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Inhalt 04/03

Heuschnupfen
gepostet am 16.04.2003
   
Milgo

ilgo, welcher vor seinem Haus auf seiner Bank saß guckte einem verschwitzten Banditen beim Schwerttraining zu. Er schien auch bei Yenai zu trainieren, so wie der aussah.
Dieser Yenai war wirklich ein komischer Kerl, vielleicht war er aber auch nur betrunken gewesen. Er hatte ihn nun zwei Tage lang nicht mehr gesehen. Ein schlechtes Zeichen. Vielleicht wusste der Bandit mehr. Milgo stand auf und ging direkt zu ihm. Als er bei ihm ankam fragte er:
Milgo: Trainierst du auch bei Yenai? Und wenn, weißt du wo er ist?


Yenai

ls Antwort erklang ein lautes Niesen hinter Milgo. "Hab Heu'nupfen", erklärte Yenai, wobei er seine Schüler kläglich aus den zugeschwollenen Augen betrachtete. "Weiterüben", befahl er, während er sich bereits auf den Weg in Richtung Stadttor machte. Vielleicht konnten ja die Magier helfen? Bei Innos, er sah kaum noch die Hand vor Augen und erst recht nicht die Hauswand vor der Nase. Sehr nachteilig, besonders wenn man durch die halbe Stadt gehen musste. Wie ein Blinder tastend wankte der Ritter durch die Gassen, über den Marktplatz und schließlich aus dem Stadttor. Doch jetzt fing das Abenteuer erst richtig an, es gab allerhand Abgründe zum Hineinfallen und Steine, über die er stolpern konnte, blind wie er war. Da half nur eine Menge Gottvertrauen und Glück.


Yenai

mmer noch niesend erreichte Yenai schließlich die Klosterpforte. Er hoffte zumindest, dass es die Klosterpforte war, sehen konnte er es nicht wirklich mit seinen tränenden, zugeschwollenen Augen. Der Novize am Tor konnte zwar nicht verstehen, was der Ritter zwischen den Schneuzern und Niesern nuschelte, aber er ließ ihn als Streiter Innos trotzdem passieren. Im Innenhof angekommen, tastete sich der tapfere Recke die Wand entlang und warf versehentlich ein paar Schafe um, bevor seine vorgestreckten Hände etwas weiches spürten - ein Gesicht. Er packte zu: "Du muss' mir helfen, edler Magier, hab Heu'nupfen, ganz schlimm." Er verzog den Mund zu einem gequälten Gesichtsausdruck, um zu zeigen, wie schlecht es ihm ging.


Migo

igo, machte gerade einen kleines Spaziergang um das Kloster zu erkunden.
Doch als er sich gerade ein bisschen ausruhen wollte kam plötzlich so ein Idiot von Ritter dahergestolpert und meinte, dass Migo ein Magier sei.
Wie kann er es wagen! Ich so ein aufgeblasener, hochnäsiger ungläubiger Feuermagier!
dachte Migo. Er wollt gerade ein paar der übelsten Wörter zu dem Ritter Innos sagen, doch er konnte sich noch im letzten Moment fassen, denn da fiel ihm gerade ein, dass er ja ein paar Bögen zu verkaufen hatte.
Möge der Schläfer ihm vergeben, doch wenn er das nächste mal eine ähnliche Dummheit sagt soll ihn der Zorn des Allmächtigen treffen. Dann sagte Migo zu dem Streiter Innos:

Ihr irrt euch. Ich bin kein Magier Innos sondern ein Anhänger des allmächtigen Schläfers. Übrigens würde ich euch raten auch ein Anhänger des Schläfers zu werden, denn er würde euch Gesundheit schenken und euch von allen Leiden befreien.
Doch er wusste genau, dass er noch so viel Weisheiten vom Schläfer erzählen konnte, dieses etwas von Innos Anhänger würde ihm ja doch nicht glauben.
Aber helfen kann ich euch sehr wohl. Ich bin ein Barbier. Doch bevor ich euch helfe möchte ich erst wissen wer ihr seid.
sagte der Hohe Novize weiter.


Yenai

"ch bin der Yenai, großer Kämpfe', gläubiger Strei'er Innos und den Res' erzähl ich dir, wenn ich gehei't bin.", ließ der Ritter verlauten. Zu schade, dass ihm das Sprechen zur Zeit so viel Mühe bereitete, er hätte dem Novizen gerne von seinen Heldentaten berichtet. Wie er den Luzkan mit bloßer Hand erwürgt, den Drachen besiegt und unermesslichen Ruhm erlangt hatte, indem er blutfeuer gerettet und den Eisgarten entdeckt hatte.

Achja, die Welt vom Bösen befreit hatte er auch noch. Ebenfalls nicht zu verachten waren seine Geschichten über den heldenhaften Kampf gegen die Übermacht der dämonischen Fleischwanzen. Aber das konnte er ja dann nachholen, sobald er geheilt war. Das war derzeit das Wichtigste, wie ihm ein weiterer Niesanfall klar machte. Hoffentlich verstand der Schläferanbeter etwas von seinem Handwerk...


Migo

roßer Kämpfer...tss...ich wette das ist so ein dahergelaufener Strolch, der noch nicht einmal ein Schwert gehalten hat.
Überhaupt erlangt man wahren Ruhm erst dadurch, dass man gläubig wird und den Schläfer anbetet, denn er bestimmt unser Tun und Denken.
Dachte Migo.
Dann sagte er zu dem Ritter:
Ich bin Migo, Hoher Novize des Schläfers und Barbier. Mehr braucht ihr vorerst nicht zu wissen. Ich habe meine Barbierutensilien und Kräuter in einer Kammer eines Magiers. Folgt mir.
Mit leichtem Schritt ging Migo voran. Yenai kam nur schwer hinterher.
Doch der Weg war nicht lang und nach einem kurzem Moment standen sie schon im Zimmer.
Legt euch aufs Bett, ich werde sehen was sich tun lässt.
sagte der Hohe Novize.


Yenai

olgsam legte sich Yenai hin. "Aber nich weh tun", verlangte er, während er damit begann, sich mental auf die grausamen Dinge einzustellen, die der Barbier mit ihm machen würde. Vielleicht würde er ein Bein absägen oder ein Loch in die Nase machen, damit der Heuschnupfen raus konnte? Oder würde er, was noch viel schlimmer war, ihm bittere Medizin geben? Grauenhafte Vorstellung. "Kann ich wenig'tens noch eine let'te Zigarette kriegen? Oder eine Augenbinde?", bat der Ritter. Hoffentlich war Innos seiner Seele gnädig, wenn er das hier nicht überlebte.


Migo

eim Schläfer! Diese Memmen von Innoslern.
Ihr könnt nach der Behandlung meinen letzten Stängel Schwarzer Weiser haben. Jetzt geht das nicht, weil sonst die Heilwirkung beeinträchtigt werden würde.
sagte Migo, der gerade ein paar Kräuter suchte. Er erinnerte sich an die Worte, die ihm sein Onkel beigebracht hatte:
Bei Schnupfen Husten und ähnlichen Gebrechen,
sollst du Heilpflanze nehmen, das ist kein Verbrechen.
  Doch das Extrakt aus Heilkraut wirkt doppelt gut,
wenn du dazu nimmst Eisenhut.
Wenn du keinen hast,
verwende die Dunkelpilze nicht für die Mast.
Danach nimmst du Rabenkraut und Feuerwurz
und gesund wirst du über lang oder kurz.
sagte Migo zu sich selbst.
Zugegeben, es war ein einfaches Gedicht, doch so konnte Migo sich die Zutaten besser merken.
Dunkelpilze und Heilkraut hatte er dabei. Auch ein Blatt Feuerwurzel hatte er noch in einer Tasche, doch mit Rabenkraut würde es schwerer werden.
Migo wühlte überall herum, doch er konnte keines finden.
Vielleicht hatte ja Dark Cycle noch ein oder zwei Blätter.
Migo schaute sich um und bemerkte eine Truhe.
Es war nicht gerade die feine Art sie einfach aufzumachen, doch es war ein Notfall.
Und tatsächlich fand Migo noch ein kleines Blättchen des seltenen Krautes in der Truhe.
Als er alle Zutaten beisammen hatte, nahm er zwei Steine, und zerquetschte die Blätter des Heilkrautes und ließ die Flüssigkeit, die rauskam in eine kleine Schale tropfen, die er im Zimmer gefunden hatte.
Danach nahm er den Dunkelpilz, schnitt ihn klein und gab die kleinen Stückchen zu der Flüssigkeit.
Dieses Gemisch stellte er zur Seite.
Migo benötigte ein Stück Stoff, also riss er sich wieder etwas von seiner Kleidung ab.
Die Feuerwurzel und das Rabenkraut tat er nun auf das Stück Stoff.
Danach rollte er es auf und hielt es einen Moment über den Kamin.
Diese Binde nahm er nun und legte sie auf Yenais Nase.
Das müsste genügen. Trinkt nun den Trank und wenn ihr eine halbe Stunde wartet, werdet ihr befreit sein von eurem Heuschnupfen.
sagte Migo zufrieden.


Yenai

enai beäugte das Gebräu skeptisch. "Und das soll funktionieren?"
Hoffentlich war dieser Migo kein Verbündeter der Fleischwanzen, der ihn nur vergiften wollte. Doch nein, bisher hatte der Ritter noch nie von menschlichen Verbündeten dieser furchtbaren Rasse gehört, außerdem hatte er keine andere Wahl: Todesmutig packte der Ritter den Trank und kippte ihn in einem Zug hinunter. Dann schloss er die Augen, um seinen Tod zu erwarten.

Etwas eine halbe Stunde rührte er sich nicht, doch schließlich öffnete er vorsichtig die Augen. Nanu? Er lebte ja immer noch? Außerdem war der Juckreiz in der Nase weg, genauso wie die Schwellung der Augen. Das war ja toll...
Yenai sprang auf und umarmte den Barbier. "Boah, danke! Du bist jetzt mein bester Freund.", bestimmte er, während er an seinem Arm herumnestelte und eines der vielen Goldkettchen losmachte, welches er dem hohen Novizen überreichte. "Hier, als Belohnung. Achja, Innos wird dir das natürlich lohnen, wenn du gestorben bist. Und der Schläfer sowieso.", versprach der Streiter Innos eifrig.


Migo

igo nahm dankend das Goldkettchen an und befestigte es an seinem Arm.
Ihr Ritter seid ja doch nicht so schlecht wie ich immer dachte.
Und überaus schlau seid ihr auch, deswegen möchte ich dir ein Angebot machen.
sagte Migo und kramte den Jagdbogen hervor.
Siehst du diesen Bogen? Das ist der beste Jagdbogen, den du auf dieser Seite des Meeres bekommen kannst. Für dich kostet er nur 340 Goldstücke.
Du kannst ihn als tolle Dekoration benutzten und ihn dir an die Wand hängen.


Yenai

er beste Bogen auf dieser Seite des Meeres? Das klang ja nicht schlecht, 340 Goldstücke waren sicher nicht zu teuer dafür. Yenai hatte zwar noch nie einen Bogen in der Hand gehabt, aber er konnte ihn ja einfach bei sich tragen, dass sah sicher sehr respekteinflößend und rittermäßig aus. "Gut, abgemacht.", meinte der Streiter Innos, "Aber 340 sind mir doch ein bisschen viel. Sagen wir...400?" Er konnte leider nicht zählen und hatte deshalb auch keine Ahnung, wie viel das war, aber er wusste, dass man beim Kauf von Waffen immer handeln musste, um sie möglichst billig zu bekommen. Ein selbstzufriedenes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Ja, er war wirklich ein gerissener Kerl.


Migo

igo war überaus überrascht von dem Angebot, das ihm Yenai machte.
Ich sehe du bist ein gerissener Kerl. Gut, für 400 Goldstücke bekommst du ihn.
sagte Migo.
Yenai übergab ihm einen Lederbeutel, der prall gefüllt war.
Migo öffnete ihn und zählte nach. Es waren tatsächlich 400 Goldstücke.
Ich muss nun sehr dringliche Geschäfte erledigen, ich hoffe wir begegnen uns mal wieder. Es war mir eine ehre mit dir Geschäfte zu machen.


Yenai

s wurde dunkel, und somit Zeit gehen für Yenai. Ganz ohne Schnupfen, dafür mit einem nigelnagelneuen Bogen ausgestattet, rannte er fröhlich zur Klosterpforte hinaus, schlug ein Rad und wäre dabei beinahe von der Brücke gestürzt. Mit nun etwas gedämpfter Freude ging er weiter, um noch vor Mitternacht Khorinis zu erreichen. Er musste sich beeilen, sonst erwischten ihn noch die Fleischwanzen, denn die Nacht war die Stärke dieser Bestien. Da waren sie so stark wie nie, fast unbesiegbar. Nichts wie weiter, den Weg entlang. Zum Glück war es nicht sonderlich weit bis zur Stadt.


Yenai

rleichtert, die Reise gut überstanden zu haben, begab sich Yenai sofort ins obere Viertel, wo bereits einer seiner Schüler wartete. "Was sitzt du hier rum? Weitermachen! Und wo steckt der Andere?", brüllte er als Begrüßung, um nur Sekunden später von einer zornigen Stimme unterbrochen zu werden. "Und was brüllst du hier rum, zu nachtschlafender Zeit? Sei still oder ich werde mich bei Lord Hagen über dich beschweren!" Der reiche Bürger, der im Morgenrock auf den Platz gerannt kam, sah alles andere als nett aus.

"Kommt, Kinderchen, wir gehen.", bestimmte der Ritter. "Vor der Kaserne übt es sich sowieso viel besser."
Auf dem Weg dorthin erzählte er seinem Schützling von seinen neuesten Heldentaten und ließ seinen neuen Bogen bewundern. Umgehen konnte er damit war nicht, aber es sah einfach nur gut aus. Vielleicht fand sich ja irgendwann einmal ein Lehrmeister, der ihm den Umgang damit zeigte, wenn nicht, war es auch nicht weiter schlimm.

Schließlich pflanzte Yenai sich auf dem Kasernenhof auf. "So, jetzt aber weitermachen, du fauler Sack", schrie er, "Schau mir zu und lernt." Yenais Zorn glitt aus der Scheide und sauste Sekundenbruchteile später durch die Luft, als der Streiter Innos einige komplizierte Schlagfolgen vorführte, die seine Schüler später im Kampf einsetzen sollten.