach so weiter und ich verpasse dir noch eine Abreibung",
raunte es durch die stickige Kellerluft. Seraphin hob langsam den Blick
und wanderte mit den Augen die schmutzige Garderüstung empor, vorbei
an dem Einhänder in der Schwertscheide und dem Lederwams, bis er
schließlich in das vernarbte Gesicht des Wärters schaute.
"Komm ruhig her, alter Rotkittel. Alleine könnt ihr doch eh
nichts
" zischte er trotzig zurück und musterte seinen
Gegenüber mit einer Mischung aus Herablassung und schwer zurückgehaltener
Wut. Einen Moment verzogen sich die Züge des Wärters zu blankem
Jähzorn, dann hatte er sich wieder in der Gewalt und seine Augen
blitzten nur noch verräterisch.
"An so einem wie dir mache ich mir nicht die Finger schmutzig. Soll
sich André mit euch Tagedieben herumschlagen." Mit diesen
Worten drehte er sich um und wanderte den Gang zurück. Der Schemel
wurde wieder herangezogen und wenig später vernahm man das Knarzen
der Rüstung während der Wächter es sich erneut gemütlich
machte.
Der Gefangene seufzte leise und lehnte sich kraftlos an den nassen
Stein. Irgendwo über ihm tropfte Wasser aus der Decke und landete
in kleinen Tropfen auf seinem Hut. Wenigstens hatten sie nicht entdeckt,
das er ein Schwarzmagier war.
Seraphin zog sich den Hut noch eine Spur tiefer ins Gesicht und verlor
sich in unmöglichen Fluchtplänen während die Sonne am
Himmel langsam weiter zum Horizont kroch...
Teufelslama
ie
Kopfschmerzen, mit denen er in seinem Bett erwachte, waren gewaltig,
kurz betastete der Soldat seine Stirn und zuckte dann abrupt zurück.
Ja, die Beule war immer noch da definitiv. Er verfluchte den pochenden
Schmerz, der ihn schon beim Aufstehen in den Wahnsinn treiben wollte
und zugleich den Esel, der den Stein geworfen hatte. Der Stein, das
fiese Instrument des Attentates dessen Opfer er wurde lag auf dem Tisch,
Lama hatte sich fest vorgenommen herauszufinden wer das gewesen war
und so lange würde er das graue Ding mit sich herum schleppen.
Doch jetzt galt seine Aufmerksamkeit etwas anderem, hatte er doch gestern
noch einen Blick auf den seltsamen neuen Gefangenen werfen können.
Es war an der Zeit ihn zu... befragen.
Doch für ein gutes Frühstück musste natürlich Zeit
sein, solange würde er es schon aushalten können in seinem
neuen Quartier. Zum Frühstück gesellten sich noch diverse
andere Dinge, wie ein ausgiebiger Spaziergang, ein ausgedehnter Einkauf
auf dem Markt und seine Hütte hatte einen ordentlichen Hausputz
auch schon lange mal nötig gehabt. So freudig war Lama noch nie
gewesen, wenn er sich mit Kleinigkeiten beschäftigt hatte.
Irgendwann stand die Sonne hoch über der Stadt und der späte
Mittag war gekommen, nur zu gern wollte er den Gefangen noch ein wenig
zappeln lassen, schließlich gab es da noch eine kleine Rechnung
die es zu begleichen galt. So machte der Soldat sich erneut auf zur
Kaserne und dort zum Zellentrakt. Der Wachmann erhob träge die
Hand zum Gruße und winkte den Kameraden durch. Jetzt nutzte Lama
seine Fähigkeit und bewegte sich lautlos auf die letzte Zelle zu,
dort wo ihr spezieller Gast quartiert war. Etwas abseits der Stäbe
blieb er im Schatten stehen, wo er nicht gesehen werden konnte und brummte
mit tiefer Stimme:
"So, so, wer ist uns denn da ins Netz gegangen? Ein waschechter
Schwarzmagier, wie geht es euch Herr Seraphin, ich hoffe die Unterkunft
entspricht euren Wünschen?"
Innerlich brüllte Lama vor Lachen, jetzt sollte sein Freund sich
doch ernsthafte Sorgen machen, Strafe genug... fürs erste zumindest
"Denkt nicht das wir nicht wüssten er für den Angriff
der Golems verantwortlich ist und wir wissen auch über euren Kontaktmann
bei der Garde Bescheid, dem Milizsoldaten Teufelslama. Aber eins wollen
wir von euch noch wissen."
Eine schnelle Bewegung und er stand jetzt genau in Seraphins Blickfeld
"Warum zur Hölle habt ihr Idioten nicht einfach mich gefragt,
anstatt dieses Brimborium zu veranstalten?"
Mit diesen Worten öffnete er die Zellentür seines Freundes.
Seraphin
"ama?!"
keuchte Seraphin erschrocken und erhob sich hastig. Der Milizsoldat
blickte ihn mit einer Mischung aus unverhohlener Belustigung und stillem
Vorwurf an, der sich nach dem letzten Satz in seine Augen geschlichen
hatte. Einen Moment starrte Seraphin nur fassungslos auf seinen alten
Freund und versuchte die Tatsache zu verarbeiten, dass gerade dieser
ihn jetzt aus jenem dreckigen Loch befreite. Erstrecht nach dem Chaos
das der Schwarzmagier zu verantworten hatte.
"Ich... ich
" begann Seraphin, immer noch sein Glück
nicht zu fassen vermögend. "Nicht hier, komm erst mal raus
da. Oder hat's dir so sehr gefallen das du noch länger bei uns
bleiben möchtest?", antwortete Lama etwas leiser, dafür
mit einem schelmischen Grinsen. Seraphin hatte die Zelle schon verlassen,
ehe der Milizsoldat auch nur zu Ende gesprochen hatte.
"Danke. Du glaubst nicht wie froh ich bin dich zu sehen
"
entgegnete Seraphin. Lama warf die Tür ins Schloss, dann nickte
er zu ein paar Gegenständen welche im Halbdunkel an der Wand lehnten
herüber. "Deine Waffen." Seraphin zögerte kurz,
ging langsam zu seinem Dolch und
dem Stab.
Einen Moment stockte er, dann erschien ein Grinsen auf den Zügen
des Schwarzmagiers als er das lange Stück Holz wieder in den Händen
hielt.
Allerdings schien der Wärter nicht wirklich begeistert zu sein
und mit verärgertem Gesicht wandte er sich jetzt an den im Gang
stehenden Milizsoldaten. "Mit Verlaub, aber
", begann
er zu protestieren, ehe er unterbrochen wurde.
"Wollt ihr meine Entscheidungen etwa in Frage stellen, Soldat?!",
donnerte Lamas Stimme und hallte von den Steinen wider während
Seraphin sich versteifte. "Nein, natürlich nicht", murmelte
es grimmig zurück und Seraphin grinste in sich hinein. Er meinte
die giftigen Blicke des Wärters wie Dolche im Rücken zu spüren
als er mit Lama schließlich durch André's Büro nach
draußen und die Kasernenstufen hinunter schritt.
Das seltsame Rangsystem der Garde schien auch seine Vorteile zu haben
Draußen angekommen sog Seraphin die frische Luft in sich hinein
wie ein Verdurstender in der Wüste sein letztes Wasser. Niemals
wieder würde er etwas so schönes als selbstverständlich
ansehen, das schwor er sich plötzlich. Lama beobachtete das Ganze
mit einem Grinsen. Dann wurde er plötzlich wieder Ernst.
"Ich denke, wir haben uns einiges zu erzählen. Das geht am
besten bei einem guten Schluck Bier. Ich kenne eine Taverne in der Nähe
vom Tempelplatz, lass uns dorthin gehen", entgegnete der Milizsoldat.
Ohne eine Antwort abzuwarten schritt er los und Seraphin blieb nichts
anderes übrig als ihm zu folgen, außerdem hatte er gegen
ein gutes Kaltes Bier nichts einzuwenden. Zwar bevorzugte er sonst Wein,
aber der war nicht das Richtige um den Dreck einer Prügelei mit
anschließendem Gefängnisaufenthalt wegzuspülen
Teufelslama
as
kühle Bier rann die Kehle hinab und linderte auf herrliche Weise
die Schmerzen in seinem Kopf. Geduldig hörte er den Worten Seraphins
zu auch, wenn er an einigen Stellen nur all zu gerne in die Luft gegangen
wäre.
Er besah sich noch einmal seinen Freund, er sah wirklich nicht gut
aus. Später würde er ihn wohl noch versorgen.
Kurz verzerrte der Soldat das Gesicht, er saß auf dem verdammten
Stein den er mitgeschleppt hatte. Jetzt kramte er ihn heraus und legte
den Brocken auf den Tisch. Dann sah er Seraphins verdutztes Gesicht
und deutete auf seine Beule.
"Das Ding hab ich gestern gegen den Kopf bekommen. Wenn ich heraus
bekomme wer hier mit Steinen nach mir schmeißt kann der sich auf
was gefasst machen."
Seraphin
as
Seraphin jetzt mit einem angetäuschten Salto über den Tisch
rollte, die Biergläser umwarf, sich dabei krampfhaft an dem Stein
festkrallte und hart auf dem Boden aufkam, nur um sich dann ausgelassen
lachend wieder aufzurappeln und Lama schlussendlich noch zu umarmen,
damit hatte der Milizsoldat wahrscheinlich am wenigsten gerechnet. Nachdem
Seraphin ihn fast todgequetscht und sich mit strahlendem Lächeln
wieder auf die Bank postiert hatte konnte Lama endlich reagieren.
"Du... du... du hast mein Bier umgeworfen", entgegnete er
mit abschätzendem Blick. Seraphin grinste. "Scheiß auf
das Bier, ich bestell dir ein neues. Hey Wirt, ein Bier für diesen
prächtigen Gardesoldaten hier vorne, aber schnell!", rief
Seraphin ausgelassen und blickte immer wieder zwischen dem Stein und
Lama hin und her. Der Blick des Milizsoldaten machte klar, das er Seraphin
nun endgültig für übergeschnappt hielt. Und dieser konnte
ihm das noch nichtmal verübeln.
"Was ist denn in dich gefahren?!", fragte Lama irritiert und
Seraphin grinste ihn an als würde er ihn jeden Moment heiraten
wollen. "Was in mich gefahren ist fragst du? Du hast mir gerade
eine Menge Arbeit erspart, mein Lieber. Dein Dickschädel war meine
Rettung!" Lama guckte immer noch verständnislos und Seraphin
begann schließlich, ihm die ganze Geschichte zu erzählen
und ihm zu erklären, warum er überhaupt Ärger mit den
Stadtwachen bekommen hatte. Der Milizsoldat nickte während der
Zeit nur und zog schließlich skeptisch eine Augenbraue hoch, nachdem
Seraphin geendet hatte.
"Und dieser Horaxedus verlangt jetzt von dir, dass du den Stein
von derselben Stelle wieder zurück über die Mauer schlägst?"
Seraphin nickte und leerte dabei in einem großen Zug seinen letzten
Rest Bier. "Hmm... na gut, scheint mir zwar ein seltsames Training
zu sein aber meinetwegen, ich führ dich hin." Mit diesen Worten
leerte der Soldat ebenfalls sein Bier und die beiden Männer verließen
zusammen die Taverne.
Lama führte Seraphin durch ein paar Gassen während die Sonne
sich langsam dem Horizont näherte und Khorinis mit rotem Licht
übergoss. Nachdem sie eine Weile gelaufen waren stoppte der Soldat
schließlich direkt auf dem Marktplatz. Die ersten Händler
bauten bereits ihre Stände ab und das gepflasterte Areal war im
Begriff sich zu leeren während Lama sich umdrehte. "Hier war
es, ziemlich genau vor diesem Karren ist mir das Teil gegen den Schädel
gepfeffert", entgegnete er. "Genau hier?", hakte Seraphin
nach. Lama verdrehte nur die Augen, aber als er den bittenden Blick
des Schwarzmagiers erkannte schaute er sich noch mal demonstrativ nach
Anhaltspunkten um. "Ja, genau hier", gab er schließlich
zu verstehen. "Dann walte mal deines Amtes
" Lama grinste
plötzlich und trat ein paar Schritte zurück um seinem Freund
freien Raum zu lassen. Doch scheinbar hatte das Bier seine Stimmung
aufgefrischt, vielleicht wollte er auch nur einfach ein bisschen Spaß,
jedenfalls hob er plötzlich die Arme in die Höhe und begann
zu rufen.
"Werte Damen und Herren von Khorinis, ob Bettler oder Könige,
groß oder klein, bitte schenken sie uns einen Moment ihrer Aufmerksamkeit,
sie werden es nicht bereuen. Denn heute abend sehen sie mit eigenen
Augen wie dieser Mann auf Anhieb den Rekord im Stein-Schlag bricht,
jawohl! Sehen sie genau hin und genießen sie diesen Moment!",
der Milizsoldat legte eine kleine Kunstpause ein und ließ seine
Worte wirken. Viele, wenn nicht alle Bürger im weiten Umkreis hatten
sich umgedreht und ihren Blick jetzt auf Seraphin gerichtet. Lamas rote
Rüstung schien einen gewissen Respekt zu erzielen, allerdings wusste
Seraphin nicht ob es ihm lieb war das er jetzt so viele Zuschauer besaß.
"Lama, du Blödmann, was soll das?", frotzelte er in scherzhaftem
Ton. Doch der Soldat grinste nur breit. "Wieso, ich wollte dir
nur einen entsprechenden Ansporn besorgen. Jetzt bist du dran, zeig
was du kannst!", gab er lachend zurück und klopfte dem Schwarzmagier
noch einmal freundschaftlich auf die Schulter. Seraphin zog eine Grimasse
und spannte sich wieder während er die ganzen Blicke auf sich ruhen
spürte.
Seine linke Hand holte langsam den Stein aus der Manteltasche. Er fühlte
sich kühl an und gleichzeitig auf eine merkwürdige Art und
Weise lebendig, als ob er wissen würde das er nicht nur irgendein
Stein war, sondern wichtig. Hier und jetzt. Schweiß sammelte sich
in kleinen Tropfen auf Seraphins Stirn und rann über seine Wange
zum Hals hinunter. Die Sonne schien ihm genau entgegen, das würde
die Ganze Sache erheblich erschweren. Doch es gab kein Zurück,
jetzt nicht mehr. Seine Rechte umfasste den Stab, welchen er schon,
solange bei sich trug. Die Finger kannte jede einzelne Einkerbung im
massiven Holz, jede einzelne Narbe von der jede eine eigene Geschichte
zu erzählen wusste und all diese Geschichten flogen jetzt durch
seinen Geist während er liebevoll über die dunklen Fasern
strich.
Einige der Bürger waren mittlerweile in einen rhythmischen Rufgesang
eingefallen den Lama gestartet hatte und welcher sich jetzt wie Donnerhall
über den Marktplatz fortpflanzte. Doch Seraphin nahm ihn nur als
bohrendes Hintergrundgeräusch wahr, all seine Konzentration lag
auf dem Stab in seiner Rechten und dem Stein in seiner linken Hand.
Es war als würde er mit ihnen verschmelzen, eins werden und ihnen
zu hören. Ja, das war es, sie sprachen zu ihm. Sie waren nicht
länger nur tote Dinge, sondern lebendig, so lebendig wie noch nie.
Und Seraphin verstand was sie ihm zuflüsterten, was sie ihm sagen
wollten. Dann warf er den Stein hoch, hoch in den roten Abendhimmel.
Und plötzlich schien die Zeit langsamer zu laufen.
Er hörte die Rufe der Menge, sah Lamas erschrockenes Gesicht und
dann konzentrierte er sich auf den näherkommenden Schatten über
seinem Kopf. Langsam, fast wiederstrebend fiel der Stein zurück
auf die Erde. Für einen unendlichen Moment der Angst verschwanden
seine Umrisse im Licht der untergehenden Sonne. Seraphins Herz schlug
rasend schnell, Panik machte sich wie eine kalte Welle in seinem inneren
breit. Doch dann sah er ihn wieder! Wie ein Wesen aus einer anderen
Dimension hob er sich gegen den flammenden Himmel ab und
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(Fortsetzung auf Seite 11)
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