Milgo
ilgo, welcher vor seinem Haus auf seiner Bank saß guckte einem verschwitzten
Banditen beim Schwerttraining zu. Er schien auch bei Yenai zu trainieren,
so wie der aussah.
Dieser Yenai war wirklich ein komischer Kerl, vielleicht war er aber auch
nur betrunken gewesen. Er hatte ihn nun zwei Tage lang nicht mehr gesehen.
Ein schlechtes Zeichen. Vielleicht wusste der Bandit mehr. Milgo stand
auf und ging direkt zu ihm. Als er bei ihm ankam fragte er:
Milgo: Trainierst du auch bei Yenai? Und wenn, weißt du wo er ist?
Yenai
ls Antwort
erklang ein lautes Niesen hinter Milgo. "Hab Heu'nupfen", erklärte
Yenai, wobei er seine Schüler kläglich aus den zugeschwollenen
Augen betrachtete. "Weiterüben", befahl er, während
er sich bereits auf den Weg in Richtung Stadttor machte. Vielleicht konnten
ja die Magier helfen? Bei Innos, er sah kaum noch die Hand vor Augen und
erst recht nicht die Hauswand vor der Nase. Sehr nachteilig, besonders
wenn man durch die halbe Stadt gehen musste. Wie ein Blinder tastend wankte
der Ritter durch die Gassen, über den Marktplatz und schließlich
aus dem Stadttor. Doch jetzt fing das Abenteuer erst richtig an, es gab
allerhand Abgründe zum Hineinfallen und Steine, über die er
stolpern konnte, blind wie er war. Da half nur eine Menge Gottvertrauen
und Glück.
Yenai
mmer noch
niesend erreichte Yenai schließlich die Klosterpforte. Er hoffte
zumindest, dass es die Klosterpforte war, sehen konnte er es nicht wirklich
mit seinen tränenden, zugeschwollenen Augen. Der Novize am Tor konnte
zwar nicht verstehen, was der Ritter zwischen den Schneuzern und Niesern
nuschelte, aber er ließ ihn als Streiter Innos trotzdem passieren.
Im Innenhof angekommen, tastete sich der tapfere Recke die Wand entlang
und warf versehentlich ein paar Schafe um, bevor seine vorgestreckten
Hände etwas weiches spürten - ein Gesicht. Er packte zu: "Du
muss' mir helfen, edler Magier, hab Heu'nupfen, ganz schlimm." Er
verzog den Mund zu einem gequälten Gesichtsausdruck, um zu zeigen,
wie schlecht es ihm ging.
Migo
igo, machte
gerade einen kleines Spaziergang um das Kloster zu erkunden.
Doch als er sich gerade ein bisschen ausruhen wollte kam plötzlich
so ein Idiot von Ritter dahergestolpert und meinte, dass Migo ein Magier
sei.
Wie kann er es wagen! Ich so ein aufgeblasener, hochnäsiger ungläubiger
Feuermagier!
dachte Migo. Er wollt gerade ein paar der übelsten Wörter zu
dem Ritter Innos sagen, doch er konnte sich noch im letzten Moment fassen,
denn da fiel ihm gerade ein, dass er ja ein paar Bögen zu verkaufen
hatte.
Möge der Schläfer ihm vergeben, doch wenn er das nächste
mal eine ähnliche Dummheit sagt soll ihn der Zorn des Allmächtigen
treffen. Dann sagte Migo zu dem Streiter Innos:
Ihr irrt euch. Ich bin kein Magier Innos sondern ein Anhänger des
allmächtigen Schläfers. Übrigens würde ich euch raten
auch ein Anhänger des Schläfers zu werden, denn er würde
euch Gesundheit schenken und euch von allen Leiden befreien.
Doch er wusste genau, dass er noch so viel Weisheiten vom Schläfer
erzählen konnte, dieses etwas von Innos Anhänger würde
ihm ja doch nicht glauben.
Aber helfen kann ich euch sehr wohl. Ich bin ein Barbier. Doch bevor ich
euch helfe möchte ich erst wissen wer ihr seid.
sagte der Hohe Novize weiter.
Yenai
"ch
bin der Yenai, großer Kämpfe', gläubiger Strei'er Innos
und den Res' erzähl ich dir, wenn ich gehei't bin.", ließ
der Ritter verlauten. Zu schade, dass ihm das Sprechen zur Zeit so viel
Mühe bereitete, er hätte dem Novizen gerne von seinen Heldentaten
berichtet. Wie er den Luzkan mit bloßer Hand erwürgt, den Drachen
besiegt und unermesslichen Ruhm erlangt hatte, indem er blutfeuer gerettet
und den Eisgarten entdeckt hatte.
Achja, die Welt vom Bösen befreit hatte er auch noch. Ebenfalls nicht
zu verachten waren seine Geschichten über den heldenhaften Kampf
gegen die Übermacht der dämonischen Fleischwanzen. Aber das
konnte er ja dann nachholen, sobald er geheilt war. Das war derzeit das
Wichtigste, wie ihm ein weiterer Niesanfall klar machte. Hoffentlich verstand
der Schläferanbeter etwas von seinem Handwerk...
Migo
roßer
Kämpfer...tss...ich wette das ist so ein dahergelaufener Strolch,
der noch nicht einmal ein Schwert gehalten hat.
Überhaupt erlangt man wahren Ruhm erst dadurch, dass man gläubig
wird und den Schläfer anbetet, denn er bestimmt unser Tun und Denken.
Dachte Migo.
Dann sagte er zu dem Ritter:
Ich bin Migo, Hoher Novize des Schläfers und Barbier. Mehr braucht
ihr vorerst nicht zu wissen. Ich habe meine Barbierutensilien und Kräuter
in einer Kammer eines Magiers. Folgt mir.
Mit leichtem Schritt ging Migo voran. Yenai kam nur schwer hinterher.
Doch der Weg war nicht lang und nach einem kurzem Moment standen sie schon
im Zimmer.
Legt euch aufs Bett, ich werde sehen was sich tun lässt.
sagte der Hohe Novize.
Yenai
olgsam
legte sich Yenai hin. "Aber nich weh tun", verlangte er, während
er damit begann, sich mental auf die grausamen Dinge einzustellen, die
der Barbier mit ihm machen würde. Vielleicht würde er ein Bein
absägen oder ein Loch in die Nase machen, damit der Heuschnupfen
raus konnte? Oder würde er, was noch viel schlimmer war, ihm bittere
Medizin geben? Grauenhafte Vorstellung. "Kann ich wenig'tens noch
eine let'te Zigarette kriegen? Oder eine Augenbinde?", bat der Ritter.
Hoffentlich war Innos seiner Seele gnädig, wenn er das hier nicht
überlebte.
Migo
eim Schläfer!
Diese Memmen von Innoslern.
Ihr könnt nach der Behandlung meinen letzten Stängel Schwarzer
Weiser haben. Jetzt geht das nicht, weil sonst die Heilwirkung beeinträchtigt
werden würde.
sagte Migo, der gerade ein paar Kräuter suchte. Er erinnerte sich
an die Worte, die ihm sein Onkel beigebracht hatte:
Bei Schnupfen Husten und ähnlichen Gebrechen,
sollst du Heilpflanze nehmen, das ist kein Verbrechen.
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Doch
das Extrakt aus Heilkraut wirkt doppelt gut,
wenn du dazu nimmst Eisenhut.
Wenn du keinen hast,
verwende die Dunkelpilze nicht für die Mast.
Danach nimmst du Rabenkraut und Feuerwurz
und gesund wirst du über lang oder kurz.
sagte Migo zu sich selbst.
Zugegeben, es war ein einfaches Gedicht, doch so konnte Migo sich die
Zutaten besser merken.
Dunkelpilze und Heilkraut hatte er dabei. Auch ein Blatt Feuerwurzel hatte
er noch in einer Tasche, doch mit Rabenkraut würde es schwerer werden.
Migo wühlte überall herum, doch er konnte keines finden.
Vielleicht hatte ja Dark Cycle noch ein oder zwei Blätter.
Migo schaute sich um und bemerkte eine Truhe.
Es war nicht gerade die feine Art sie einfach aufzumachen, doch es war
ein Notfall.
Und tatsächlich fand Migo noch ein kleines Blättchen des seltenen
Krautes in der Truhe.
Als er alle Zutaten beisammen hatte, nahm er zwei Steine, und zerquetschte
die Blätter des Heilkrautes und ließ die Flüssigkeit,
die rauskam in eine kleine Schale tropfen, die er im Zimmer gefunden hatte.
Danach nahm er den Dunkelpilz, schnitt ihn klein und gab die kleinen Stückchen
zu der Flüssigkeit.
Dieses Gemisch stellte er zur Seite.
Migo benötigte ein Stück Stoff, also riss er sich wieder etwas
von seiner Kleidung ab.
Die Feuerwurzel und das Rabenkraut tat er nun auf das Stück Stoff.
Danach rollte er es auf und hielt es einen Moment über den Kamin.
Diese Binde nahm er nun und legte sie auf Yenais Nase.
Das müsste genügen. Trinkt nun den Trank und wenn ihr eine halbe
Stunde wartet, werdet ihr befreit sein von eurem Heuschnupfen.
sagte Migo zufrieden.
Yenai
enai beäugte
das Gebräu skeptisch. "Und das soll funktionieren?"
Hoffentlich war dieser Migo kein Verbündeter der Fleischwanzen, der
ihn nur vergiften wollte. Doch nein, bisher hatte der Ritter noch nie
von menschlichen Verbündeten dieser furchtbaren Rasse gehört,
außerdem hatte er keine andere Wahl: Todesmutig packte der Ritter
den Trank und kippte ihn in einem Zug hinunter. Dann schloss er die Augen,
um seinen Tod zu erwarten.
Etwas eine halbe Stunde rührte er sich nicht, doch schließlich
öffnete er vorsichtig die Augen. Nanu? Er lebte ja immer noch? Außerdem
war der Juckreiz in der Nase weg, genauso wie die Schwellung der Augen.
Das war ja toll...
Yenai sprang auf und umarmte den Barbier. "Boah, danke! Du bist jetzt
mein bester Freund.", bestimmte er, während er an seinem Arm
herumnestelte und eines der vielen Goldkettchen losmachte, welches er
dem hohen Novizen überreichte. "Hier, als Belohnung. Achja,
Innos wird dir das natürlich lohnen, wenn du gestorben bist. Und
der Schläfer sowieso.", versprach der Streiter Innos eifrig.
Migo
igo nahm
dankend das Goldkettchen an und befestigte es an seinem Arm.
Ihr Ritter seid ja doch nicht so schlecht wie ich immer dachte.
Und überaus schlau seid ihr auch, deswegen möchte ich dir ein
Angebot machen.
sagte Migo und kramte den Jagdbogen hervor.
Siehst du diesen Bogen? Das ist der beste Jagdbogen, den du auf dieser
Seite des Meeres bekommen kannst. Für dich kostet er nur 340 Goldstücke.
Du kannst ihn als tolle Dekoration benutzten und ihn dir an die Wand hängen.
Yenai
er beste
Bogen auf dieser Seite des Meeres? Das klang ja nicht schlecht, 340 Goldstücke
waren sicher nicht zu teuer dafür. Yenai hatte zwar noch nie einen
Bogen in der Hand gehabt, aber er konnte ihn ja einfach bei sich tragen,
dass sah sicher sehr respekteinflößend und rittermäßig
aus. "Gut, abgemacht.", meinte der Streiter Innos, "Aber
340 sind mir doch ein bisschen viel. Sagen wir...400?" Er konnte
leider nicht zählen und hatte deshalb auch keine Ahnung, wie viel
das war, aber er wusste, dass man beim Kauf von Waffen immer handeln musste,
um sie möglichst billig zu bekommen. Ein selbstzufriedenes Lächeln
umspielte seine Mundwinkel. Ja, er war wirklich ein gerissener Kerl.
Migo
igo war
überaus überrascht von dem Angebot, das ihm Yenai machte.
Ich sehe du bist ein gerissener Kerl. Gut, für 400 Goldstücke
bekommst du ihn.
sagte Migo.
Yenai übergab ihm einen Lederbeutel, der prall gefüllt war.
Migo öffnete ihn und zählte nach. Es waren tatsächlich
400 Goldstücke.
Ich muss nun sehr dringliche Geschäfte erledigen, ich hoffe wir begegnen
uns mal wieder. Es war mir eine ehre mit dir Geschäfte zu machen.
Yenai
s wurde
dunkel, und somit Zeit gehen für Yenai. Ganz ohne Schnupfen, dafür
mit einem nigelnagelneuen Bogen ausgestattet, rannte er fröhlich
zur Klosterpforte hinaus, schlug ein Rad und wäre dabei beinahe von
der Brücke gestürzt. Mit nun etwas gedämpfter Freude ging
er weiter, um noch vor Mitternacht Khorinis zu erreichen. Er musste sich
beeilen, sonst erwischten ihn noch die Fleischwanzen, denn die Nacht war
die Stärke dieser Bestien. Da waren sie so stark wie nie, fast unbesiegbar.
Nichts wie weiter, den Weg entlang. Zum Glück war es nicht sonderlich
weit bis zur Stadt.
Yenai
rleichtert,
die Reise gut überstanden zu haben, begab sich Yenai sofort ins obere
Viertel, wo bereits einer seiner Schüler wartete. "Was sitzt
du hier rum? Weitermachen! Und wo steckt der Andere?", brüllte
er als Begrüßung, um nur Sekunden später von einer zornigen
Stimme unterbrochen zu werden. "Und was brüllst du hier rum,
zu nachtschlafender Zeit? Sei still oder ich werde mich bei Lord Hagen
über dich beschweren!" Der reiche Bürger, der im Morgenrock
auf den Platz gerannt kam, sah alles andere als nett aus.
"Kommt, Kinderchen, wir gehen.", bestimmte der Ritter. "Vor
der Kaserne übt es sich sowieso viel besser."
Auf dem Weg dorthin erzählte er seinem Schützling von seinen
neuesten Heldentaten und ließ seinen neuen Bogen bewundern. Umgehen
konnte er damit war nicht, aber es sah einfach nur gut aus. Vielleicht
fand sich ja irgendwann einmal ein Lehrmeister, der ihm den Umgang damit
zeigte, wenn nicht, war es auch nicht weiter schlimm.
Schließlich pflanzte Yenai sich auf dem Kasernenhof auf. "So,
jetzt aber weitermachen, du fauler Sack", schrie er, "Schau
mir zu und lernt." Yenais Zorn glitt aus der Scheide und sauste Sekundenbruchteile
später durch die Luft, als der Streiter Innos einige komplizierte
Schlagfolgen vorführte, die seine Schüler später im Kampf
einsetzen sollten.
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